Auf der Klima-Uhr ist es schon nach zwölf

Evangelischer Kirchenkreis legt umfangreiches Klimaschutzkonzept vor / Gemeinden werden mitgenommen

win­ter­berg-total­lo­kal : Nie­mand, es sei denn er ist zufäl­lig Prä­si­dent der Ver­ei­nig­ten Staa­ten, wird ernst­haft bestrei­ten, dass Kli­ma­schutz bei fast allen Über­le­gun­gen auf die­ser Erde obers­te Prio­ri­tät haben muss. In die­ser Bezie­hung ist es nicht 5 vor 12, son­dern lei­der schon ein paar Minu­ten später.

Aus die­sem Grund hat der Evan­ge­li­sche Kir­chen­kreis Soest-Arns­berg dem Kli­ma­schutz schon auf sei­ner Syn­ode 2019 obers­te Prio­ri­tät gege­ben und es für 2020 zum Schwer­punk­the­ma erklärt. In einer Arbeits­grup­pe wur­de inzwi­schen ein zwan­zig­sei­ti­ges Kli­ma­schutz­kon­zept erar­bei­tet, das nun in die ver­schie­de­nen Gre­mi­en und damit in die Dis­kus­si­on gege­ben wird.

Das Redak­ti­ons­team mit Pro­fes­sor Hans-Ulrich Hen­sche und den Umwelt­be­auf­trag­ten Heinz Lim­berg (Lipp­stadt) und Karl-Heinz Con­ra­di (Ense-Bre­men) hat die­ses Papier jetzt dem Super­in­ten­den­ten Dr. Manu­el Schil­ling vor­ge­legt. Der zeigt sich beein­druckt : „Das ist ein äußerst inno­va­ti­ves Kon­zept, das uns im gesam­ten Kir­chen­kreis in Sachen Kli­ma­schutz deut­lich nach vor­ne brin­gen wird, weil es kon­kre­te Hand­lungs­emp­feh­lun­gen ent­hält, die für die Kir­chen­ge­mein­den, aber auch für die Ver­wal­tungs­ein­hei­ten rela­tiv ein­fach umsetz­bar sind.“

Schil­ling ist zuver­sicht­lich, dass das Kon­zept auch an der Basis des Kir­chen­krei­ses posi­tiv auf­ge­nom­men wird. „Der gesam­te Pro­zess lebt von der Schwarm­in­tel­li­genz unse­rer über 100.000 Gemein­de­glie­der. Die wer­den dafür sor­gen, dass sich an vie­len Orten etwas tun wird und die­se vie­len Ideen umge­setzt wer­den.“ Dazu gehört zum Bei­spiel auch, dass man sich in den Gemein­den Gedan­ken machen muss, wel­che Gebäu­de man noch braucht und wie man sie sinn­voll nutzt.

Heinz Lim­berg, der feder­füh­rend das Pro­jekt­team lei­tet, ist es wich­tig, dass hier nichts über­ge­stülpt wer­den soll : „Unser Kon­zept ist nicht tech­no­lo­gisch, wir heben nicht den Zei­ge­fin­ger, son­dern wol­len anre­gend und emp­feh­lend sein und appel­lie­ren damit an die Eigen­ver­ant­wor­tung der ver­schie­de­nen Grup­pen, indem wir fünf unter­schied­li­che Hand­lungs­fel­der aufzeigen.“

Die­se glie­dern sich in die Berei­che : Gebäu­de, Mobi­li­tät, Beschaf­fung, Kir­chen­land und Bewusst­seins­bil­dung. Zu allen fünf Punk­ten hat das Kli­ma-Team Vor­schlä­ge erar­bei­tet, um die Ziel­set­zung Kli­ma­neu­tra­li­tät mit­tel­fris­tig zu errei­chen. Die Lan­des­kir­che hat hier einen Zeit­raum bis 2040 vor­ge­ge­ben. Im Kir­chen­kreis ist man ehr­gei­zig genug, die­ses Ziel frü­her zu erreichen.

Pro­fes­sor Hen­sche, der über vie­le Jah­re an der Fach­hoch­schu­le Süd­west­fa­len in Soest im Bereich Agrar­wirt­schaft gelehrt hat, ist zuver­sicht­lich, dass es gelingt, die Gemein­den und auch die Pfar­rer­schaft ins Boot zu holen : „Das vor­ge­leg­te Kon­zept ist ein stra­te­gi­scher Ansatz, ein ers­ter Bau­stein. Es ist aber auch eine gro­ße Chan­ce, auf Grup­pe zu zuge­hen, die nicht kirch­lich ; die sogar eher kir­chen­fern sind und trotz­dem bei der Umset­zung mit­hel­fen wollen.“

Bereits im ver­gan­ge­nen Jahr hat man im Kir­chen­kreis begon­nen, ein Mobil­täts­kon­zept umzu­set­zen. Inzwi­schen wur­den über 40 E‑Bikes für Pfarrer*innen sowie kirch­li­che Mit­ar­bei­ter ange­schafft. Allein im Jah­re 2017, so hat Lim­berg aus­ge­rech­net, sind die Pfar­re­rin­nen und Pfar­rer dienst­lich eine Gesamt­stre­cke von 461.000 Kilo­me­tern gefah­ren.  Die durch­schnitt­lich gefah­re­ne Stre­cke lag bei den Pfar­rern im Kir­chen­kreis Arns­berg bei rund 8.500 Kilo­me­tern, im Kir­chen­kreis Soest bei 3.200 Kilo­me­tern : „Das ergibt für das Jahr 2017 einen CO2-Ver­brauch von 100 Ton­nen.“ Die Pedelecs sind ein wir­kungs­vol­ler Ansatz die CO2-Emis­si­on ganz erheb­lich zu mini­mie­ren. Eini­ge Seel­sor­ger haben mit ihren Bikes bereits deut­lich über 2000 Kilo­me­ter zurück­ge­legt – in weni­ger als einem Jahr.

Klar ist auch, dass das Kli­ma­schutz­kon­zept sei­nen Preis haben wird, wenn es denn die erhoff­te Wir­kung zei­gen soll. Wie groß letzt­lich die Sum­me sein wird, die man für die Umset­zung bereit­stel­len muss, ist der­zeit noch in der Dis­kus­si­on. Ganz oben auf der Wunsch- und Prio­ri­tä­ten­lis­te steht ein eige­ner, haupt­amt­li­cher Kli­ma­schutz- und/​oder Umwelt­schutz­ex­per­te im Kir­chen­kreis sowie ehren­amt­li­che Kräf­te in den Kirchengemeinden.

Karl-Heinz Con­ra­di : „Wenn wir den Kli­ma­schutz ernst neh­men, brau­chen wir in jeder Gemein­de jeman­den, der oder die sich um die­ses The­ma küm­mert.“ Und Lim­berg ergänzt : „Umwelt- und Kli­ma­schutz gibt es nicht umsonst. Je län­ger wir das vor uns her­schie­ben, umso teu­rer wird es am Ende – für uns für die nach­fol­gen­den Generationen.“

Bild : Haben das Kli­ma­schutz­kon­zept auf den Weg gebracht und damit die Dis­kus­si­on im Kir­chen­kreis eröff­net (von links): Karl-Heinz Con­ra­di, Heinz Lim­berg, Super­in­ten­dent Dr. Manu­el Schil­ling und Pro­fes­sor Hans-Ulrich Hen­sche. Foto : Hans-Albert Limbrock

Quel­le : Hans-Albert Lim­b­rock – Evan­ge­li­schen Kir­chen­kreis Soest-Arnsberg

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