Im Hochsauerlandkreis verdienen Frauen 17 Prozent weniger als Männer

Frauentag am 8. März | NGG : „Corona Gefahr und Chance bei Gleichberechtigung“

win­ter­berg-total­lo­kal :

NGG : Frau­en beim Lohn wei­ter­hin im Nach­teil : Zum Inter­na­tio­na­len Frau­en­tag an die­sem Diens­tag weist die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG) auf gro­ße Ein­kom­mens­un­ter­schie­de zwi­schen den Geschlech­tern im Hoch­sauer­land­kreis hin. Frau­en, die eine Voll­zeit­stel­le haben, ver­die­nen im Kreis aktu­ell 17 Pro­zent weni­ger als ihre männ­li­chen Kol­le­gen. Wäh­rend der mitt­le­re Voll­zeit-Ver­dienst von Män­nern bei 3.475 Euro pro Monat liegt, kom­men Frau­en ledig­lich auf 2.895 Euro, so die NGG-Regi­on Süd­west­fa­len unter Beru­fung auf Zah­len der Bun­des­agen­tur für Arbeit. „Es kann nicht sein, dass Frau­en in punc­to Bezah­lung trotz glei­cher Arbeits­zeit sys­te­ma­tisch den Kür­ze­ren zie­hen“, kri­ti­siert Gewerk­schaf­te­rin Isa­bell Mura.

Die Coro­na-Pan­de­mie habe die Situa­ti­on teils ver­schärft – und alte Rol­len­bil­der ver­fes­tigt. „In Zei­ten von Lock­downs und Schul­schlie­ßun­gen waren es in vie­len Fami­li­en gera­de die Frau­en, die beruf­lich zurück­ste­cken und sich um Kin­der und Haus­halt küm­mern muss­ten“, sagt Mura. In Bran­chen wie dem Gast­ge­wer­be habe die Kri­se Frau­en zudem beson­ders stark getrof­fen – etwa weil sie über­durch­schnitt­lich oft in Mini­jobs arbei­te­ten. Die­se Stel­len sei­en nach zwei Jah­ren Pan­de­mie in gro­ßem Stil abge­baut wor­den. Die Betrof­fe­nen stün­den nach dem Job-Ver­lust ohne Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rung da und hät­ten auch kei­nen Anspruch auf das Kurzarbeitergeld.

Neben pre­kä­ren Arbeits­ver­hält­nis­sen gebe es aber in vie­len Betrie­ben nach wie vor einen gro­ßen ‚Gen­der Pay Gap‘, also eine erheb­li­che Lohn­lü­cke zwi­schen den Geschlech­tern. „So ver­die­nen Bäcke­rei­fach­ver­käu­fe­rin­nen in Nord­rhein-West­fa­len bei Voll­zeit rund 400 Euro weni­ger als Bäcker. Dabei haben bei­de eine drei­jäh­ri­ge Aus­bil­dung hin­ter sich und es im Arbeits­all­tag mit genau­so hohen Anfor­de­run­gen zu tun“, betont Mura. Die NGG-Geschäfts­füh­re­rin ruft die Unter­neh­men in der Regi­on dazu auf, die Ungleich­be­hand­lung zu been­den und „glei­chen Lohn für glei­che Arbeit“ zu zah­len. Gera­de mit Blick auf den Fach­kräf­te­man­gel im Lebens­mit­tel- und Gast­ge­wer­be soll­ten die Fir­men alles dar­an­set­zen, durch attrak­ti­ve Arbeits­be­din­gun­gen Frau­en zu gewin­nen. „Hier schlum­mert ein enor­mes Poten­ti­al für den hei­mi­schen Arbeits­markt“, so Mura.

Aller­dings ste­he auch die Poli­tik in der Pflicht, mehr für die Gleich­be­rech­ti­gung zu tun. Die NGG kri­ti­siert ins­be­son­de­re das Ehe­gat­ten­split­ting. „Das Steu­er­sys­tem bie­tet Frau­en, deren Part­ner ein gutes Ein­kom­men haben, kaum Anrei­ze, selbst beruf­lich durch­zu­star­ten. Durch hohe Abzü­ge in der Steu­er­klas­se V blei­ben vie­le von ihnen doch zuhau­se oder machen nur einen Mini­job. Hier muss die Bun­des­re­gie­rung eine Reform anpa­cken“, for­dert Mura.

Die Gewerk­schaft ver­weist zugleich auf Fort­schrit­te. Nach einer Stu­die des Wirt­schafts- und Sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Insti­tuts (WSI) der Hans-Böck­ler-Stif­tung haben Frau­en Män­ner bei den Bil­dungs­ab­schlüs­sen in den letz­ten Jah­ren über­holt. Hat­ten im Jahr 2005 bun­des­weit ledig­lich 26 Pro­zent aller Frau­en die Hoch­schul­rei­fe, waren es im Jahr 2019 gut 40 Pro­zent (Män­ner : 29 bzw. 39 Pro­zent). Auch die Zahl der Haus­hal­te, in denen Frau­en das Haupt­ein­kom­men bei­steu­er­ten, ist zuletzt deut­lich – auf ein Ach­tel aller Haus­hal­te – gestie­gen. Aller­dings sind Füh­rungs­po­si­tio­nen nach Anga­ben des WSI wei­ter­hin über­wie­gend in männ­li­cher Hand. Einer der Grün­de : Frau­en haben weit­aus häu­fi­ger eine Teil­zeit­stel­le als Männer.

Nach Ein­schät­zung der NGG könn­te die Pan­de­mie jedoch lang­fris­tig zu einem Umden­ken bei­tra­gen : „Coro­na kann auch eine Chan­ce für mehr Gleich­be­rech­ti­gung sein. Vie­le Män­ner haben in den letz­ten zwei Jah­ren erst­mals rich­tig erfah­ren, wel­che Arbeit Kin­der­be­treu­ung und Haus­halt machen – aber auch, wie wich­tig ihre Unter­stüt­zung zuhau­se ist“, so Mura weiter.

Foto­credits : NGG

Quel­le : Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG) – Regi­on Südwestfalen

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