Peter Liese : Medizinprodukte werden sicherer – Die richtige Konsequenz aus den Skandalen

EU Medizinprodukte-Verordnung kommt – EP-Gesundheitsausschuss und Mitgliedsstaaten stimmen erzielter Einigung zu

win­ter­berg-total­lo­kal :  Am Mitt­woch hat sich der Gesund­heits­aus­schuss des Euro­päi­schen Par­la­ments ein­stim­mig für die neue EU-Medi­zin­pro­duk­te-Ver­ord­nung aus­ge­spro­chen. Die Mit­glieds­staa­ten im Rat stimm­ten der gefun­de­nen Eini­gung am Mitt­woch eben­falls zu. Dar­auf mach­te der süd­west­fä­li­sche CDU-Euro­pa­ab­ge­ord­ne­te Dr. Peter Lie­se, der auch gesund­heits­po­li­ti­scher Spre­cher sei­ner Frak­ti­on im Euro­päi­schen Par­la­ment (EVP-Christ­de­mo­kra­ten) ist, auf­merk­sam. Bereits vor drei Wochen hat­ten sich Ver­tre­ter des Euro­päi­schen Par­la­ments und des Minis­ter­rats auf einen Kom­pro­miss zur bes­se­ren Regu­lie­rung von Medi­zin­pro­duk­ten und medi­zi­ni­schen Dia­gnos­ti­ka (IVD) geeinigt.

„Ich bin sehr froh, dass wir für das neue Medi­zin­pro­dukt­e­recht und unser Ver­hand­lungs­er­geb­nis eine so brei­te Unter­stüt­zung erhal­ten haben. Die Men­schen in Deutsch­land und Euro­pa haben ein Recht dar­auf, dass wir die rich­ti­gen Kon­se­quen­zen aus den Skan­da­len, z.B. um schad­haf­te Brust­im­plan­ta­te, zie­hen. Die neue Ver­ord­nung ist gut für die Pati­en­ten stärkt die seriö­sen Her­stel­ler“, so Liese.

Das neue EU-Medi­zin­pro­dukt­e­recht sieht unter ande­rem unan­ge­kün­dig­te Kon­trol­len bei den Her­stel­lern nach dem Inver­kehr­brin­gen der Pro­duk­te vor. Lie­se hob ins­be­son­de­re die­sen Punkt im Inter­es­se der Pati­en­ten­si­cher­heit beson­ders her­vor. „Das Pro­blem beim PIP-Skan­dal bestand dar­in, dass das Pro­dukt zwar am Anfang den Regeln ent­sprach, der Her­stel­ler die Pro­duk­ti­on spä­ter aber von hoch­wer­ti­gem medi­zi­ni­schem Sili­kon auf bil­li­ges Indus­trie­si­li­kon umge­stellt hat. Das soll zukünf­tig durch ver­pflich­ten­de Kon­trol­len beim Her­stel­ler unter­bun­den wer­den.“ Außer­dem sol­len die benann­ten Stel­len sehr viel stär­ker kon­trol­liert wer­den und müs­sen medi­zi­ni­sches Fach­per­so­nal ein­stel­len um Medi­zin­pro­duk­te wei­ter­hin bewer­ten zu kön­nen. Für Hoch­ri­si­ko­pro­duk­te, z.B. Implan­ta­te oder HIV-Tests, wird ein zusätz­li­ches Sicher­heits­ver­fah­ren ein­ge­führt. Nicht nur die benann­te Stel­le, son­dern auch ein beson­de­res Exper­ten­ko­mi­tee über­prüft die Über­ein­stim­mung mit den Regeln. Für Pati­en­ten wird ein Implan­tats­pass ein­ge­führt. Dadurch kön­nen Pati­en­ten und Ärz­te immer nach­ver­fol­gen, wel­ches Pro­dukt implan­tiert wurde.

Medi­zin­pro­duk­te müs­sen zukünf­tig außer­dem wie bis­her nur Arz­nei­mit­tel einen kli­ni­schen Nach­weis erbrin­gen, v.a. bei höhe­ren Risi­koklas­sen müs­sen die Her­stel­ler Stu­di­en durchführen.

Bei hoch­sen­si­blen DNA-Tests wer­den die Mit­glied­staa­ten ver­pflich­tet, Pati­en­ten über die Kon­se­quen­zen des Tests zu infor­mie­ren. „DNA-Tests kön­nen gra­vie­ren­de Kon­se­quen­zen für das Leben der Pati­en­ten haben und man soll­te sie nicht ohne ordent­li­che Infor­ma­ti­on und Bera­tung durch­füh­ren. Die gefun­de Lösung ist weni­ger ambi­tio­niert als die Posi­ti­on des Euro­päi­schen Par­la­ments, aber ein ers­ter Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Wir wer­den in die­ser Fra­ge sehr wach­sam sein und die Umset­zung im Auge behal­ten“, so der CDU-Euro­pa­ab­ge­ord­ne­te und Bericht­erstat­ter des Euro­päi­schen Par­la­ments für die IVD-Ver­ord­nung, der Erar­bei­tung der Ver­ord­nung auch inten­siv mit vie­len Unter­neh­mens­ver­tre­tern aus Süd­west­fa­len über die Fra­ge gespro­chen hat. Im Hoch­sauer­land­kreis sind u.a. die Fir­men SCHUL­TE-ELEK­TRO­NIK GmbH in Ols­berg, die TITAL GmbH in Best­wig und die Tri­lux Medi­cal GmbH in Arns­berg-Hüs­ten betroffen.

Laut Lie­se ist der gefun­de­nen Kom­pro­miss nicht nur im Inter­es­se der Pati­en­ten­si­cher­heit son­dern auch gut für die vie­len mit­tel­stän­di­schen Her­stel­ler in Deutsch­land, da es nach vier Jah­ren nun end­lich Pla­nungs­si­cher­heit gibt und Über­bü­ro­kra­tie ver­mie­den wer­den konn­te. „Bei man­chen Dis­kus­sio­nen hat­te ich den Ein­druck, als wären zusätz­li­che büro­kra­ti­sche Anfor­de­run­gen an die Unter­neh­men für mache das allei­ni­ge All­heil­mit­tel. Papier­kram schützt die Pati­en­ten aber nicht. Ent­schei­dend sind die tat­säch­li­chen Kon­trol­len vor Ort. Wir wol­len kei­ne Über­re­gu­lie­rung, weil Euro­pa und ins­be­son­de­re Deutsch­land im Bereich der Medi­zin­pro­duk­te und medi­zi­ni­schen Dia­gnos­ti­ka sehr inno­va­tiv sind. Wenn am Ende die Arbeit wegen zu vie­len unnüt­zen Anfor­de­run­gen nicht mehr gemacht wer­den kann, nützt das kei­nem Pati­en­ten. Ich bin froh, dass wir am Ende einen aus­ge­wo­ge­nen Kom­pro­miss gefun­den haben“, so Lie­se abschließend.

[Bild­un­ter­schrift : Bei der Erar­bei­tung der Ver­ord­nung hat­te Peter Lie­se inten­siv mit vie­len Unter­neh­mens­ver­tre­tern aus Süd­west­fa­len über die neue EU-Gesetz­ge­bung zu Medi­zin­pro­duk­ten gespro­chen.] (Fotos D. Berger)

Zum Hin­ter­grund

Bereits in 2012 hat­te die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on einen Vor­schlag vor­ge­legt. Das Euro­päi­sche Par­la­ment hat­te schon vor drei Jah­ren sei­ne Posi­ti­on dazu fest­ge­legt. Weil die Mit­glied­staa­ten sich aber erst im Herbst ver­gan­ge­nen Jah­res auf eine Posi­ti­on ver­stän­di­gen konn­ten und sich lan­ge wei­ger­ten, auf die Wün­sche des Par­la­men­tes ein­zu­ge­hen, waren die Ver­hand­lun­gen sehr zäh und lang­wie­rig. Das Ple­num des Euro­päi­schen Par­la­ments muss dem Text auch noch for­mal zustim­men. Dies gilt jedoch als gesichert.

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