Stichwort der Woche : Konsumweltmeister

Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen…

win­ter­berg-total­lo­kal : Seit Beginn der Indus­tria­li­sie­rung ist der Ener­gie­ver­brauch pro Kopf, vor allen Din­gen in den Indus­trie­län­dern, aber inzwi­schen auch in den Schwel­len­län­dern, gra­vie­rend ange­stie­gen. Seit der Ölkri­se in den 70er Jah­ren macht man sich Gedan­ken über eine Ener­gie­ein­spa­rung bei den von uns benutz­ten Gerät­schaf­ten. Im glei­chen Zeit­raum ist jedoch die Anzahl von Elek­tro­ge­rä­ten, Autos etc. pro Kopf erheb­lich ange­stie­gen, so dass unter dem Strich der Ver­brauch immer wei­ter zuge­nom­men hat. Doch nicht nur der, von uns bei der Strom- Gas- und Tank­rech­nung regis­trier­ba­re Ener­gie­ver­brauch belas­tet unse­re Öko-Bilanz, jeder Ein­kauf schlägt unbe­merkt noch mal rich­tig zu Buche. Wie kommt das ? Die Ant­wort lau­tet : Luft­fracht und Con­tai­ner­schif­fe. Seit dem Jahr 1930 sind die Trans­port­kos­ten pro Ton­ne um ca. 80% gesun­ken. Immer grö­ße­re Con­tai­ner­schif­fe und Giga­li­ner machen es loh­nens­wert alle Waren als Roh­stoff, Halb­fer­tig­pro­dukt und Fer­tig­pro­dukt mehr­fach um die Welt zu jagen und so von den jeweils bil­ligs­ten Skla­ven­löh­nen in aller Welt zu pro­fi­tie­ren. Regio­na­le Pro­duk­te sind durch die­se Schat­ten­sei­te der Glo­ba­li­sie­rung nicht mehr wettbewerbsfähig.

Wir haben uns inzwi­schen dar­an gewöhnt in schi­cken Kla­mot­ten rum­zu­lau­fen, die unter men­schen­un­wür­di­gen Bedin­gun­gen pro­du­ziert wur­den. Dass unser Smart­phone nur durch Kin­der­ar­beit in afri­ka­ni­schen Minen und die Mon­ta­ge in Bil­ligst­lohn­län­dern pro­du­ziert wer­den konn­te, wen juckt’ s. Umge­kehrt sind unse­re Bau­ern gezwun­gen immer mehr Milch zu immer nied­ri­ge­ren Prei­sen zu erzeu­gen. Die Über­pro­duk­ti­on wird zu Tro­cken­milch ver­ar­bei­tet, auf Steu­er­zah­ler­kos­ten in EU-eige­nen Lager­häu­sern ein­ge­la­gert und dann nach Afri­ka ver­kauft, wo sie dann die regio­na­len Märk­te kaputt macht. Hier geht es den Bau­ern dre­ckig, in Afri­ka geht es den Bau­ern dadurch dre­ckig ; wo ist da der Gewinner ?

Gera­de zu Beginn der Fas­ten­zeit soll­te man mal dar­über nach­den­ken ob wir alle noch rich­tig ticken. Durch unse­re Wachs­tums­gläu­big­keit und unse­ren Kon­sum­rausch als Reli­gi­ons­er­satz, zer­stö­ren wir unse­re eige­nen Lebens­grund­la­gen und schaf­fen zudem noch die Flucht­ur­sa­chen für künf­ti­ge Flücht­lings­strö­me, die wir beim bes­ten Wil­len nicht bewäl­ti­gen kön­nen. Sicher ist es unan­ge­nehm jetzt die Not­brem­se zu zie­hen, aber immer noch bes­ser als sehen­den Auges vor die Wand zu fahren.

Ihr Nor­bert Schnellen

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