Gegen eine Kultur des Wegschauens

Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung : Kirchenkreis und Diakonie entwickeln gemeinsam Broschüre

win­ter­berg-total­lo­kal : Zusam­men mit der „Fach­stel­le für den Umgang bei Ver­let­zung der sexu­el­len Selbst­be­stim­mung“ der Dia­ko­nie hat der Evan­ge­li­sche Kir­chen­kreis Soest-Arns­berg eine Bro­schü­re mit dem aus­sa­ge­kräf­ti­gen Titel „Was tun… bei Ver­let­zung der sexu­el­len Selbst­be­stim­mung?“ erstellt, um Situa­tio­nen von Grenz­ver­let­zun­gen, Über­grif­fen oder Miss­brauch mög­lichst rasch erken­nen, ein­ord­nen und ein schnel­les Han­deln bewir­ken zu können.

Kir­che und Dia­ko­nie sind Orte, denen sich Men­schen ver­trau­ens­voll zuwen­den. Kommt es im kirch­lich-dia­ko­ni­schen Feld zu sexu­el­ler Gewalt, dann ist die­ses Ver­trau­ens­ver­hält­nis zer­stört. Kir­che und Dia­ko­nie sol­len siche­re Orte für alle Men­schen sein. Hier gilt das Cre­do : Sprich dar­über ! Hin­schau­en, hel­fen und handeln !

„Seit März haben wir an der Erstel­lung der Bro­schü­re gear­bei­tet, und sind froh, unse­ren seel­sor­ge­risch Täti­gen nun end­lich eine kom­pak­te Bro­schü­re als Hil­fe­stel­lung bie­ten zu kön­nen“, so Annet­te Dre­busch von der Dia­ko­nie Ruhr-Hellweg.

Pfar­rer Peter Sinn fügt hin­zu:„ Im Zuge einer ver­pflich­ten­den Fort­bil­dung unter Pfar­re­rIn­nen bzw. seel­sor­ge­risch Täti­gen wer­den die­se Bro­schü­ren aus­ge­teilt. Gleich­zei­tig lie­gen sie in den Gemein­de­häu­sern aus und sind in der Zen­tral­stel­le des Evan­ge­li­schen Kir­chen­krei­ses Soest Arns­berg in Soest jeder­zeit abhol­bar.“ Bereits seit Febru­ar wer­den Evan­ge­li­sche Pfar­re­rIn­nen in einem spe­zi­el­len mehr­stün­di­gen Semi­nar zum The­ma geschult und sen­si­bi­li­siert, in 2020 wer­den es bereits 100 sein, 2021 geht es weiter.

Zen­tra­le Anlauf­stel­le für Betroffene

Seit rund 15 Jah­ren gibt es die direk­ten Ansprech­part­ner für die­ses The­ma nun. Kla­re Ver­fah­rens­wei­sen und ver­läss­li­che Struk­tu­ren sol­len die Betrof­fe­nen ermu­ti­gen, ihr Schwei­gen zu bre­chen und sich gegen­über Ver­trau­ens­per­so­nen mit der Gewiss­heit öff­nen zu kön­nen, dass ihnen schnell und in pro­fes­sio­nel­ler Wei­se gehol­fen wird.

In der Evan­ge­li­sche Kir­che von West­fa­len (EKvW) gibt es genau dafür die Fach­stel­le für den Umgang mit Ver­let­zun­gen der sexu­el­len Selbst­be­stim­mung (FUVSS) Das Vor­ge­hen bei aktu­el­len Ver­dachts­fäl­len erfor­dert von allen Betei­lig­ten ein hohes Maß an Umsicht, Empa­thie und Professionalität.

Die Fach­stel­le bie­tet fach­li­che Unter­stüt­zung für Lei­tungs­ver­ant­wort­li­che an, die sich in ihrer Arbeit mit Ver­let­zun­gen der sexu­el­len Selbst­be­stim­mung aus­ein­an­der set­zen – im kon­kre­ten Ein­zel­fall sowie prä­ven­tiv.  Die Dia­ko­nie sieht sich in einer Lot­sen­funk­ti­on für Betrof­fe­ne, Beschul­dig­te und wei­te­re Involvierte.

Die Bro­schü­re bie­tet eine Schritt für Schritt-Anwei­sung sowie einen Über­blick ver­schie­de­ner Gra­de einer mög­li­chen Ver­let­zung der sexu­el­len Selbst­be­stim­mung. Eben­so fin­den sich ein Inter­ven­ti­ons­dia­gramm für das Auf­tre­ten eines Ver­dachts­falls sowie ein Erfas­sungs­bo­gen darin.

„Sprich dar­über!“ dies ist kei­ne lee­re Phra­se. Die Lan­des­kir­che von West­fa­len arbei­tet ste­tig an neu­en Geset­zen für mehr Schutz und Hil­fe für Betrof­fe­ne. „Nie­mand ist allein“, so Pfar­rer Sinn „wir möch­ten die Men­schen ermu­ti­gen, sich zu öff­nen, zu reden, auch und gera­de über Din­ge, die ihnen schwer fal­len ; wir sind für sie da, das ist unser Auf­trag und unse­rer tiefs­ter inne­rer Wunsch. Die Öffent­lich­ma­chung ist der bes­te Weg zur Prä­ven­ti­on und zur Schu­lung des Bli­ckes auf Ver­let­zung der sexu­el­len Selbstbestimmung.“

Dia­ko­nie und Evan­ge­li­sche Kir­che sei­en gegen eine Kul­tur des Weg­schau­ens, für eine Kul­tur der Acht­sam­keit und des Reflek­tie­rens. Seit vie­len Jah­ren set­ze man sich in der Seel­sor­ge, der Frau­en­hil­fe und ande­ren Gebie­ten für das The­ma der sexu­el­len Selbst­be­stim­mung ein.

Inner­kirch­li­che Ansprech­per­so­nen des Ev. Kir­chen­krei­ses Soest-Arns­berg sind Dia­ko­nie­pfar­rer Peter Sinn sowie Anet­te Dre­busch, Uwe Madeia und Ellen Men­de­lin-Plauth von der Dia­ko­nie Ruhr-Hell­weg e.V. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen und Ansprech­part­ner fin­den Betrof­fe­ne, Für­sor­ge­ver­ant­wort­li­che und Hel­fer in der Bro­schü­re sowie auf der Web­sei­te des Evan­ge­li­schen Kir­chen­krei­ses, www​.evkir​che​-so​-ar​.de, unter dem Arbeits­be­reich Seel­sor­ge und der Sei­te der Dia­ko­nie www​.dia​ko​nie​-ruhr​-hell​weg​.de.

Quel­le : Julie Riede

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