Junge Union : Eltern und Schülern die Wahl zwischen G8 und G9 lassen ?

Winterberg-Totallokal : Kreisvorstandssitzung mit Klaus Kaiser MdL – Meinungsbild ist gespalten

win­ter­berg-total­lo­kal : In ihrer Kreis­vor­stands­sit­zung in Arns­berg konn­te die Jun­ge Uni­on Hoch­sauer­land am ver­gan­ge­nen Sonn­tag den Abge­ord­ne­ten Klaus Kai­ser, Bil­dungs­exper­te der CDU-Frak­ti­on im nord­rhein-west­fä­li­schen Land­tag, begrü­ßen. Gleich­zei­tig mit dem letz­ten G9-Jahr­gang wur­de im Jahr 2013 in Nord­rhein-West­fa­len der ers­te G8-Jahr­gang an den Gym­na­si­en ver­ab­schie­det. Nach ver­stärk­ten Pro­tes­ten von Eltern­ver­bän­den hat die Dis­kus­si­on um die Gym­na­si­al­mo­del­le G8 und G9 nun erneut an Fahrt auf­ge­nom­men. Im Jahr 2014 hat­te die dama­li­ge Lan­des­re­gie­rung das auf acht Jah­re ver­kürz­te Gym­na­si­um auf den Weg gebracht. Sie begrün­de­te die­sen Schritt unter ande­rem damit, dass jun­ge Men­schen frü­her in den Beruf ein­stei­gen kön­nen und die Schul­zeit im inter­na­tio­na­len Ver­gleich zu lang sei. Umstrit­ten war dies nicht : weni­ger Frei­zeit für Schü­le­rin­nen und Schü­ler und ein Jahr weni­ger Zeit für die per­sön­li­che Ent­wick­lung waren die Argu­men­te der Geg­ner des „Tur­bo-Abis“. In Anbe­tracht des Land­tags­wahl­kamp­fes 2017 hat sich die CDU NRW nun auch posi­tio­niert : „Den Gym­na­si­en die Wahl­frei­heit zwi­schen G8 und G9 zu las­sen, ist ein guter Kom­pro­miss für Leh­rer, Eltern und Schü­ler. Nach der lan­gen Umstruk­tu­rie­rung zu G8 wie­der ver­pflich­tend zu G9 zurück­zu­keh­ren, wäre für die Gym­na­si­en eine Zumu­tung“, so Kai­ser. Der Plan der CDU : Die Ent­schei­dung über eine mög­li­che Rück­kehr zu G9 obliegt der Schul­kon­fe­renz, in der Ver­tre­ter von Eltern, Leh­rern und Schü­lern zusam­men­kom­men. Deren Ent­schluss muss vom Stadt­rat bestä­tigt werden.

Im Kreis­ver­band der Jun­ge Uni­on Hoch­sauer­land ist das Mei­nungs­bild geteilt, was, so Kai­ser, die Schwie­rig­keit der Debat­te wider­spie­gelt. Isa­bell Gun­ter­mann, Bei­sit­ze­rin im Kreis­vor­stand aus Ols­berg, gehör­te dem ers­ten G8-Jahr­gang an und sieht dies als Erfolgs­mo­dell : „Das viel dis­ku­tier­te Pro­blem liegt nicht im G8-Modell an sich, son­dern in sei­ner Umset­zung. Sofern die Lehr­plä­ne und Schul­stun­den­mo­del­le ange­passt wer­den und damit Ruhe und Kon­ti­nui­tät im Schul­sys­tem ein­keh­ren, haben Schü­le­rin­nen und Schü­ler freie Nach­mit­ta­ge zur Ver­fü­gung und ein gewon­ne­nes Jahr, das sie nach ihren Wün­schen gestal­ten kön­nen.“ Sie selbst sei eines der „Ver­suchs­ka­nin­chen“ gewe­sen und habe mit der noch nicht voll­ende­ten Umset­zung zu kämp­fen gehabt, berich­tet die 22-jäh­ri­ge. Nico­las Siebrecht, der im Jahr 2013 dem letz­ten G9-Jahr­gang ange­hör­te, sieht klar die Vor­tei­le in einer neun­jäh­ri­gen Gym­na­si­al­zeit : „Mei­ne Mit­schü­ler, die nach acht Jah­ren Abitur machen muss­ten, waren gro­ßen Belas­tun­gen aus­ge­setzt. Grund dafür sei der kom­pri­mier­te Lern­stoff und eine deut­li­che Erhö­hung der Stun­den­zah­len gewe­sen. Dadurch wür­de den Jugend­li­chen die Mög­lich­keit genom­men, sich ehren­amt­lich zu enga­gie­ren oder ande­ren Tätig­kei­ten nach­zu­ge­hen, so der JU-Stadt­ver­bands­vor­sit­zen­de aus Marsberg.

Die Struk­tur­fra­ge ist nicht die ein­zi­ge, die die CDU NRW aktu­ell als Pro­blem in der Bil­dungs­land­schaft sieht. Inklu­si­on, Unter­richts­aus­fall und die Unter­rich­tung von Flücht­lings­kin­dern wer­den nach Ansicht Kai­sers von der Lan­des­re­gie­rung ver­nach­läs­sigt. Das sieht auch Tho­mas Becker, Kreis­vor­sit­zen­der der Jun­ge Union :

„Wir müs­sen auf­pas­sen, dass wir nicht die Dis­kus­si­on über guten Unter­richt mit der Dis­kus­si­on über das Schul­sys­tem ver­mi­schen.“ Guter Unter­richt hängt von ande­ren Fak­to­ren ab, betont er : „Viel wich­ti­ger ist eigent­lich, dass die Lehr­plä­ne aus­ge­wo­gen sind, die Schu­len eine gute Aus­stat­tung haben und die Leh­rer sich in Ruhe um ihre eigent­li­che Auf­ga­be küm­mern kön­nen, näm­lich den Kin­dern etwas bei­zu­brin­gen. Stän­di­ge Refor­men und jah­re­lan­ge Sys­tem­um­stel­lun­gen brin­gen nur Unru­he in die Schu­len und scha­den gan­zen Schülergenerationen.”

Die Jun­ge Uni­on Hoch­sauer­land ist die größ­te poli­ti­sche Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on im Hoch­sauer­land­kreis. Mit 1.600 Mit­glie­dern ist die JU Hoch­sauer­land auch der dritt­größ­te Kreis­ver­band in NRW. Der Kreis­ver­band glie­dert sich in elf Stadt- und Gemein­de­ver­bän­de und in über 20 Orts­ver­bän­de. Mit­glied der Jun­gen Uni­on kann jeder zwi­schen 14 und 35 Jah­ren werden.

Bild­be­schrei­bung : Klaus Kai­ser dis­ku­tier­te mit Tho­mas Becker und dem Kreis­vor­stand der Jun­gen Uni­on Hoch­sauer­land über die Zukunft von G8 und G9 an den Gym­na­si­en in NRW. (Foto : San­dra Wahle)

Quel­le : San­dra Wahle, Jun­ge Union

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