Gespräch über Digitalisierung

Winterberg-Totallokal : NRW liegt im Verglich mit anderen Ländern in seiner Entwicklung hinten

win­ter­berg-total­lo­kal : Ein nicht all­täg­li­cher Ort für eine Podi­ums­dis­kus­si­on, die die Jun­ge Uni­on Mede­bach mit Unter­stüt­zung der CDU Mede­bach am Abend des 09.11. orga­ni­siert haben : in der Hal­le der Fa. Paul Kös­ter GmbH im Gewer­be­ge­biet betei­lig­ten sich an der öffent­li­che Dis­kus­si­on zum The­ma „Digi­ta­le Zukunft“ neben Bür­ger­meis­ter Tho­mas Gro­sche nam­haf­te Poli­ti­ker wie Mat­thi­as Kerkhoff, Abge­ord­ne­ter und Geschäfts­füh­rer der CDU-Land­tags­frak­ti­on und Flo­ri­an Braun, Lan­des­vor­sit­zen­der der JU-NRW. Frank Lin­ne­ku­gel, Geschäfts­füh­rer der Wirt­schafts­för­de­rung im HSK und CDU-Vor­sit­zen­der Mede­bach, mode­rier­te durch den Abend, an dem unter ande­rem Fra­gen wie die nach der Ver­än­de­rung unse­res Lebens und Arbei­tens im Zuge der Digi­ta­li­sie­rung erör­tert wur­den. Vor die­sem Hin­ter­grund bie­ten sich die Räum­lich­kei­ten der Paul Kös­ter GmbH gera­de­zu an, steht das durch Geschäfts­füh­rer Fried­rich Kös­ter ein­lei­tend vor­ge­stell­te und 1907 in der Han­se­stadt gegrün­de­te Familienu8nternehmen in sei­ner Ent­wick­lung doch stell­ver­tre­tend für vie­le wei­te­re Betrie­be in unse­rer Regi­on. Gera­de bei der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Geschäfts­part­nern und Kun­den auch über die Lan­des­gren­zen hin­aus wird deut­lich, dass wir längst in der digi­ta­len Zukunft ange­kom­men sind : es gab eine Zeit, in der die Fir­ma, die welt­weit mit High­tech-Pro­duk­ten unter­wegs ist, ihre Video­te­le­fon­kon­fe­ren­zen nicht von ihrem Haupt­sitz im Indus­trie­ge­biet aus füh­ren konn­te, son­dern statt­des­sen in die Kern­statt fah­ren muss­te, weil hier die schnel­le­re Inter­net­lei­tung lag. Für Mat­thi­as Kerkhoff war das ein Bei­spiel dafür, dass hier etwas nicht stim­men konnte.

Und doch ist auch heu­te noch beson­ders am Aus­bau der Breit­band­ver­füg­bar­keit spür­bar, dass in unse­rer länd­li­chen Regi­on längst nicht über­all die glei­chen Wett­be­werbs­vor­aus­set­zun­gen gege­ben sind.

Tat­säch­lich liegt NRW ver­gli­chen mit ande­ren Län­dern in sei­ner Ent­wick­lung hin­ten. Wel­chen Bei­trag kann die Poli­tik leis­ten, damit die­se Regi­on Indus­trie- und Pro­duk­ti­ons­stand­ort blei­ben kann ? Damit star­ke Fami­li­en­un­ter­neh­men mit ihren Arbeits­plät­zen gehal­ten wer­den und neue Unter­neh­mens­ge­schich­ten ent­ste­hen können ?

Es braucht FÖR­DER­PRO­GRAM­ME. „Die größ­te Her­aus­for­de­rung ist die Schaf­fung einer ent­spre­chen­den Infra­struk­tur,“ stellt Tho­mas Gro­sche fest, „wir brau­chen die ent­spre­chen­de Breit­band­ver­ka­be­lung, um die heut­zu­ta­ge not­wen­di­gen Geschwin­dig­kei­ten in unse­re Wohn­häu­ser und Gewer­be­ge­bie­te zu brin­gen!“. Da der Markt in den dünn besie­del­ten Gebie­ten schlicht­weg ver­sagt, sind die­se auf Zuschüs­se durch Bund und Land ange­wie­sen, um die Wirt­schaft­lich­keits­lü­cken schlie­ßen zu kön­nen. Wel­che Gebie­te wann mit wel­chen Geschwin­dig­kei­ten aus­ge­stat­tet wer­den kön­nen, liegt dar­an, ob pas­sen­de För­der­pro­gram­me abge­ru­fen wer­den kön­nen. So konn­ten mit der ent­spre­chen­den Hil­fe die Orts­tei­le Refe­ring­hau­sen, Titt­ma­ring­hau­sen, Dei­feld, Ber­ge, Küs­tel­berg und Dreis­lar bereits erfolg­reich ange­schlos­sen wer­den und mit Hil­fe des Bun­des­för­der­pro­gramms wird 2019 im Gewer­be­ge­biet eine Band­brei­te mit deut­lich über 100 Mbit geschaffen.

Bei der VER­NET­ZUNG geht es neben der Schaf­fung einer Infra­struk­tur über die TV-Kabel­net­ze, Glas­fa­ser­ka­bel und Vec­to­ring auch um die Schaf­fung einer Ver­net­zung in der (5G) Funktechnologie.

Im Moment ist es lei­der noch so, dass auf Fahr­ten wie z.B. Rich­tung Sie­ger­land oder Süd­west­fa­len, die für Tele­fo­na­te genutzt wer­den könn­ten, regel­mä­ßig die Ver­bin­dung abreißt, weil man durch ein Funk­loch nach dem ande­ren kommt. Es besteht seit Juni mit den drei gro­ßen Mobil­funk­un­ter­neh­men ein soge­nann­ter Mobil­funk­pakt, in dem die­se zuge­sagt haben, dass 99% aller Haus­hal­te in NRW bis Ende 2019 stö­rungs­frei tele­fo­nie­ren und mobi­les Inter­net nut­zen kön­nen. Mit der glei­chen Leis­tungs­qua­li­tät sol­len auch die Haupt­ver­kehrs­we­ge (Auto­bah­nen, Bahn­tras­sen) genutzt wer­den. Dafür sol­len in den nächs­ten drei Jah­ren 5.500 der Sta­tio­nen auf­ge­rüs­tet und wei­te­re 1400 neu geschaf­fen werden.

Um die neue Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie zukünf­tig nutz­bar zu machen bedarf es ent­spre­chen­der BILDUNG/SCHULUNG bei den nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen. Es ist dabei nicht nötig in den Schu­len in unse­rem Land ein eige­nes Pflicht­fach für Infor­ma­tik ein­zu­füh­ren. Digi­ta­li­sie­rung, der Umgang mit Daten, muss in jedem Fach natür­lich statt­fin­den. Die Grund­schu­le Mede­bach wur­de inzwi­schen mit der Tech­nik aus­ge­stat­tet und die Lehr­kräf­te gezielt geschult, doch längst ist die Ver­mitt­lung der Grund­kennt­nis­se in Pro­gram­mie­rung, Umgang mit Daten und Medi­en­kom­pe­tenz nicht flä­chen­de­ckend. Hier sind das Digi­tal- und Schul­mi­nis­te­ri­um gefordert.

Aber auch die Unter­neh­mer soll­ten ihre Mit­ar­bei­ter „mit­ent­wi­ckeln“. Unter­stützt wer­den sie durch Bil­dungs­schecks für Fort­bil­dun­gen der Arbeitnehmer.

In der Wirt­schaft braucht es DIGI­TA­LI­SIER­TE VER­WAL­TUN­GEN. Das macht es zum einen für den Bür­ger attrak­ti­ver (bis­lang muss der Mede­ba­cher bei­spiels­wei­se um Sperr­müll anzu­mel­den, zu den Öff­nungs­zei­ten ins Rat­haus kom­men, nach Vor­la­ge des Per­so­nal­aus­wei­ses einen Zet­tel aus­fül­len und bekommt nach Bar­zah­lung sei­ne Rech­nung als Beleg aus der Regis­trier­kas­se). Auch für die Kom­mu­nen selbst und unter­ein­an­der wäre die Ver­net­zung eine immense Arbeits- und Kos­ten­er­spar­nis. So sol­len in „Digi­ta­len Modell­re­gio­nen“ Soft­ware und Schnitt­stel­len ent­wi­ckelt wer­den und in etwa drei Jah­ren kon­kret ver­füg­bar sein. Mede­bach, Hal­len­berg und Win­ter­berg arbei­ten auch ohne Modell­re­gi­on zu sein im Zuge ihrer IKZ (Inter­kom­mu­na­le Zusam­men­ar­beit) bereits an einem sol­chen Projekt.

Auf den Weg gebracht sind eini­ge der soge­nann­ten ENT­FES­SE­LUNGS­PA­KE­TE. Bereits im nächs­ten Jahr soll es bei­spiels­wei­se die elek­tro­ni­sche Gewer­be­an­mel­dung oder elek­tro­ni­sche Rech­nun­gen geben. Um ver­fol­gen oder dar­auf Ein­fluss neh­men zu kön­nen, hat NRW als ers­tes Bun­des­land im Sep­tem­ber unter https://​open​.nrwein Por­tal eröff­net, in dem alle Ver­ga­be­ver­fah­ren des Lan­des öffent­lich gemacht wer­den und ver­folgt wer­den können.

INNO­VA­TIO­NEN müs­sen geför­dert wer­den, damit die sozia­le Markt­wirt­schaft leben­dig bleibt und neue Unter­neh­men her­vor­ge­hen kön­nen. Die Markt­ein­tritts­bar­rie­ren sind durch die Digi­ta­li­sie­rung deut­lich gerin­ger gewor­den. Um Raum für neue Ideen zu schaf­fen sol­len Men­schen mit ihren Inno­va­tio­nen und ihrer Krea­ti­vi­tät durch das „1000x1000-Grün­der­sti­pen­di­um“ ermu­tigt wer­den : Mit ihrer Bewer­bung kön­nen 1000 Grün­der ein gan­zes Jahr lang 1000€ monat­lich bekom­men. Die­se Art „Grund­ein­kom­men“ soll ihnen hel­fen, sich mit ihrer gan­zen Kraft ohne Exis­tenz­sor­gen auf die Umset­zung ihrer Idee kon­zen­trie­ren zu können.

Der Abend hat gezeigt, dass auch in Zukunft ein attrak­ti­ves Leben und Arbei­ten in länd­li­chen Regio­nen – die vie­le Vor­tei­le gegen­über Bal­lungs­räu­men haben – mög­lich ist. Vor­aus­set­zung ist, dass die Rah­men­be­din­gun­gen stimmen !

BU. Teil­neh­mer der Podi­ums­dis­kus­si­on v. l.: Fried­rich Kös­ter, Erik Kös­ter (Stadt­ver­bands­vor­sit­zen­der JU), Flo­ri­an Braun, Tho­mas Gro­sche, Anna Kauf­hold (Mit­glied CDU-Kreis­tag), Mat­thi­as Kerkhoff

Quel­le : Andrea Gran

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