Milch ist kein Gegengift

Winterberg-Totallokal : Bei Vergiftungen im Haushalt – Milch ist kein Gegengift sondern beschleunigt sogar die Giftaufnahme !

win­ter­berg-total­lo­kal : Leuch­tend rote Bee­ren im Strauch, die far­bi­ge Blü­ten­pracht im Vor­gar­ten oder Rei­ni­gungs­mit­tel unter der Spü­le : „Gera­de für Klein­kin­der auf Ent­de­ckungs­tour stel­len vie­le Pflan­zen und Flüs­sig­kei­ten in ihrer Umwelt eine nicht zu unter­schät­zen­de Gefahr dar“, betont Apo­the­ker Jür­gen Schä­fer, Spre­cher der Apo­the­ker­schaft im Hoch­sauer­land­kreis (Alt­kreis Bri­lon). Schä­fer ver­weist auf die hoch­gif­ti­ge Wir­kung von schar­fen All­zweck­rei­ni­gern, Eiben, Toll­kir­schen oder Herbst­zeit­lo­sen. Letz­te­re sind dem belieb­ten Bär­lauch zum Ver­wech­seln ähnlich.

Im Fall der Fäl­le ist Eile gefragt : „Eltern soll­ten sofort die Gift­not­ruf-Zen­tra­le anru­fen“, so Schä­fer. „Am ande­ren Ende der Lei­tung sit­zen sehr erfah­re­ne Exper­ten. Sie kön­nen die unter­schied­li­chen Sym­pto­me genau deu­ten und wis­sen, was zu tun ist.“ Meis­tens wer­de zur Gabe eines Ent­schäu­mers oder medi­zi­ni­scher Koh­le gera­ten, die in jeder Apo­the­ke erhält­lich sind. „Fami­li­en mit Kin­dern emp­feh­le ich daher, die­se Prä­pa­ra­te stets in der Haus­apo­the­ke zu lagern. Apo­the­ker Schä­fer warnt besorg­te Eltern zudem ein­dring­lich davor, die Kin­der mit Salz­was­ser oder ande­ren Mit­teln zum Erbre­chen zu brin­gen : „Das kann fata­le Fol­gen haben.“ Dass Milch in sol­chen Fäl­len hilft, sei ein Mythos. „Milch ist kein Gegen­gift, son­dern beschleu­nigt sogar die Gift­auf­nah­me durch den Darm und ist daher kon­tra­pro­duk­tiv.“ Ange­zeigt hin­ge­gen sind stil­les Was­ser oder Tee.
Ver­schie­de­nen Sym­pto­me kön­nen auf eine Ver­gif­tung hin­wei­sen : Schluck­be­schwer­den mit Rötun­gen in Mund und Rachen kön­nen eben­so auf­tre­ten wie Bla­sen­bil­dung oder Atem­not. Bei äußer­li­chen Ver­gif­tun­gen sind dies bei­spiels­wei­se Ver­ät­zun­gen auf der Haut oder im Auge.

Beson­ders schnel­les Han­deln ist gefor­dert, wenn das Kind bewusst­los ist oder es sich erbro­chen hat : „Eltern soll­ten hier sofort den Not­arzt ver­stän­di­gen und ers­te Hil­fe leis­ten. Wenn bekannt ist, womit sich das Kind ver­gif­tet hat, soll­te man das Mit­tel bezie­hungs­wei­se den Pflan­zen­na­men für die Ret­tungs­kräf­te bereit­hal­ten“, sagt Schäfer.

Das bes­te Mit­tel gegen Ver­gif­tun­gen im Haus­halt ist und bleibt jedoch eine Ver­mei­dung von Gefah­ren : „Jeder weiß zwar, dass man Putz­mit­tel oder Medi­ka­men­te außer­halb der Reich­wei­te von Kin­dern auf­be­wah­ren soll. Doch im All­tag kommt die­se Regel so man­ches Mal unter die Räder“, weiß Apo­the­ker Schä­fer. Zudem möge man gif­ti­ge Flüs­sig­kei­ten oder Pul­ver nicht in Trink­fla­schen oder Mar­me­la­den­glä­ser umfül­len, um Ver­wechs­lun­gen zu ver­mei­den.“ Im Gar­ten oder auf dem Bal­kon soll­te man auf gif­ti­ge Pflan­zen schlicht­weg ver­zich­ten. „Wenn das nicht mög­lich ist, müs­sen Eltern auf jeden Fall genau wis­sen, was im Gar­ten wächst, um den Hel­fern genau Aus­kunft dar­über geben zu kön­nen“, for­dert Schäfer.

Nummern im Notfall 
Giftnotruf-Zentrale NRW: 0228 – 19 240
Notruf: 112

Text und Bild : Jür­gen Schä­fer, Apo­the­ker

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