GRENZENSLOS LIBORI

Ein Heiliger, der zwei Völker verbindet

win­ter­berg-total­lo­kal : Am Sonn­tag, dem 25. Juli 2021 fei­ert die katho­li­sche Kir­che in Sach­sen­berg, das Hoch­fest des Schutz­pa­trons der hohen Dom­kir­che zu Pader­born, dem hei­li­gen Liborius.

Vom 24. Juli bis 1. August 2021 fei­ert das Erz­bis­tum Pader­born unter dem Leit­wort „gren­zen­los Libo­ri“ sein Patro­nats­fest. Sowohl wäh­rend des Tri­du­ums als auch an jedem Tag der Fest­wo­che fin­den Got­tes­diens­te und Ange­bo­te statt. Dabei ste­hen Men­schen im Mit­tel­punkt, die von der Coro­na-Kri­se beson­ders betrof­fen sind.

Die katho­li­sche Kir­chen­ge­mein­de St. Lukas im Lich­ten­fel­ser Orts­teil Sach­sen­berg begeht am Sonn­tag, dem 25. Juli 2021, um 11.00 Uhr fei­er­lich das Hoch­fest zu Ehren des Hei­li­gen Libo­ri­us, des Schutz­pa­trons der Hohen Dom­kir­che zu Pader­born und lädt zu die­ser Mes­se herz­lich ein.

Das Hoch­fest des hei­li­gen Libo­ri­us ist tra­di­ti­ons­ge­mäß ein Höhe­punkt im Jah­res­ka­len­der der katho­li­schen Kir­che und im Erz­bis­tum Paderborn.

Im Jahr 836 wur­den die Reli­qui­en eines Bischofs aus sei­nem Hei­mat­bis­tum Le Mans im heu­ti­gen Frank­reich nach Pader­born gebracht. Durch die­ses Ereig­nis wur­de ein „Lie­bes­bund“ zwi­schen zwei Völ­kern gestif­tet, der auch nach fast zwölf Jahr­hun­der­ten Bestand hat und von Jung und Alt gelebt wird. Da lohnt es sich, ein­mal genau­er hin­zu­schau­en : Wer war die­ser Libo­ri­us, des­sen Hoch­fest im Erz­bis­tum Pader­born mor­gen, am 23. Juli, began­gen wird ? Und war­um wur­de ein Fran­zo­se zum Stolz eines gan­zen Erz­bis­tums in Ostwestfalen ?

Libo­ri­us leb­te als Mit­glied eines vor­neh­men gal­li­schen Geschlechts im 4. Jahr­hun­dert. Er wuchs auf geprägt vom Ein­fluss des römi­schen Rei­ches. Im Jahr 348 wur­de er zwei­ter Bischof des Bis­tums Le Mans. Er war damit Nach­fol­ger des hei­li­gen Juli­an, der heu­te Bis­tums­pa­tron von Le Mans ist und dem zu Ehren jedes Jahr dort im Janu­ar das Juli­ans­fest gefei­ert wird – qua­si als fran­zö­si­sches Pen­dant zum Libori-Fest.

Fast ein hal­bes Jahr­hun­dert soll Libo­ri­us laut Über­lie­fe­rung als Bischof von Le Mans segens­reich gewirkt haben. Er war mit dem hei­li­gen Mar­tin von Tours befreun­det, der ihm am Ster­be­bett zur Sei­te stand, als Libo­ri­us am Ende des 4. Jahr­hun­derts starb.

„Der Gott Geopferte“

Über­setzt man den Namen „Libo­ri­us“ aus dem Grie­chi­schen oder Latei­ni­schen, bedeu­tet er so viel wie „der Gott Geop­fer­te“. Alle, die den Namen Libo­ri­us tra­gen, haben am 23. Juli Namens­tag. An dem Tag fei­ert das gan­ze Erz­bis­tum Pader­born das Hoch­fest des hei­li­gen Libo­ri­us. Wie kam es dazu, dass ein fran­zö­si­scher Bischof eine so zen­tra­le Bedeu­tung für Pader­born erlan­gen konn­te – so zen­tral, dass er seit dem 11. Jahr­hun­dert Patron des Bis­tums und Schutz­hei­li­ger des Domes ist und heu­te auch die Stadt Pader­born unter sei­nem Schutz steht ?

Libo­ri­us als Brü­cken­bau­er zwi­schen Völkern

Im 9. Jahr­hun­dert war das dama­li­ge Bis­tum Pader­born erst weni­ge Jahr­zehn­te alt. Der Pader­bor­ner Bischof Badu­rad woll­te das Band zwi­schen sei­nem noch jun­gen Bis­tum und den schon im Glau­ben bewähr­ten Kir­chen des Fran­ken­reichs stär­ken und die Hei­li­gen­ver­eh­rung för­dern. Mit einem Emp­feh­lungs­schrei­ben von Kai­ser Lud­wig dem From­men zogen Pader­bor­ner Gesand­te im Jahr 836 nach Le Mans und erba­ten dort die Gebei­ne eines Hei­li­gen. Bischof und Gläu­bi­ge schenk­ten der Abord­nung aus Pader­born die Gebei­ne des hei­li­gen Libo­ri­us. Dies war der Beginn des bis heu­te andau­ern­den „Lie­bes­bun­des ewi­ger Bru­der­schaft“. Der hei­li­ge Libo­ri­us wur­de so im bes­ten Sinn zum Brü­cken­bau­er zwi­schen zwei Völkern.

Pfau und Stein­chen als Attribute

Zu Pfings­ten 836 erreich­te die Pro­zes­si­on mit den Gebei­nen des Hei­li­gen schließ­lich Pader­born. Laut einer Legen­de aus dem 18. Jahr­hun­dert soll ein Pfau der Pro­zes­si­on die gan­ze Zeit vor­an­ge­flo­gen sein – des­halb wird der hei­li­ge Libo­ri­us oft mit einem Pfau als Attri­but dar­ge­stellt. Auch im Hohen Dom zu Pader­born fin­den sich zahl­rei­che Pfau­en-Moti­ve. Ein wei­te­res Attri­but des Hei­li­gen ist ein auf­ge­schla­ge­nes Buch mit dar­auf lie­gen­den Stein­chen. Dies kenn­zeich­net Libo­ri­us als Hel­fer gegen Stein­lei­den aller Art.

Geraubt – und glück­lich zurückgekehrt

Im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg wur­den der Pader­bor­ner Dom­schatz und der Schrein mit den Reli­qui­en des hei­li­gen Libo­ri­us von Lands­knech­ten des luthe­ri­schen Her­zogs Chris­ti­an von Braun­schweig geraubt. Dies kam für Stadt und Bis­tum einer Kata­stro­phe gleich. Es gelang, die Reli­qui­en nach fünf Jah­ren zurück­zu­er­lan­gen – der Gedenk­tag an die „Rück­kehr“ des Hei­li­gen nach Pader­born wird jähr­lich am 25. Okto­ber als „Klein-Libo­ri“ begangen.

Liborifschrein Paderborn
Libo­rif­schrein Paderborn

1627 schuf der Künst­ler Hans Kra­ko einen neu­en, ver­gol­de­ten Sil­ber­schrein, in dem die Reli­qui­en bis heu­te zu Libo­ri aus­ge­stellt und ver­ehrt wer­den. Getra­gen wird der Schrein von den Libo­ri-Schrein­trä­gern, deren Gewän­der im 19. Jahr­hun­dert in Anleh­nung an die Uni­for­men der Schwei­zer Gar­de im Vati­kan gestal­tet wur­den. Über das Jahr ruhen die Reli­qui­en im Altar der Dom­kryp­ta in einem Ebenholzschrein.

Foto­credits : Tho­mas Throen­le / Erz­bis­tum Paderborn

Quel­le : Ralf Wie­gel­mann – Küster

 

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