Hoffnung, Zuversicht und Zeit für Abschied : Trauerarbeit und Trauerbewältigung zur Osterzeit

Helga Hermann und Daniela Janine Peetz von der Organisation „Seelenbeben Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche“ bieten Unterstützung

win­ter­berg-total­lo­kal : Weni­ger den­ken. Mehr füh­lenwas so ein­fach klingt, ist für vie­le Men­schen, die einen lie­ben Men­schen ver­lo­ren haben, oft nur schwer zu rea­li­sie­ren. Oft hilft bei der Trauer­be­wäl­ti­gung pro­fes­sio­nel­le Unter­stüt­zung, Hil­fe und Beglei­tung. Dafür ste­hen die aus­ge­bil­de­ten Trau­er­be­glei­te­rin­nen Hel­ga Her­mann und Danie­la Janine Peetz von der Organisation „See­len­be­benTrau­er­be­glei­tung für Kin­der und Jugend­li­che“. Das „See­len­be­ben“-Duo berich­tet von sei­nerArbeit, von der Bedeu­tung des Oster­fes­tes ins­be­son­de­re für Trau­ern­de, von gesell­schaft­lich gepräg­ten Hal­tun­gen und von der Auf­ga­be, trau­ern­de Ange­hö­ri­ge zu einem achtsa­men Wei­ter­ge­hen auf dem Lebens­weg auch und gera­de in die­sen schwe­ren Zei­ten zu ermu­ti­gen.

Seelenbeben
Das See­len­be­ben-Duo Hel­ga Her­mann (l.) und Danie­la Jani­ne Peetz Stef­fi Rost !

In ein paar Tagen fei­ern wir Ostern, das gro­ße Fest der Chris­ten. Ein Ritu­al, das die Hoff­nung vie­ler Men­schen nährt. Eine Hoff­nung, dass mit dem Tod nicht alles vor­bei ist. Eine Hoff­nung auf ein Dana­ch. Eine Hoff­nung auf : Es geht wei­ter. Und das tut es“, sagen Danie­la Jani­ne Peetz und Hel­ga Her­mann mit Blick auf das Oster­fest, das ins­be­son­de­re dafürsteht, nach einem Ver­lust Hoff­nung zu ver­brei­ten, einen Neu­be­ginn zu beschrei­ben und damit vie­len Trau­ern­den das Gefühl schenkt, nicht allei­ne zu sein in der schwie­ri­gen Lebens­pha­se. Denn gera­dedann, wenn der Tod unver­mu­tet, unver­hofft ins Leben tritt und die Zeit für einen Abschied nicht reicht, sind Betrof­fene zunächst in einem Schock­zu­stand. „Das kann nicht sein ! Unmög­lich ! Eine Ver­wechs­lung!“ Hin­ter­blie­be­ne erle­ben die­se ers­te Pha­se wie einen inne­ren Tsu­na­mi und wer­den von viel­fäl­ti­gen Gefüh­len förm­lich mit­ge­ris­sen. In die­ser ers­ten Zeit braucht es ein achtsames Beglei­ten und ein zuhö­ren­des Da sein.

Akzep­tanz in der Gesell­schaft wesent­li­cher Faktor

Wir kön­nen die Zeit nicht anhal­ten, aber dafür Sor­ge tra­gen, sich auch jetzt und gera­de über die Oster­fei­er­ta­ge in die­sem Gefühls­wirr­warr Zeit zu neh­men. Denn hier ist etwas gesche­hen, das alle Wün­sche, alle Plä­ne, alle Hoff­nun­gen zunich­te macht. Es ist etwas gesche­hen, das die Aus­sicht auf ein Weiter­le­ben zunächst unmög­lich erschei­nen lässt. Es braucht Zeit, um den Ver­stand das Unfass­ba­re, das Unbe­greif­li­che ver­ste­hen zu las­sen“, betont Danie­la Jani­ne Peetz. Dazu gehö­reauch ein Begrei­fen des Ver­lus­tes, um die Rea­li­tät anneh­men zu kön­nen. Denn Trau­er ist viel mehr als nur schwarz und grau. Trau­er ist von vie­len Fak­to­ren abhän­gig und dau­ert viel län­ger als allgemein ange­nom­men. Oft­mals ist es nicht nur das viel umschrie­be­ne ers­te Jahr, indem Ange­hö­ri­ge den Ver­lust als Rea­li­tät anneh­men. Trau­er­zei­ten von drei bis fünf Jah­ren sind nor­mal und dafür braucht es die gesell­schaft­li­che Aner­ken­nung und das Begrei­fen : Ein Trau­ern­der ist nicht mehr der Mensch, der er ein­mal war und wird es auch nicht mehr sein oder wie­der wer­den. Denn Leben bedeu­tet Ver­än­de­rung und der Tod ord­net neu. 

Trau­er hat Ein­fluss auf vie­le Berei­che des Lebens. Sie kann zu kör­per­li­chen Sym­pto­men füh­ren wie Herz­be­schwer­den, Müdig­keit, Erschöp­fung, Schlaf­pro­ble­men, Ver­span­nun­gen, Enge und Druck­ge­fühl, Magen-Darm-Beschwer­den, Appe­tit­lo­sig­keit, Ver­span­nun­gen und Kreis­lauf­pro­ble­men. Als aus­ge­bil­de­te Trau­er­be­glei­terinnen wis­sen wir um die unterschied­li­chen Pha­sen der Trau­er und auch, dass sie immer indi­vi­du­ell ist und nicht line­ar, son­dern viel­schich­tig ver­läuft oder schein­bar still­steht oder zurück­geht wie die Flut“, sagt Hel­ga Her­mann.Manch­mal fließe die Trau­er wie Trä­nen und inne­re Ver­letzungen hei­len, manch­mal ver­harrt sie im Schmerz und es scheint so, als wür­de die­ser Schmerz nie ver­ge­hen. Wir wis­sen : Es wird anders. Und in der Arbeit mit Trau­ern­den suchen wir mit den Betrof­fe­nen gemein­sam nach Res­sour­cen für ein muti­ges Vor­an­schrei­ten auf dem Lebens­weg.Dabei seien Ange­hö­ri­ge vor viel­fäl­ti­ge Auf­ga­ben gestellt.

„See­len­be­ben“ wird ein Ver­ein und stellt sich noch pro­fes­sio­nel­ler auf

Zunächst gel­te es, den Ver­lust als Rea­li­tät zu akzep­tie­ren. Den Schmerz zu ver­ar­bei­ten. Auch hier gibt es kein vor­ge­fer­tig­tes Modell.Es gibt Betrof­fe­ne, die ihren Schmerz in Wut umwan­deln oder sich die Schuldfrage stel­len. Dies ist nicht destruk­tiv,son­dern ermög­licht den Trau­ern­den im Kon­takt und im Bezug mit dem Ver­stor­be­nen zu blei­ben. Wir emp­feh­len Betrof­fe­nen und Ange­hö­ri­gen,sich die­ses Gefühl nicht aus­zu­re­den. Nie­mand soll­te das aus falsch ver­stan­de­nem Trost ver­su­chen. Es nimmt nichts. Das Gefühl ist da und möch­te gese­hen wer­den. Wir kön­nen aber eine Spu­ren­su­che anbie­ten und fra­gen : War­um denkst du so ? Was hilft dir damit umzu­ge­hen ?“, so das Duo, das die Trau­er­be­glei­tung im gesam­ten Sau­er­land anbie­tet. Trau­er ist immer indi­vi­du­ell, Trau­ern­de wis­sen oft selbst im Kern, was sie brau­chen. „Die­sen Kern ver­su­chen wir her­aus­zu­ar­bei­ten gemein­sam, qua­si das per­sön­li­che Gesetz­buch jedes ein­zel­nen !Was sind dei­ne Geset­ze und war­um ? Gibt dir die­ses Gesetz Sicher­heit oder nimmt es dir dei­ne Frei­heit?“ Es lohnt,dar­über nach­zu­den­ken. Zumeinen,um sich lang­sam an eine Welt ohne den Ver­stor­be­nen anzu­pas­sen undzum ande­ren,um eine dau­er­haf­te Ver­bin­dung zu der ver­stor­be­nen Per­son inmit­ten des Auf­bruchs in ein neu­es Leben zu finden. 

In unse­rer Arbeit beglei­ten wir Trau­er. Ermu­ti­gen. Gehen auf Spu­ren­su­che und bil­den mit den Ange­hö­ri­gen Res­sour­cenohne per­sön­li­che Ein­fluss­nah­me oder mora­li­sche Vor­ga­ben. Es gibt kein rich­tig oder falsch. Wir ermu­ti­gen Betrof­fe­ne und Angehöri­ge : Trau dich zu trau­ern. Trau dich da zu sein. Trau dich, Feh­ler zu machen.“ Die Oster­zeit ist eine gute Gele­gen­heit, damit in klei­nen Schrit­ten zu begin­nen. „See­len­be­ben“ hilft wenn gewünscht dabei. Aus die­ser Auf­ga­be ist längst viel mehr als eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit gewor­den. Wir stre­ben nach Pro­fes­sio­na­li­tät und nach einer hohen sys­te­mi­schen Qua­li­tät in der Beglei­tung. Auf die­sem Weg gehen wir wei­ter, wer­den einen ein­ge­tra­ge­nen Ver­ein grün­den, um so wei­te­re Res­sour­cen zu schaf­fen“, beto­nen Helga Her­mann und Danie­la Jani­ne Peetz abschließend.

Info-Box :

  • Zu errei­chen ist das See­len­be­ben-Duo tele­fo­nisch unter 0178 850 7937 (auch ger­ne über Whats­app), per Mail an info@​seelenbeben.​com oder über die Social Media-Kanä­le von See­len­be­ben bei Face­book und Instra­gram (Insta­gram : seelenbeben_​im_​sauerland, Face­book : See­len­be­ben Trau­er­grup­pe für Kin­der und Jugend­li­che);
  • Vie­le wei­te­re Infos zum Pro­jekt See­len­be­ben fin­den Inter­es­sier­te zudem unter www​.see​len​be​ben​.com

Bild : Das See­len­be­ben Logo.

Quel­le : Trau­er­be­glei­tung “See­len­be­ben” für Kin­der, Jugend­li­che und jun­ge Erwach­se­ne im Sauerland

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