Hochsauerlandkreis : 16 Prozent weniger Minijobs im Gastgewerbe

„450-Euro-Stellen nicht krisenfest“ | Kritik an höheren Verdienstgrenzen

win­ter­berg-total­lo­kal : Wenn die Pan­de­mie den Job kos­tet : Im Zuge der Coro­na­kri­se ist die Zahl der Mini­jobs im Hoch­sauer­land­kreis um 6 Pro­zent gesun­ken. Mit­te ver­gan­ge­nen Jah­res gab es rund 31.200 gering­fü­gig ent­lohn­te Arbeits­ver­hält­nis­se – ein Jahr zuvor waren es noch 33.100. Beson­ders stark war der Rück­gang im Gast­ge­wer­be. In der Bran­che gin­gen bin­nen eines Jah­res 751 Mini­jobs ver­lo­ren – ein Minus von 16 Pro­zent. Das teilt die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG) mit und beruft sich hier­bei auf neu­es­te Zah­len der Bun­des­agen­tur für Arbeit. „450-Euro-Kräf­te zäh­len zu den Haupt­ver­lie­rern der Wirt­schafts­kri­se. Sie haben bis­lang kei­nen Anspruch auf Kurz­ar­bei­ter­geld, wer­den häu­fi­ger gekün­digt und sind sozi­al kaum abge­si­chert“, sagt Lars Wur­che, Gewerk­schafts­se­kre­tär der NGG-Regi­on Südwestfalen.

Die Sta­tis­tik spie­ge­le eine „enor­me Unwucht“ auf dem hei­mi­schen Arbeits­markt wider. Wäh­rend dank staat­li­cher Hil­fen wie der Kurz­ar­beit die Zahl der sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Stel­len in der Regi­on nahe­zu kon­stant geblie­ben sei, tref­fe die Pan­de­mie pre­kär Beschäf­tig­te beson­ders hart. Nach dem Prin­zip „Hire and Fire“ (Heu­ern und Feu­ern) leb­ten sie in stän­di­ger Angst vor dem Ver­lust des Arbeits­plat­zes. „Betrof­fen sind gera­de Frau­en, die eine 450-Euro-Stel­le als Kell­ne­rin oder Küchen­hil­fe oft als ein­zi­ge Ein­nah­me­quel­le haben. Auch für vie­le Stu­die­ren­de, die sich neben­her etwas hin­zu­ver­die­nen, sind die Fol­gen des Job­ver­lus­tes dra­ma­tisch“, betont Wurche.

Der Gewerk­schaf­ter kri­ti­siert die Ent­las­sun­gen, hat aber ange­sichts der his­to­ri­schen Kri­se Ver­ständ­nis für die Lage der Hotels und Restau­rants. „Das Pro­blem ist viel­mehr, dass die Poli­tik durch abga­ben­freie Mini­jobs schon seit Jah­ren fal­sche Anrei­ze setzt. Es ist höchs­te Zeit, die­se Stel­len sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig zu machen.“ Nur wenn Sozi­al­ab­ga­ben, Kranken‑, Pfle­ge- und Ren­ten­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge gezahlt wür­den, könn­ten Beschäf­tig­te wirk­sam geschützt werden.

Eine Her­auf­set­zung der Ver­dienst­gren­ze bei den Mini­jobs auf monat­lich 600 Euro, wie sie der­zeit Tei­le der Uni­on for­dern, gehe dage­gen „in die völ­lig fal­sche Rich­tung“, so Wur­che. Damit wer­de eine pre­kä­re Beschäf­ti­gungs­form wei­ter aus­ge­baut, statt sie ein­zu­däm­men. Nach Anga­ben des Deut­schen Gewerk­schafts­bun­des (DGB) wür­den durch eine Her­auf­set­zung bun­des­weit rund 470.000 Men­schen mit regu­lä­ren Stel­len unge­wollt zu Mini­job­bern. „Die Coro­na­kri­se hat den Blick auf vie­le gesell­schaft­li­che Pro­ble­me gelenkt. Dazu gehö­ren die Mini­jobs. Die Poli­tik muss hier arbeits­markt­po­li­tisch umsteu­ern“, for­dert Wurche.

Zum Ver­gleich : Laut Arbeits­agen­tur nahm die Zahl sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ger Stel­len im Hoch­sauer­land­kreis zwi­schen Juni 2019 und Juni 2020 um ledig­lich 0,3 Pro­zent ab.

Bild : Gast­stät­te geschlos­sen : Die Coro­na-Pan­de­mie hat zu einer his­to­ri­schen Kri­se im Gast­ge­wer­be geführt – und kos­tet vie­len Aus­hilfs­kräf­ten den Job

Foto­credits : NGG

Quel­le : NGG-Regi­on Südwestfalen

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