Stichwort der Woche : Leere Versprechungen

Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal : Wenn jetzt bei Ihnen die Hei­zung aus­fällt und Ihr Instal­la­teur sagt, dass er momen­tan kei­ne Zeit hat, Ihnen aber in Jahr 2050 eine kom­plett CO2 neu­tra­le Hei­zung, die kei­ner­lei Ener­gie ver­braucht ein­bau­en wird, nützt Ihnen das in Ihrer Situa­ti­on sehr wenig. Bis 2050 sind Sie dann ver­mut­lich erfro­ren und Ihr Haus ist durch die Wit­te­rungs­ein­flüs­se ein­ge­fal­len. Ver­mut­lich ist Ihr Hei­zungs­mon­teur in 32 Jah­ren auch nicht mehr tau­frisch und mit sei­nen Ver­spre­chun­gen müs­sen sich dann sei­ne Nach­fol­ger her­um­schla­gen. Ähn­lich ver­hält es sich mit der Ankün­di­gung der EU Kom­mis­si­on, dass die EU im Jahr 2050 kli­ma­neu­tral sein wird und der CO2 Aus­stoß bei null lie­gen soll. Das Gan­ze wird dann als „Zukunfts­vi­si­on“ bezeich­net. Sol­che Visio­nen haben aller­dings einen ent­schei­den­den Nach­teil : Sie las­sen außer Acht, dass man drin­gen­de Pro­ble­me sofort ange­hen muss und nicht ein­fach nach hin­ten ver­schie­ben darf. Als die Bun­des­re­gie­rung ver­kün­de­te, dass man natür­lich die Kli­ma­schutz­zie­le für 2030 ein­hal­ten möch­te und gleich­zei­tig zugab, dass die Kli­ma­schutz­zie­le für 2020 nicht mehr ein­zu­hal­ten sind, war das gleich­zei­tig das welt­wei­te Aus für die Glaub­wür­dig­keit der „Kli­ma­kanz­le­rin“ und die Geschich­te vom „deut­schen Ener­gie­wun­der“. Die Regie­rung agiert dabei nach dem Mot­to „Mit der ers­ten Mil­lio­nen hat es nicht geklappt, des­halb fan­ge ich direkt mit der zwei­ten an“. Pri­vat­leu­te und Unter­neh­mer, die nach die­ser Devi­se leben, genie­ßen zumeist kei­ne hohe Kreditwürdigkeit.

Jeder weiß, dass man gro­ße Zie­le nur mit klei­nen Schrit­ten errei­chen kann. Mit die­sen muss man dann aber sofort begin­nen. In der Pra­xis bedeu­tet das, end­lich zuzu­ge­ben, dass eine Co2 Redu­zie­rung nicht allein durch tech­ni­sche Inno­va­tio­nen, son­dern durch eine kom­plet­te Ände­rung des Ver­brau­cher­ver­hal­tens zu errei­chen ist. Dazu müss­te man den Wäh­lern, die man in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten zu rei­nen Kon­sum­idio­ten erzo­gen hat, rei­nen Wein ein­schen­ken. Die Ret­tung der Erde ist nun mal nicht zum Null­ta­rif zu haben. Die „Ers­te-Hil­fe-Maß­nah­men“, die jetzt sofort ein­zu­lei­ten wären, wür­den der­zeit von einer abso­lu­ten Mehr­heit als unzu­mut­bar emp­fun­den und trie­ben die­se Wäh­ler erst recht in die Arme von Popu­lis­ten. Die­se Maß­nah­men wären unter ande­rem eine tota­le Ein­schrän­kung des Flug­ver­kehrs und der Kreuz­fahr­ten durch Ein­prei­sung der tat­säch­li­chen Kos­ten der Emis­sio­nen. Das Glei­che müss­te natür­lich auch bei allen Waren und Dienst­leis­tun­gen pas­sie­ren, bil­lig shop­pen wäre dann Ver­gan­gen­heit. Die Land­wirt­schaft müss­te dann kom­plett öko­lo­gisch und klein­tei­lig erfol­gen und wür­de dadurch natür­lich arbeits­in­ten­si­ver. Die der­zei­ti­ge Sub­ven­ti­ons­po­li­tik der EU geht in eine völ­lig ande­re Rich­tung. Eine CO2 neu­tra­le EU müss­te auch die glo­ba­len Waren­strö­me weit­ge­hend ein­schrän­ken, ein­mal um wei­te Trans­por­te zu unter­bin­den, zum zwei­ten ist es sicher nicht CO2 neu­tral wenn man die Pro­duk­ti­on und somit die Schad­stoff­be­las­tung in Län­der außer­halb der EU ver­schiebt, so wie es momen­tan ja zu Genü­ge pas­siert. Wenn dies alles nicht zu rea­li­sie­ren ist, wie soll die­se Visi­on dann bis 2050 ver­wirk­licht wer­den ? Am bes­ten durch das, was sich bis­her immer bewährt hat, ein­fach aus­sit­zen und dar­auf hof­fen, dass der fort­schrei­ten­de Kli­ma­wan­del bis 2050 unse­re Zivi­li­sa­ti­on aus­ge­löscht hat. Dann sind wir wirk­lich abso­lut CO2 neutral.

Ihr Nor­bert Schnellen

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