Norbert Schnellen : Eliten

Stichwort der Woche von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal : In der ver­gan­ge­nen Woche fand in Dres­den die Bil­der­berg-Kon­fe­renz statt. Seit dem ers­ten Tref­fen im Jahr 1954 im hol­län­di­schen Hotel de Bil­der­berg, fin­det die Kon­fe­renz ein­mal jähr­lich an einem ande­ren Ort statt. Ein Geheim­tref­fen, wel­ches sich her­vor­ra­gend als Stoff für Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker jeder Cou­leur eig­net. Denn die Men­schen, die sich dort tref­fen, sind nicht Irgend­wer, son­dern die Wirt­schafts- und Poli­ti­kel­i­ten aus West­eu­ro­pa und Nord­ame­ri­ka. Da es sich bei die­sem Tref­fen um eine Ver­an­stal­tung han­delt, von der, trotz Teil­nah­me eini­ger Medi­en­ver­tre­ter, nicht viel an die Öffent­lich­keit dringt, kann sicher bei eini­gen der Ein­druck ent­ste­hen, dass es hier­bei um die „Über­nah­me der Welt­herr­schaft“ geht. War­um gibt es sol­che Geheim­tref­fen von Eli­ten, oder bes­ser gesagt war­um gibt es in demo­kra­ti­schen Staa­ten über­haupt Eliten ?

Seit Bestehen der Mensch­heit hat es eigent­lich bis­her kei­ne Gesell­schafts­form gege­ben, in der sich kei­ne irgend­wie gear­te­ten Eli­ten her­aus­ge­bil­det haben. Ob als Pries­ter­kas­te, Ade­li­ge, Patri­zi­er oder in wel­cher Form auch immer, es gab immer ein paar Men­schen, die mein­ten, dass sie die Füh­rung über ihre Mit­men­schen über­neh­men müss­ten. Eine abso­lut herr­scher­lo­se Gesell­schaft gab es bis­her nur in den über­lie­fer­ten Para­die­sen der Welt­re­gio­nen. Im Lau­fe der Mensch­heits­ge­schich­te gab es aber genug Ver­su­che sich von der Herr­schaft der Eli­ten zu befrei­en, jedoch immer mit dem Resul­tat, dass sich bei den Auf­stän­di­schen direkt eine neue Éli­te her­aus­bil­de­te. Die Fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on, unter dem Mot­to : Frei­heit, Gleich­heit und Brü­der­lich­keit, führ­te auf direk­tem Wege zur Schre­ckens­herr­schaft von Robes­pierre und zur Mon­ar­chie Napoleons.

Die rus­si­sche Revo­lu­ti­on brach­te den Men­schen in der Fol­ge die Schre­ckens­herr­schaft Sta­lins und die „Dik­ta­tur des Pro­le­ta­ri­ats“, unter der Mil­lio­nen von Men­schen ihr Leben las­sen muss­ten. Lan­ge Zeit gal­ten die USA noch als Hort der Frei­heit und Demo­kra­tie. Mit der Ver­brei­tung des „Man­ches­ter-Kapi­ta­lis­mus“ im 19. Und 20.Jahrhundert war es dann aber auch dort schnell mit der Frei­heit und Gleich­heit vorbei.

Woher kom­men aber die­se Eli­ten ? Ganz ein­fach – Demo­kra­tie ist anstren­gend. Sie erfor­dert ein hohes Maß an Eigen­ver­ant­wor­tung, Tole­ranz und geleb­ter Soli­da­ri­tät. Wenn wir, als ein­fa­ches Volk, nicht bereit sind die­sen beschwer­li­chen Weg zu gehen und uns lie­ber dar­auf ver­las­sen, das „die da oben“ schon alles rich­tig machen, brau­chen wir uns nicht zu wun­dern, dass „die da oben“ mit uns machen was sie wol­len. Aus der Geschich­te kön­nen wir ler­nen, dass Demo­kra­tie nicht durch Revo­lu­tio­nen und Umstür­ze ent­steht. Der Weg zu einer wirk­lich demo­kra­ti­schen und frei­en Gesell­schaft kann nur „ganz unten“, bei uns im All­tag beginnen.

Erst unse­re per­sön­li­che Bereit­schaft Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men und Soli­da­ri­tät gegen­über Schwä­che­ren zu zei­gen, kann eine Demo­kra­tie von unten auf­bau­en und so die selbst­er­nann­ten Eli­ten über­flüs­sig machen und im Müll­ei­mer der Geschich­te zu ent­sor­gen. Das ist natür­lich Uto­pie, denn das Resul­tat wäre ein „Para­dies auf Erden“, wel­ches sicher nicht zu errei­chen ist. Trotz­dem lohnt es sich dar­an zu arbeiten.

Ihr Nor­bert Schnellen

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