„Berliner Morgenpost“: Ein klarer Wahlsieger – Leitartikel von Christine Richter zur Berlin-Wahl

Das Wahlergebnis ist klarer ausgefallen als von vielen erwartet :

Die Ber­li­ner CDU mit ihrem Spit­zen­kan­di­da­ten Kai Weg­ner hat fast zehn Pro­zent­punk­te hin­zu­ge­won­nen und liegt damit mit fast zehn Pro­zent vor der Ber­li­ner SPD und den Grü­nen. Rot-Grün-Rot ist in Ber­lin bei der Wie­der­ho­lungs­wahl, die wegen der vie­len Pan­nen im Sep­tem­ber 2021 erfor­der­lich gewor­den war, abge­wählt wor­den. Die Ber­li­ner haben sich für den Wech­sel ent­schie­den – und Hoff­nung auf eine ande­re Regierung.

Der Regie­rungs­auf­trag liegt nun bei der CDU und Weg­ner. Da die FDP es wohl nicht mehr ins Abge­ord­ne­ten­haus schaf­fen wird, kann Kai Weg­ner – wie es immer sein Ziel im Wahl­kampf war – ein Zwei­er-Bünd­nis bil­den. Mit der SPD oder mit den Grü­nen. Am Wahl­abend taten die füh­ren­den Ver­tre­ter von SPD, Grü­nen und Lin­ke noch so, als ob sie ein­fach wei­ter­ma­chen könn­ten. In den nächs­ten Tagen wird sich sicher auch bei den drei Par­tei­en die Erkennt­nis durch­set­zen, dass sie Stim­men­ver­lus­te hin­neh­men muss­ten, dass die Ber­li­ner nicht mehr wol­len, dass es mit ihnen in die­ser Kon­stel­la­ti­on in Ber­lin wei­ter­ge­hen soll.

Für die SPD und die Regie­ren­de Bür­ger­meis­te­rin Fran­zis­ka Gif­fey ist das Wahl­er­geb­nis ein Deba­kel. Nach nur einem Jahr im Amt haben sich noch mehr Ber­li­ner von der SPD abge­wandt, sie hat für die Sozi­al­de­mo­kra­ten das his­to­risch schlech­tes­te Wahl­er­geb­nis ein­ge­fah­ren. Gif­fey könn­te das Ende ihrer poli­ti­schen Kar­rie­re drohen.

Die Ber­li­ner haben in den ver­gan­ge­nen Jah­ren erle­ben dür­fen, wie schwie­rig eine Drei­er-Koali­ti­on zusam­men regiert. Die rot-rot-grü­ne Zeit unter Micha­el Mül­ler war bis 2021 von viel Streit geprägt, das ver­gan­ge­ne Jahr unter Gif­fey auch. Die drei Par­tei­en, die sich alle links ver­or­ten, gönn­ten sich wenig – und tru­gen ihre Kon­flik­te auch öffent­lich aus. Das aber mögen Wäh­ler nicht – weder in Ber­lin noch in ande­ren Ländern.

Und die Ber­li­ner sind es leid, dass so viel in ihrer Stadt nicht funk­tio­niert. In wel­chem Bun­des­land erlebt man, dass eine Lan­des­re­gie­rung eine Wahl nicht ordent­lich orga­ni­sie­ren kann, die­se Wahl dann wegen der vie­len Pan­nen vom Ver­fas­sungs­ge­richt für ungül­tig erklärt wird – und der ver­ant­wort­li­che Innen­se­na­tor bleibt ein­fach im Amt. In wel­chem Bun­des­land sind die Ter­mi­ne im Bür­ger­amt für Mona­te aus­ge­bucht – und neue gar nicht erst buch­bar ? Wo müs­sen Men­schen wochen­lang auf Geburts- oder Ster­be­ur­kun­den war­ten ? Die Stadt, sie braucht jetzt rasch eine sta­bi­le und ver­läss­li­che Regierung.

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Quel­le : BER­LI­NER MOR­GEN­POST, Redaktion
Ori­gi­nal-Con­tent von : BER­LI­NER MOR­GEN­POST, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit : Ado­be­Stock 199498278 – Brisystem

 

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