Stichwort der Woche : Ostern, ein Auslaufmodell ?

Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal : Wenn man mit einer ver­brei­te­ten Such­ma­schi­ne im Inter­net das Wort „Ostern“ goo­gelt, stößt man, neben dem sach­li­chen Ein­trag bei Wiki­pe­dia und ein paar weni­gen kirch­lich betrie­be­ner Sei­ten, haupt­säch­lich auf die Ein­trä­ge von Lebens­mit­tel­ket­ten, Rei­se­ver­an­stal­tern und Inter­net­ver­sand­häu­sern. Genau wie Weih­nach­ten ist das Oster­fest inzwi­schen zu einer rei­nen Kon­sum­ver­an­stal­tung mutiert. In einer zuneh­mend athe­is­tisch gepräg­ten Gesell­schaft, die ihre kul­tu­rel­len Wur­zeln durch eine schril­le Kon­sum­re­li­gi­on ersetzt hat, scheint die ursprüng­li­che Bedeu­tung der Fei­er­ta­ge lang­sam end­gül­tig den Bach run­ter zu gehen. Vor­wie­gend in länd­li­chen Regio­nen wer­den zwar auch noch alte Oster­bräu­che, wie das Oster­feu­er oder die Hal­len­ber­ger Krach­nacht gepflegt und prak­ti­ziert, aber auch hier wird das ursprüng­li­che Gemein­schafts­er­leb­nis immer mehr zu einer Art Folk­lo­re­ver­an­stal­tung für Tou­ris­ten und Einheimische.

War­um fei­ern wir dann über­haupt noch Ostern ? Genau wie ande­re christ­li­che Fei­er­ta­ge ist Ostern eigent­lich ein inhalt­li­ches Aus­lauf­mo­dell. Man genießt zwar ger­ne die zwei zusätz­li­chen arbeits­frei­en Tage und lässt es sich gut gehen, aber einen tie­fe­ren Sinn hat die gan­ze Sache nicht mehr. Wenn nur noch knapp über die Hälf­te der deut­schen Bevöl­ke­rung einer christ­li­chen Glau­bens­ge­mein­schaft ange­hö­ren, davon bestimmt auch noch ein gro­ßer Anteil, der nur zu bequem ist aus sei­nem jewei­li­gen „Ver­ein“ aus­zu­tre­ten, ist es sicher nur noch eine Fra­ge der Zeit, dass die Chris­ten in Deutsch­land nur noch eine Min­der­heit sind. Eigent­lich könn­te dann doch bald schon jemand den Vor­stoß machen die christ­li­chen Fei­er­ta­ge abzu­schaf­fen, ohne dass man noch mit gro­ßer Gegen­wehr rech­nen müss­te. Ver­mut­lich sind es wirk­lich nur noch wirt­schaft­li­che Gesichts­punk­te, wie z.B. die Umsät­ze der Rei­se­bran­che, der Süß­wa­ren­in­dus­trie und der Gas­tro­no­mie, die den Erhalt der (ehe­mals) christ­li­chen Fei­er­ta­ge sichern.

Dabei wäre es gera­de in Zei­ten feh­len­der Grund­wer­te sinn­voll sich wie­der auf die ursprüng­li­chen kul­tu­rel­len Wer­te die­ser Gesell­schaft zu besin­nen. Wenn man nicht in der Lage ist, den Men­schen die jetzt neu in unser Land kom­men ein eige­nes Wer­te­sche­ma zu zei­gen, braucht man sich nicht zu wun­dern, dass eine ver­nünf­ti­ge Inte­gra­ti­on schei­tern muss. Tole­ranz bedeu­tet näm­lich, dass ich die Grund­wer­te ande­rer Men­schen akzep­tie­re, wenn die­se auch mei­ne Grund­wer­te akzep­tie­ren. Das kann natür­lich nicht klap­pen, wenn ich sel­ber kei­ne habe. Ohne gemein­sa­me Wer­te und Tra­di­tio­nen wird eine Gesell­schaft irgend­wann kol­la­bie­ren. Wir soll­ten daher das Oster­fest nicht nur auf ein lan­ges Wochen­en­de mit Kurz­ur­laub und Völ­le­rei redu­zie­ren, son­dern die freie Zeit auch mal zum Nach­den­ken über den Sinn (und Unsinn) unse­res Lebens nutzen.

Ihr Nor­bert Schnellen

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