Karin Voss aus Antfeld: So viel Armut und dennoch so viele glückliche Gesichter

So viel Armut und dennoch so viele glückliche Gesichter

 

Ant­feld. Auf der einen Sei­te vie­le Pro­ble­me, ver­ur­sacht durch Armut und Kul­tur, auf der ande­ren Sei­te vie­le zufrie­de­ne Gesich­ter: Karin Voss aus Ant­feld war im Mai und Juni die­ses Jah­res für zwei Mona­te im ost­afri­ka­ni­schen Tan­sa­nia und hat bei­des erlebt.

 

„Die Tansanianer*innen machen sich kei­nen Stress. Sie geben sich mit dem zufrie­den, was sie sind und haben. Die Men­schen freu­en sich über Din­ge, die für uns noch nicht ein­mal der Rede wert sind“, fasst die 26-Jäh­ri­ge, die ihren Bache­lor in Kind­heits­päd­ago­gik und den Mas­ter in Sozia­ler Arbeit absol­vier­te, einen ihrer wich­tigs­ten Ein­drü­cke zusam­men. Über ihre Rei­se möch­te sie berich­ten, weil sie zum einen die­ses „Haku­na Mata­ta – Mach Dir kei­ne Sor­gen“ auch den Deut­schen gern ein wenig ver­mit­teln wür­de. Zum ande­ren hofft sie auf Spen­den für Pro­jek­te, die sie ken­nen ler­nen durf­te und die ihr am Her­zen lie­gen. Die Organsia­ti­on „STEP AFRI­CA“ in Tan­sa­nia, über die sie in der Stadt Aru­sha war, bie­tet viel­fäl­ti­ge Frei­wil­li­gen­pro­jek­te, Prak­ti­ka und kul­tur­sen­si­ble Rei­sen an. „Tan­sa­nia ist ein Ent­wick­lungs­land. Vie­le Men­schen leben unter­halb der Armuts­gren­ze. Der Haupt­wirt­schafts­zweig ist die Land­wirt­schaft. 80 Pro­zent der Bevöl­ke­rung leben in länd­li­chen Gebie­ten abseits der gro­ßen Städ­te“, sagt Karin Voss.

Vor allem im „Out­reach“, auf dem Land, ging es dar­um, die Men­schen auf­zu­klä­ren: „So zum Bei­spiel über das The­ma Ver­hü­tung, damit die Wahr­schein­lich­keit für frü­he Schwan­ger­schaf­ten und eine HIV-Infek­ti­on sinkt. Und obwohl eine weib­li­che Beschnei­dung in Tan­sa­nia schon seit Jahr­zehn­ten gesetz­lich ver­bo­ten ist, wird sie nach wie vor noch als Ritu­al in vie­len Stäm­men voll­zo­gen“, erklärt Karin Voss. „Wir haben ver­sucht, den Mäd­chen und Frau­en näher zu brin­gen, dass dies gra­vie­ren­de Fol­gen haben kann und ihrer phy­si­schen und psy­chi­schen Gesund­heit scha­det. Für vie­le kam die­se Auf­klä­rung zu spät, aber es bleibt die Hoff­nung, dass sie sich dafür ein­set­zen, dass dies viel­leicht in Zukunft ihren Kin­dern und Kin­des­kin­dern erspart bleibt.“ Sie erleb­te klei­ne Kin­der von 0 bis 3 Jah­ren, die in Kin­der­hei­men leben muss­ten, weil ihre Fami­li­en sie ver­sto­ßen hat­ten oder Eltern ver­stor­ben waren. „Ziel war es, sie zu ihren Fami­li­en zurück­zu­füh­ren oder Adop­tiv­el­tern zu ver­mit­teln.“ Schlimm ist auch die Lage für vie­le Kin­der mit Behin­de­run­gen: „Viel­fach gilt ihre Beein­träch­ti­gung noch als eine Art Fluch und es gibt nur weni­ge Ein­rich­tun­gen, wo sie auf­ge­fan­gen werden.“

Von Eman­zi­pa­ti­on und Gleich­be­rech­ti­gung sei Tan­sa­nia noch weit ent­fernt. „Män­ner haben das Sagen. Im Rah­men des Out­reach-Pro­jek­tes haben wir Frau­en des­halb dazu ermu­tigt, über ein eige­nes Busi­ness nach­zu­den­ken, um eigen­stän­dig und unab­hän­gig wer­den zu kön­nen. Vie­le der Frau­en zeig­ten sich unheim­lich inter­es­siert und schmie­de­ten den Plan, gemein­sam Schmuck aus klei­nen bun­ten Per­len her­zu­stel­len und die­sen auf Märk­ten zu verkaufen.“

Den „Mzun­gus“, den „rei­chen Wei­ßen“ gegen­über, erleb­te Karin Voss auch eine gewis­se Ver­schlos­sen­heit und auch Dreis­tig­keit. „Nicht sel­ten woll­te man uns Din­ge für einen viel zu hohen Preis andre­hen. Oft sind die Men­schen sehr pene­trant. Als hell­häu­ti­ger Mensch fühl­te ich mich manch­mal wie ein Tier im Zoo, auf das unge­wollt mit dem Fin­ger gezeigt wird und über das gere­det und teil­wei­se gelacht und in ihrer Lan­des­spra­che geläs­tert wird.“ Aber auch das ist nur die eine Sei­te der Medail­le. Auf der ande­ren ste­hen die vie­len freund­li­chen, ja, glück­li­chen und dank­ba­ren Gesich­ter. „Auf den Stra­ßen hört man die Men­schen immer wie­der Haku­na Mata­ta rufen und das trotz ihrer teil­wei­se für uns erschre­cken­den Lebens­be­din­gun­gen. ‚Mach Dir kei­ne Sor­gen‘, das habe ich in Deutsch­land noch nie jeman­den auf der Stra­ße sagen gehört.“

Die Ant­fel­de­rin freut sich über Spen­den für das Out­reach-Pro­gramm an den gemein­nüt­zi­gen Ver­ein “ndo­to Tan­z­a­nia“, der 2021 von zwei Frei­wil­li­gen aus Öster­reich ins Leben geru­fen wur­de und der mit „STEP AFRI­CA“ zusam­men­ar­bei­tet.  „Vor Ort gibt es Koordinator*innen, die selbst in Tan­sa­nia auf­ge­wach­sen sind und Sua­he­li spre­chen. Ich ste­he in Kon­takt zu ihnen und bie­te an, in ein paar Wochen in den Medi­en noch ein­mal kurz zu infor­mie­ren, in wel­che Pro­jek­te gespen­de­tes Geld geflos­sen ist. Denn Spen­den­quit­tun­gen kön­nen nicht aus­ge­stellt wer­den, weil der Ver­ein in Öster­reich sess­haft ist.“ Auch kann man sie gern direkt über E‑Mail voss.antfeld@t‑online.de kon­tak­tie­ren, falls es Fra­gen dazu gibt.

 

Spen­den­kon­to: Kon­to­in­ha­ber: ndo­to Tan­z­a­nia, IBAN: AT66 3743 5000 0010 9751, Ver­wen­dungs­zweck: Karin Voss.

 

Info

  • Aru­sha, wo sich Karin Voss die meis­te Zeit auf­hielt, ist eine Stadt im Nor­den Tan­sa­ni­as, wel­che ca. 400.000 Ein­woh­ner hat und zu Füßen des Mount Meru liegt.
  • Tan­sa­nia hat ins­ge­samt ca. 56 Mil­lio­nen Ein­woh­ner, die 130 ver­schie­de­nen Stäm­men ange­hö­ren. Die Natio­nal­spra­che ist Sua­he­li mit Eng­lisch als zwei­ter Amtssprache.

 

Quel­le: Son­ja Fun­ke, Freie Jour­na­lis­tin und Autorin, 59939 Olsberg

Bild­un­ter­schrift: „Karin Voss hat u.a. Kind­heits­päd­ago­gik stu­diert und küm­mer­te sich in Tan­sa­nia u.a. um Babies in Kin­der­hei­men und um Fami­li­en, die in den Dör­fern größ­ten­teils in gro­ßer Armut leben.“

Foto­credits: Karin Voss über Son­ja Funke