Stichwort der Woche : Was blüht uns in der Zukunft ?

Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal : Wenn Bri­lon zur Akti­on „Bri­lon blüht auf“ ruft, weiß man, dass es jetzt wirk­lich auf­wärts geht und die trü­be Jah­res­zeit vor­bei ist. Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de wur­den die Uhren auf Som­mer­zeit umge­stellt (wer weiß, wie lan­ge noch) und wir kön­nen uns auch abends wie­der mehr im Frei­en auf­hal­ten. Noch ist über­all genug Feuch­tig­keit vor­han­den um alles schön bunt erblü­hen zu las­sen und wir kön­nen nur hof­fen, dass in ein paar Mona­ten nicht wie­der über­all ein ein­heit­li­ches Braun vor­herrscht. Lei­der war­nen vie­le ernst zu neh­men­de Kli­ma­wis­sen­schaft­ler und Meteo­ro­lo­gen davor, dass so extre­me Dür­re­jah­re, wie wir sie in 2018 hat­ten, immer mehr zur Regel wer­den kön­nen. Die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels erei­len uns ver­mut­lich viel schnel­ler, als wie wir das bis­her ver­mu­tet hat­ten. Wie so oft haben wir einer dro­hen­den Kata­stro­phe nichts ent­ge­gen­zu­set­zen als ein „das wird schon wie­der“ und einer vagen Hoff­nung, dass irgend­wer schon die rich­ti­gen Maß­nah­men ergrei­fen wird um uns vor einer Kata­stro­phe zu schüt­zen. Frü­her nann­te man so etwas „Gott­ver­trau­en“, aber wie nennt man das in einer post­re­li­giö­sen Zeit ? Dumm­heit, Igno­ranz oder ein­fach nur Denkfaulheit ?

Der Mensch ist ein Gewohn­heits­tier und lebt, wider bes­se­res Wis­sen, gern nach der Devi­se „wei­ter so“, oder wie der Köl­ner sagt : „Et hätt noch immer jut jegan­ge“! Doch lei­der wird es nicht immer wei­ter so gut gehen, weil wir schon viel zu lan­ge nach die­ser Devi­se leben. Zudem haben wir uns in den letz­ten Jahr­zehn­ten ange­wöhnt, zu glau­ben, dass man alle Pro­ble­me durch tech­ni­sche Inno­va­tio­nen lösen kann. Die „deut­sche Ener­gie­wen­de“, für die wir uns heu­te immer noch gern selbst bewun­dern, war, öko­lo­gisch gese­hen, ein abso­lu­ter Rohr­kre­pie­rer. Trotz hoher Inves­ti­tio­nen steigt der CO2 Aus­stoß immer wei­ter an. Die wirk­li­chen Grün­de dafür wer­den näm­lich bis­her unter den Tisch gekehrt, weil es den kurz­fris­ti­gen wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen einer star­ken Lob­by scha­den wür­de, wenn man die gren­zen­lo­se Mobi­li­tät in Fra­ge stel­len wür­de. Sei­en es die unnö­ti­gen Trans­por­te für eine glo­ba­le Wirt­schaft oder auch die Mobi­li­tät eines jeden Ein­zel­nen, zu Land, im Was­ser und zur Luft, die­se Ursa­chen des Kli­ma­wan­dels wird kein Poli­ti­ker ange­hen, weil er dann sicher nicht mehr gewählt wür­de. Für uns, als „mün­di­ge“ Bür­ger und Wäh­ler ist der Lei­dens­druck sicher noch nicht aus­rei­chend stark und vor­aus­schau­en­des, nach­hal­ti­ges Den­ken haben wir uns offen­sicht­lich abgewöhnt.

Etwas Hoff­nung geben die frei­täg­li­chen Jugend­pro­tes­te, weil die, oft unter­schät­zen, Jugend­li­chen inzwi­schen gemerkt haben, dass es Ihre Zukunft ist, die momen­tan von mäch­ti­gen Inter­es­sen­grup­pen, unfä­hi­gen Poli­ti­kern und uns „Alten“ ver­spielt wird. Wir müs­sen jetzt die Reiß­lei­ne zie­hen und unser kom­plet­tes Ver­hal­ten auf Zukunfts­fä­hig­keit über­prü­fen. Mit wel­chem Recht klau­en wir, durch ein unre­flek­tier­tes Kon­sum- und Frei­zeit­ver­hal­ten, den künf­ti­gen Gene­ra­tio­nen, aber auch den Men­schen in weni­ger ent­wi­ckel­ten Gebie­ten, ihre Lebens­grund­la­ge. Kön­nen Sie sich, mit allen Infor­ma­tio­nen, die wir heu­te haben, mor­gens noch im Spie­gel betrachten ?

Ihr Nor­bert Schnellen

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