„Karrierefalle“: NGG kritisiert hohe Zahl befristeter Jobs im Hochsauerlandkreis

41 Prozent aller Neueinstellungen haben „Verfallsdatum“

win­ter­berg-total­lo­kal : Hoch­sauer­land­kreis : Ein Groß­teil der Neu­ein­stel­lun­gen im Hoch­sauer­land­kreis hat ein Ver­falls­da­tum : 2.330 von ins­ge­samt 5.619 neu abge­schlos­se­nen Arbeits­ver­trä­gen im Kreis waren im zwei­ten Quar­tal des ver­gan­ge­nen Jah­res befris­tet. Das ent­spricht einer Quo­te von 41 Pro­zent, wie die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten mit­teilt. Die NGG-Regi­on Süd­west­fa­len beruft sich hier­bei auf eine aktu­el­le Aus­wer­tung der Hans-Böck­ler-Stif­tung. „Befris­te­te Stel­len sind in der Lebens­mit­tel­bran­che und im Gast­ge­wer­be beson­ders ver­brei­tet. Und das, obwohl Bäcke­rei­en, Metz­ge­rei­en, Hotels und Restau­rants drin­gend neu­es Per­so­nal suchen. Das gewinnt man aber nicht, indem man wacke­li­ge Jobs bie­tet. Beschäf­tig­te suchen kei­ne Arbeit mit Ablauf­da­tum, son­dern eine lang­fris­ti­ge Per­spek­ti­ve“, betont NGG-Geschäfts­füh­re­rin Isa­bell Mura.

Nach Beob­ach­tung der Gewerk­schaft wer­den Befris­tun­gen häu­fig zur „Kar­rie­re­fal­le“ – gera­de für Berufs­star­ter. „Die Betrof­fe­nen haben grö­ße­re Schwie­rig­kei­ten, eine Woh­nung zu fin­den oder einen Kre­dit zu bekom­men. Manch­mal muss wegen unkla­rer Job-Aus­sich­ten sogar der eige­ne Kin­der­wunsch hin­ten ange­stellt wer­den“, so Mura. Jeder Arbeits­ver­trag habe eine Pro­be­zeit. Die­se rei­che in der Regel, um sich ein Bild vom Beschäf­tig­ten zu machen. Trotz­dem argu­men­tier­ten Wir­tin­nen oder Bäcker­meis­ter häu­fig damit, sie woll­ten „auf Num­mer sicher gehen“, was die Eig­nung des Mit­ar­bei­ters ange­he. „Dass es sich dabei um ein vor­ge­scho­be­nes Argu­ment han­delt, liegt auf der Hand. Befris­tun­gen sor­gen viel­mehr dafür, dass bewähr­te Fach­leu­te zu ande­ren Fir­men wech­seln“, so Mura.

Befris­tun­gen bräch­ten für die Betrof­fe­nen gleich meh­re­re Nach­tei­le, so die Gewerk­schaf­te­rin. Sie ver­weist auf eine Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf eine Klei­ne Anfra­ge der Lin­ken (Druck­sa­che 20/2418). Danach arbei­tet fast ein Drit­tel aller befris­tet Beschäf­tig­ten in Nord­rhein-West­fa­len zu Nied­rig­löh­nen (31,8 Pro­zent) – unter allen Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mern liegt die Quo­te bei 21,2 Pro­zent. Für knapp 60 Pro­zent aller Befris­tun­gen gibt es laut Bun­des­re­gie­rung in NRW kei­nen „Sach­grund“ wie etwa eine Eltern­zeit­ver­tre­tung oder eine Pro­be­zeit. Und jun­ge Beschäf­tig­te sind weit über­durch­schnitt­lich oft auf Zeit ange­stellt : In der Alters­grup­pe der 15- bis 24-Jäh­ri­gen liegt der Befris­tungs­an­teil an Rhein und Ruhr bei 31,4 Pro­zent – Aus­zu­bil­den­de nicht mit­ge­rech­net. Unter den 25- bis 34-Jäh­ri­gen hat jeder Sechs­te eine befris­te­te Stel­le (16,4 Pro­zent). Zum Ver­gleich : Im Schnitt liegt die Befris­tungs­quo­te lan­des­weit bei 9,8 Prozent.

 

Quel­le : Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG)

 

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