Faszinierende Zeitreise in der Lichterkirche Ramsbeck

Gotteshaus soll mit innovativem Konzept und neuem Angebot ein echter Besuchermagnet werden

bri­lon-total­lo­kal : Rams­beck : „Da sprach Gott : Es wer­de Licht ! Und es wur­de Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war.“ So steht es schon in der Bibel. Und des­halb muss es wohl stim­men. In der Rams­be­cker Petrus-Kir­che aller­dings braucht man den lie­ben Gott nicht unbe­dingt, um den Innen­raum buch­stäb­lich zum (Er)Leuchten zu brin­gen. Da genügt schon ein ein­fa­cher Druck (Touch) auf das Dis­play und der Altar­raum strahlt in den bun­ten Far­ben des Regen­bo­gens. Dazu wird die pas­sen­de Musik gelie­fert und man kann sich ein­las­sen auf eine fas­zi­nie­ren­de Rei­se, zu der die „Lich­ter­kir­che Rams­beck“ einlädt.

Fast 150 Jah­re lang war das Rams­be­cker Got­tes­haus ein zen­tra­ler Mit­tel­punkt des evan­ge­li­schen Gemein­de­le­bens in der sau­er­län­di­schen Dia­spo­ra – bis 2012 gab es sogar die eigen­stän­di­ge Kir­chen­ge­mein­de Rams­beck-Andre­as­berg. Doch nach der Zusam­men­le­gung zur Auf­er­ste­hungs­ge­mein­de Ols­berg-Best­wig war die Rams­be­cker Kir­che nur noch eine von vier Got­tes­dienst­stät­ten. Wie an vie­len ande­ren Orten auch wur­den die Got­tes­dienst­be­su­cher weni­ger und es ent­wi­ckel­ten sich ver­schie­de­ne Über­le­gun­gen, wie das Gebäu­de in Zukunft inten­si­ver genutzt wer­den könnte.

Pfar­rer Diet­mar Schor­stein, der schon immer eine enge Bezie­hung zum Berg­bau hat­te („Mein Opa war Stei­ger“) und Pfar­rer Burk­hard Krie­ger hat­ten die Lich­ter­kir­che in Ratt­lar bei Wil­lin­gen ken­nen­ge­lernt. Als der Vor­sit­zen­de des För­der­ver­eins des Besu­cher­berg­wer­kes Rams­beck von einer wei­te­ren Lich­ter­kir­che in Glei­dorf berich­te­te, war ihnen schnell klar, dass ein „Pro­jekt Berg­bau-Lich­ter­kir­che“ eine Zukunft für das tra­di­ti­ons­rei­che Got­tes­haus wür­de sein kön­nen. Ein Pro­jekt, für das es sich zu enga­gie­ren lohne .

Und eben­so schnell war klar, dass man zur Rea­li­sie­rung star­ke Part­ner brau­chen wür­de, denn allein konn­te das die Evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de nicht stem­men. „Beim Berg­werks-För­der­ver­ein Rams­beck waren sie gleich Feu­er und Flam­me. Von dort kam auch die Idee, För­der­gel­der aus dem LEA­DER-Pro­gramm der EU und des Lan­des NRW zu bean­tra­gen“, blickt Schor­stein auf die ers­ten Gesprä­che zurück.

Die Begeis­te­rung des För­der­ver­eins kam dabei nicht von unge­fähr. Schließ­lich war die Kir­che fast ein Jahr­hun­dert lang von beson­de­rer Bedeu­tung für Rams­beck und sei­nen prä­gen­den Berg­bau. Hier wur­de regel­mä­ßig für die Berg­leu­te gebe­tet, die unter Tage wert­vol­le Metal­le wie Zink und Blei abbau­ten. Schor­stein : „Berg­bau, Glau­be und Kir­che gehör­ten eng zusam­men. In alter Zeit ging nie­mand ohne Gebet unter Tage, und nie­mand dank­te nicht Gott nach gesun­der Aus­fahrt.“ Ohne den Berg­bau hät­te es die­se Kir­che daher gar nicht im katho­li­schen Sau­er­land gegeben.
Die Män­ner, die für die kräf­te­zeh­ren­de und stets gefähr­li­che Arbeit im Berg ange­heu­ert wur­den, stamm­ten meist aus dem Harz, aus Sach­sen und Hes­sen und waren von der Kon­fes­si­on her über­wie­gend evan­ge­lisch. Mit einer eige­nen Kir­che soll­te die­sen „Gast­ar­bei­tern“ ein Stück Hei­mat gege­ben werden.

Alfred Braun, 1. Vor­sit­zen­der des För­der­ver­eins, weiß, dass die­se Män­ner stark im Glau­ben ver­wur­zelt waren. Davon zeu­gen zahl­rei­che Berg­ar­bei­ter-Kir­chen­lie­der. „Berg­leu­te“, so Braun, „stan­den immer mit einem Bein im Grab. Die Ort­schaf­ten um den Berg­bau wur­den nicht umsonst Wit­wen­dör­fer genannt.“ Kraft und Mut, immer wie­der in den Berg ein­zu­fah­ren, gaben ihnen dabei das Gebet und die Got­tes­diens­te in der Petrus-Kirche.

Vie­les davon kann man nach­emp­fin­den und nach­er­le­ben, wenn man in der Lich­ter­kir­che ist. Über ein inter­ak­ti­ves Touch-Ter­mi­nal, wel­ches mit einem Licht- und Audio­sys­tem im Kir­chen­raum ver­bun­den ist, kann man in die­se Zeit ein­tau­chen oder auch ein­fach nur medi­tie­ren. Die Fir­ma Media­Ki aus Hes­sen ent­wi­ckelt sol­che media­len Kir­chen­sys­te­me und hat auch die Macher der Lich­ter­kir­che Rams­beck bei der Umset­zung der Ideen unter­stützt : „Wir muss­ten das Rad nicht neu erfin­den“, macht Schor­stein deut­lich, dass man froh war, einen in sol­chen Kon­zep­ten erfah­re­nen Part­ner gefun­den zu haben.

Die Inhal­te wur­den wesent­lich von der Kir­chen­ge­mein­de gelie­fert ; das sorgt für eine gro­ße Authen­ti­zi­tät. Pfar­rer Schor­stein hat dazu auch eini­ge Inter­views geführt und auf­ge­nom­men : Gesprä­che mit Zeit­zeu­gen, die die akti­ve Zeit des Berg­baus noch erlebt haben und so schil­dern konn­ten, wel­che Bedeu­tung der Berg­bau, aber auch die Kir­che für die Men­schen in und um Rams­beck hat­ten. „Das war total span­nend“, erin­nert sich Schorn­stein an die­se „Gesprä­che am Küchentisch“.

Für den „guten Ton“ hat zudem Kir­chen­mu­sik­di­rek­tor Gerd Wei­mar gesorgt. Er hat eini­ge Berg­ar­bei­ter-Kir­chen­lie­der mit Mit­glie­dern eines klei­nen Män­ner­chors – mehr war wegen Coro­na nicht mög­lich – ein­ge­sun­gen und ein­ge­spielt. Wenn das Licht­spiel die Kir­che in bun­te Far­ben taucht und dazu die kräf­ti­gen Män­ner­stim­men ertö­nen – das hat was. „Beim Lied ‚Glück­auf, Glück­auf der Stei­ger kommt‘ bekom­me ich regel­mä­ßig Gän­se­haut“, ver­rät Schor­stein und ergänzt : „Wenn ich einen För­der­turm sehe, schlägt mein Herz höher. Das löst etwas in mir aus.“
Eine offi­zi­el­le Eröff­nung hat es bis­her noch nicht gege­ben. Das soll aber nach Mög­lich­keit im Spätsommer/​Herbst nach­ge­holt wer­den. Aber schon jetzt ist die Lich­ter­kir­che jeden Tag von 8 bis 18 Uhr geöff­net. Ein Besuch lohnt sich.

Bild : „Wenn ich einen För­der­turm sehe, schlägt mein Herz höher. Das löst etwas in mir aus.“ Gemein­sam mit sei­nem Kol­le­gen Burk­hard Krie­ger hat Pfar­rer Diet­mar Schor­stein das Kon­zept für die Lich­ter­kir­che Rams­beck erarbeitet.

Foto­credit : Hans-Albert Limbrock

Quel­le : Hans-Albert Limbrock

 

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