Zum Fest gibt es faire Orangen

Evangelischer Kirchenkreis startet gemeinsam mit der MÖWE Projekt in der Vorweihnachtszeit

win­ter­berg-total­lo­kal : Auf den meis­ten Weih­nachts­tel­lern sind sie ein abso­lu­tes Muss : Oran­gen. Doch die wenigs­ten dürf­ten sich Gedan­ken dar­über machen, wo die süßen Früch­te her­kom­men und unter wel­chen Bedin­gun­gen sie vie­ler­orts geern­tet wer­den. „Das sind häu­fig kata­stro­pha­le und men­schen­ver­ach­ten­de Umstän­de“, weiß die Lipp­städ­ter Pfar­re­rin i.R. Mar­got Bell, die über vie­le Jah­re das Amt für Mis­si­on, Öku­me­ne und kirch­li­che Welt­ver­ant­wor­tung – kurz MÖWe – im Kir­chen­kreis Soest-Arns­berg ver­tre­ten hat.

Vor allem aus dem Süden Ita­li­ens kom­men Oran­gen zur Weih­nachts­zeit nach Deutsch­land. Dort wer­den sie von afri­ka­ni­schen Wan­der­ar­bei­tern geern­tet, die wäh­rend der Haupt­ern­te­mo­na­te im Novem­ber und Dezem­ber unter erbärm­li­chen hygie­ni­schen Bedin­gun­gen unter­ge­bracht und mit einem Hun­ger­lohn (1 Euro pro Stun­de) abge­speist werden.

„Aber es geht auch anders“, macht Bell auf ein alter­na­ti­ves Pro­jekt in Kala­bri­en auf­merk­sam. Dort haben sich unter „S.O.S Rosar­no“ sech­zehn Land­wir­te zu einem Ver­ein zusam­men­ge­schlos­sen und pro­du­zie­ren Oran­gen nach den Kri­te­ri­en des öko­lo­gi­schen Anbaus. „Wir wol­len mit unse­rem Pro­jekt zei­gen, dass ein huma­ne­res Wirt­schafts­mo­dell mög­lich ist“, erklärt dazu Nico Qua­ran­te, einer der Land­wir­te, die den Arbei­tern Tarif­löh­ne zah­len und mit ihnen regu­lä­re Arbeits­ver­trä­ge abschließen.

Mar­got Bell : „Die Oran­gen aus die­sem Pro­jekt wer­den wir jetzt in den Kir­chen­kreis holen.“ Dabei kann sie auf die Unter­stüt­zung von Super­in­ten­dent Dr. Manu­el Schil­ling bau­en : „Das ist eine ganz tol­le Idee, die wir unter­stüt­zen wer­den.“ 1000 bis 1500 Kilo – etwa 7500 Oran­gen – sol­len so ange­kauft werden.

Die Oran­gen wer­den über die Eine-Welt-Läden sowie den Unver­packt-Laden in Lipp­stadt ver­trie­ben. Zusätz­lich kön­nen Kir­chen­ge­mein­den bestimm­te Kon­tin­gen­te abru­fen und nach den Weih­nachts-Got­tes­diens­ten ver­tei­len. Anfang Novem­ber wer­den die Früch­te der Sor­te Navel in Rosar­no an der Stie­fel­spit­ze in Ita­li­en geern­tet und dann mit dem Schiff nach Deutsch­land gebracht. Beim Kir­chen­kreis rech­net man damit, dass die Lie­fe­rung in der ers­ten Dezem­ber-Woche eintrifft.

„Die Oran­gen­ern­te“, so Mar­got Bell, „ist in wei­ten Tei­len Süd­eu­ro­pas eine Form moder­ner Skla­ve­rei. Die Abneh­mer der Früch­te sind mul­ti­na­tio­na­le Kon­zer­ne und Han­dels­ket­ten. Sie dik­tie­ren den Bau­ern Prei­se, die nicht ein­mal die Pro­duk­ti­ons­kos­ten decken.“

Mit dem Ankauf der kala­bri­schen Oran­gen leis­te der Kir­chen­kreis nun­mehr einen Bei­trag, damit das Pro­jekt S.O.S. Rosar­no ein Erfolg wer­de und vie­le Nach­ah­mer fin­de. „Es geht dar­um, eine Lan­ze zu bre­chen für eine ande­re Poli­tik, eine ande­re Glo­ba­li­sie­rung“, for­dert Bell und ergänzt : „Mit dem Kauf unse­rer Oran­gen kann jeder einen klei­nen, aber wich­ti­gen Bei­trag dazu leis­ten.“ (Lim)

Bild : Set­zen auf fair gehan­del­te Oran­gen (von links): Mar­got Bell, Katha­ri­na Schul­te-Repel und Car­men Chao vor dem Eine-Welt-Laden in Lipp­stadt, wo die Süd­früch­te im Dezem­ber unter ande­rem ver­kauft werden.

Foto­credit : Hans-Albert Limbrock

Quel­le : Hans-Albert Lim­b­rock – Evan­ge­li­schen Kir­chen­kreis Soest-Arnsberg

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