Eine Bewegung der weltweiten Solidarität schaut auf Simbabwe

„Der Weltgebetstag ist über 100 Jahre alt und zu einer Bewegung der Solidarität zwischen Frauen auf der ganzen Welt geworden“, sagt Claudia Montanus, Weltgebetstags-Beauftragte der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen.

bri­lon-total­lo­kal : „Man könn­te auch sagen“, schmun­zelt sie, „wir sit­zen mit unse­ren Schwes­tern auf der „Freund­schafts­bank“ und tei­len Leben – auf Augen­hö­he.“ Die Freund­schafts­bank ist das Mar­ken­zei­chen der dies­jäh­ri­gen Welt­ge­bets­tags-Werk­stät­ten : In Sim­bab­we, aus dem die Got­tes­dienst­ord­nung in die­sem Jahr kommt, setzt man sich zu einer „Gogo“ (Groß­mutter) auf die Freund­schafts­bank. Die­se ist aus­ge­bil­de­te Lai­en­ge­sund­heits­hel­fe­rin berät behut­sam und stärkt Hoff­nung. Die Freund­schafts­bank ist ein Erfolgs­kon­zept, das seit 2007 weit um sich greift und längst Sim­bab­wes Gren­zen über­schrit­ten hat.

Eine Freundschaftsbank in Soest
Eine Freund­schafts­bank in Soest © Frauenhilfe_​Westfalen

Jedes Jahr befasst sich der Welt­ge­bets­tag (WGT) mit der Lebens­si­tua­ti­on von Frau­en eines ande­ren Lan­des. Es gehe dar­um, „infor­miert zu beten und betend zu han­deln“, sagt die 56-Jäh­ri­ge. Das geschieht durch Infor­ma­tio­nen über Poli­tik, Kul­tur und die sozia­le Situa­ti­on vor Ort. Lan­des­ty­pi­sche Rezep­te, Musik, Lite­ra­tur, Bräu­che, Film­aus­schnit­te ver­mit­teln : „Wie ist es, eine Frau in Sim­bab­we zu sein?“ Sim­bab­we ist ein schö­nes Land im süd­li­chen Afrika.

Sei­ne Natio­nal­parks zei­gen eine fas­zi­nie­ren­de Tier­welt. Die Vik­to­ria Was­ser­fäl­le und die 1.000 Jah­re alte Rui­nen­stadt Gre­at Sim­bab­we sind Welt­kul­tur­er­be. Seit 1980 ist das Land unab­hän­gig ; es nennt sich statt „Rho­de­si­en“ wie­der Sim­bab­we und ist stolz dar­auf. Trotz 60 wert­vol­len Boden­schät­zen, rie­si­gen Dia­man­ten­mi­nen mit einer geschätz­ten Aus­beu­te von 1,7 Mil­li­ar­den US-Dol­lar, ist das Land hoch ver­schul­det, wird eine gro­ße Hun­gers­not erwar­tet. Die Men­schen haben wenig, um das täg­li­che Leben zu bestreiten.

In die­sem Jahr steht der WGT unter dem Mot­to : „Steh auf und geh!“. In Sim­bab­we erzählt man sich die Geschich­te eines Men­schen, der 38 Jah­re lang auf eine illu­so­ri­sche Ret­tung war­te­te und dem Jesus zuruft : „Steh auf, nimm dei­ne Mat­te und geh los!“ (Joh 5, 2–9). Kaum eine Geschich­te passt so gut zu Sim­bab­we wie die­se : Denn 37 Jah­re lang regier­te dort Dik­ta­tor Robert Muga­be. Doch auch unter sei­nem Nach­fol­ger herrscht wei­ter­hin die­sel­be kor­rup­te Éli­te, die Kri­tik bru­tal niederschlägt.

„Der ers­te Frei­tag im März erscheint vie­len mitt­ler­wei­le wie eine welt­wei­te „One fri­day for soli­da­ri­ty“ – Bewe­gung“, erläu­tert Mon­ta­nus die Fas­zi­na­ti­on des Welt­ge­bets­ta­ges. „Die­ses Jahr liegt das „Brenn­glas“ auf dem Land Sim­bab­we, von dem wir ler­nen wol­len – auf päd­ago­gisch sinn­vol­le und abwechs­lungs­rei­che Art.“ In den fünf zen­tra­len Soes­ter Werk­stät­ten zum WGT wer­de neben den Infor­ma­tio­nen über das Land die Gestal­tung des Got­tes­diens­tes erarbeitet.

So mein­te eine der Teil­neh­me­rin­nen : „Ich ver­ste­he die bibli­sche Hei­lungs­ge­schich­te jetzt anders : Sim­bab­wi­sche Frau­en ste­hen tat­säch­lich auf und neh­men ihr Leben in die Hand.“ Die mehr als 120 Teil­neh­me­rin­nen aus dem Müns­ter­land, dem Sau­er­land, dem Ruhr­ge­biet, dem Sie­ger­land und aus Ost­west­fa­len erken­nen : „Es geht an die­sem Frei­tag nicht um Mit­leid, son­dern um Soli­da­ri­tät!“ Pro­jek­te zu unter­stüt­zen, ist ein wich­ti­ger Ansatz in der WGT-Bewe­gung. „Die Fra­ge ist : Wen­den wir uns den Schwes­tern zu oder nicht ?

Durch Soli­da­ri­tät kann Auf­ste­hen gelin­gen. Dann kann Hil­fe zur Selbst­hil­fe gesche­hen – wie zum Bei­spiel in dem Schnei­de­rei-Pro­jekt, in der Frau­en wasch­ba­re Damen­bin­den nähen, damit Mäd­chen zur Schu­le gehen kön­nen – auch wäh­rend ihrer Peri­ode“, erläu­tert die Reli­gi­ons­päd­ago­gin. Und dann stimmt sie noch mal ein in die Melo­die „Komm, nimm dein Bett und geh – du schaffst das ! Am Frei­tag. Auf der Freund­schafts­bank. In welt­wei­ter Solidarität.“

Wei­te­res unter www​.welt​ge​bets​tag​.de

Foto 1 : In Sim­bab­we ist die Freund­schafts­bank ein Erfolgs­kon­zept zur Gesund­heits­hil­fe. (© Frauenhilfe_Westfalen)

Foto 2 : Das Titel­bild des Welt­ge­bets­ta­ges „Rise ! Take Your Mat and Walk” wur­de von der ein­hei­mi­schen Künst­le­rin Nonhl­anhla Mathe gemalt  (© Nonhl­anhla Mathe)

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ist ein Mitgliederverband, ein Trägerverein und eine zertifizierte Einrichtung der evangelischen Erwachsenenbildung. Als eingetragener Verein verantwortet sie die gemeindebezogene Frauenarbeit in Westfalen in Bindung an die Evangelische Kirche von Westfalen.
Zum Mitgliederverband gehören 38 Bezirks-, Stadt- und Synodalverbände, in denen sich fast 45.000 Frauen in 1.100 Ortsgruppen zusammengeschlossen haben.
Als sozial-diakonische Trägerin verantwortet die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen 18 Einrichtungen in der Altenpflegeausbildung, Altenhilfe, Behindertenhilfe und Anti-Gewalt-Arbeit.

Quel­le : Manue­la Beck­h­ei­er – Evan­ge­li­sche Frau­en­hil­fe in West­fa­len e.V.

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