Sichwort der Woche : Quo vadis USA ?

Stichwort der Woche von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal : Nor­bert Schnel­len.  Vor genau 40 Jah­ren, am 2.November 1976, wur­de James Earl (Jim­my) Car­ter zum 39. Prä­si­den­ten der Ver­ei­nig­ten Staa­ten gewählt. Wäh­rend sei­ner Prä­si­dent­schaft und auch danach, galt sein Ein­satz den Men­schen­rech­ten, dem Welt­frie­den und spä­ter auch der Umwelt­po­li­tik. Schon früh warn­te er vor den Fol­gen einer auf unein­ge­schränk­ten Wachs­tum und Kon­sum aus­ge­rich­te­ten Gesell­schaft. Zwar schaff­te er es nicht, mit dem Abkom­men von Camp David einen halt­ba­ren Frie­den im Nahen Osten zu errei­chen, auch sein Ver­hal­ten wäh­rend der ira­ni­schen Revo­lu­ti­on und beim sowje­ti­schen Ein­marsch in Afgha­ni­stan wirk­te eher hilf­los. Trotz­dem war er im 20.Jahrhundert der ein­zi­ge, in des­sen Prä­si­dent­schaft die USA an kei­ner offe­nen krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zung betei­ligt waren. Sei­ne Nach­fol­ger, egal ob Demo­kra­ten oder Repu­bli­ka­ner, waren da wesent­lich weni­ger zimperlich.

Aus­ge­rech­net aus der Amts­zeit des fried­lie­ben­den Jim­my Car­ter stammt die nach ihm benann­te Car­ter-Dok­trin, die vor­sah, dass alle Akti­vi­tä­ten aus­län­di­scher Mäch­te in der Golf-Regi­on als aggres­si­ver Akt gegen die Inter­es­sen der USA gese­hen und ent­spre­chend (auch mili­tä­risch) geahn­det wür­den. Haupt­in­itia­tor die­ser Dok­trin war Zbi­gniew Brze­zinski, der dama­li­ge Sicher­heits­be­ra­ter des Prä­si­den­ten. Die­se Dok­trin dien­te sei­nen Nach­fol­gern, allen vor­an Bush sen. und jun., als Recht­fer­ti­gung für ihr mili­tä­ri­sches Ein­grei­fen in der Nah­ost­re­gi­on. Ver­mut­lich hät­te er, wenn er die­sen Miss­brauch vor­aus­ge­se­hen hät­te, sei­ne Unter­schrift nicht unter die­ses Doku­ment gesetzt. Als Geor­ge W. Bush, auf­grund eines kon­stru­ier­ten Lügen­ge­bil­des den Irak-Krieg vom Zaun brach, war Car­ter einer der ers­ten, die die­se mili­tä­ri­sche Inter­ven­ti­on scharf ver­ur­teil­ten. Ohne­hin hat er sich nie gescheut das poli­ti­sche Fehl­ver­hal­ten sei­ner Nach­fol­ger kri­tisch zu kom­men­tie­ren, womit er sich sicher nicht nur Freun­de gemacht hat.

Ob ein lan­ges Leben immer ein Segen ist weiß man nicht, man kann sich aber vor­stel­len wie dem 92-jäh­ri­gen zumu­te ist, wenn er sich heu­te sei­ne bei­den poten­ti­el­len Nach­fol­ger anschau­en muss : Ein 70-jäh­ri­ger infan­ti­ler Mil­li­ar­där, für den sich inzwi­schen sei­ne eige­nen Par­tei­freun­de schä­men müs­sen und eine 68-jäh­ri­ge ehe­ma­li­ge Prä­si­den­ten­gat­tin und Außen­mi­nis­te­rin, mit einer sehr gro­ßen Nähe zu den Wall­street-Zockern, sol­len die USA in eine siche­re und gerech­te Zukunft füh­ren ? Die­se bei­den sol­len den Her­aus­for­de­run­gen einer sich rasant ändern­den Welt, mit vie­len Kri­sen­her­den und Kon­flik­ten, mit immer drän­gen­de­ren Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels und der ste­tig stei­gen­den Welt­be­völ­ke­rung, als west­li­che Füh­rungs­macht gerecht wer­den ? Bestimmt hat­te Jim­my Car­ter schon bei Geor­ge W. Bush gedacht, dass es schlim­mer nicht kom­men könn­te, aber es kam schlim­mer. Genau wie der Rest der Welt ist er zum Zuse­hen ver­dammt und kann nur abwar­ten, wie sich die ame­ri­ka­ni­schen Wäh­ler am 8.November zwi­schen „Teu­fel und Beel­ze­bub“ ent­schei­den werden.

Ihr Nor­bert Schnellen

Print Friendly, PDF & Email