Stichwort der Woche : „Kartell des Bösen“

Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal : Wenn Kriegs­ver­bre­cher, Kriegs­ge­winn­ler und Waf­fen­schie­ber in einem Raum sit­zen, könn­te man das als ein „Kar­tell des Bösen“ bezeich­nen. Wenn Kriegs­ver­bre­cher, Kriegs­ge­winn­ler, Waf­fen­schie­ber und Poli­ti­ker in einem Raum sit­zen, nennt man das die „Mün­che­ner Sicher­heits­kon­fe­renz“. Fast jede die­ser Kon­fe­ren­zen in den ver­gan­ge­nen 50 Jah­ren ende­te mit dem Ergeb­nis, dass man wei­ter auf­rüs­ten muss um die­se Welt siche­rer zu machen. Das ist unge­fähr so, als wenn sich die Dro­gen­kar­tel­le der Welt mit Poli­ti­kern zusam­men­set­zen wür­den, mit dem Ergeb­nis, dass man mehr Dro­gen auf den Markt brin­gen muss, um die welt­wei­te Sucht­ge­fahr zu bekämp­fen. Die geball­te kri­mi­nel­le Ener­gie auf die­sen Tref­fen lässt jeden Mafia­clan vor Neid erblas­sen. Ursprüng­lich wur­de die Sicher­heits­kon­fe­renz im Jahr 1963 als „Wehr­kun­de­ta­gung“ ins Leben geru­fen. Damals, im kal­ten Krieg, war das Ziel, die Mili­tär­po­li­tik im west­li­chen Lager zu koor­di­nie­ren. Nach dem Ende der Macht­blö­cke wur­de die Kon­fe­renz erwei­tert, sodass inzwi­schen auch Russ­land, Chi­na und Ver­tre­ter afri­ka­ni­scher und asia­ti­scher Staa­ten mit am Tisch sit­zen. Das ist ja zumin­dest mal posi­tiv, denn es ist sicher sinn­voll, wenn Sicher­heits­po­li­ti­ker mit­ein­an­der reden. Weni­ger posi­tiv ist dage­gen die stän­di­ge Prä­senz der Rüs­tungs­in­dus­trie und die Über­re­prä­sen­ta­ti­on des Mili­tärs. Da nie­mand an dem Ast sägt, auf dem er gera­de sitzt, kann man von die­sen Typen sicher nicht erwar­ten, dass sie bei den vie­len Kri­sen auf der Welt zur Dees­ka­la­ti­on beitragen.

Ein Ergeb­nis der dies­jäh­ri­gen Sicher­heits­kon­fe­renz ist das Ziel einer gemein­sa­men euro­päi­schen Rüs­tungs­export­po­li­tik. Schon wir Deut­schen ken­nen wenig Skru­pel, wenn es dar­um geht unse­re eige­nen Geset­ze zu umge­hen und über Dritt­län­der am Mor­den in den Kri­sen­her­den der Welt kräf­tig zu ver­die­nen. Ande­re EU-Mit­glied­staa­ten, allen vor­an Frank­reich, sind dabei noch weni­ger zim­per­lich. Lei­der muss man davon aus­ge­hen, dass eine gemein­sa­me euro­päi­sche Poli­tik in die­sem Bereich das Geschäft mit dem Tod noch lukra­ti­ver machen wird. Unter den Ergeb­nis­sen einer sol­chen Poli­tik haben natür­lich zuerst die Men­schen in den Kri­sen­ge­bie­ten der Welt zu lei­den. In zwei­ter Linie kommt das Elend jedoch auch zu uns zurück, denn die vie­len Krie­ge in den armen Regio­nen der Erde sind der­zeit eine der Hauptfluchtursachen.

Außer­dem wur­de viel über tech­ni­sche Ent­wick­lun­gen gespro­chen. Auch im Bereich der Rüs­tung hat die Digi­ta­li­sie­rung schon längst Ein­zug gehal­ten und die Ver­wen­dung „künst­li­cher Intel­li­genz“ für Waf­fen­sys­te­me steht offen­bar in nächs­ter Zukunft bevor. Was das bedeu­tet, kön­nen wir uns sicher in unse­ren schlimms­ten Alp­träu­men nicht aus­ma­len. Wenn Sol­da­ten, die mit „Bal­ler­spie­len“ groß gewor­den sind, moder­ne Waf­fen­sys­te­me bedie­nen, kann leicht die Gren­ze zwi­schen Fik­ti­on und Rea­li­tät ver­schwin­den. Wenn Algo­rith­men dar­über ent­schei­den, wel­ches Leben lebens­wert ist und „was weg kann“, beschrei­ten wir einen Weg, auf dem es kein Zurück gibt. Es liegt jetzt an den demo­kra­tisch gewähl­ten Poli­ti­kern die­sen Rüs­tungs­wahn­sinn zu stop­pen und eine Zukunft ohne „Over­kill“ und „Space Force“ zu schaf­fen. Lei­der ist zu befürch­ten, dass sie dazu gar nicht mehr in der Lage sind.

Quel­le : Ihr Nor­bert Schnellen

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