Krankenhausgeschäftsführer Christian Jostes verlässt Winterberg und Korbach

Winterberg-Totallokal : Voraussichtlich im Frühsommer 2019 tritt er eine neue Aufgabe in seiner ostwestfälischen Heimat an…

win­ter­berg-total­lo­kal :  Nach fast zehn Jah­ren Geschäfts­füh­rung im St. Fran­zis­kus-Hos­pi­tal Win­ter­berg und fünf Jah­ren im Stadt­kran­ken­haus Kor­bach stellt sich Chris­ti­an Jos­tes neu­en beruf­li­chen Her­aus­for­de­run­gen. „Der Schritt fällt mir nicht leicht“, so Jos­tes. „Mit bei­den Kran­ken­häu­sern, den Mit­ar­bei­tern und unse­ren Part­nern ist in den letz­ten Jah­ren eine enge Ver­bin­dung ent­stan­den. Gemein­sam haben wir viel erreicht und ich dan­ke Allen, die dies ermög­licht haben.“

Jos­tes ist seit 2010 Geschäfts­füh­rer im St. Fran­zis­kus-Hos­pi­tal in Win­ter­berg. Wäh­rend die­ser Zeit ist es ihm gelun­gen, aus dem katho­li­schen Kran­ken­haus ein Gesund­heits­zen­trum für die Regi­on zu eta­blie­ren. Mit der Grün­dung einer eige­nen Kar­dio­lo­gie und einer Ger­ia­trie sowie der Anschaf­fung eines moder­nen Com­pu­ter­to­mo­gra­phen (CT) konn­te das Leis­tungs­spek­trum des Hau­ses bereits im ers­ten Jahr aus­ge­baut wer­den. Auch die ers­ten haus­über­grei­fen­den Koope­ra­tio­nen mit ande­ren Leis­tungs­trä­gern, wie z.B. die Koope­ra­ti­on mit dem Stadt­kran­ken­haus Kor­bach zum Links­herz­ka­the­ter­mess­platz wur­den bereits 2010 ein­ge­stielt. Für die Pati­en­ten ermög­lich­te dies eine 24-h-Ver­sor­gung bei kar­dio­lo­gi­schen Problemen.

„Ein klei­nes 100-Bet­ten-Haus, wie unser Kran­ken­haus in Win­ter­berg, ist auf Part­ner ange­wie­sen“, weiß Ver­wal­tungs­rats­vor­sit­zen­der Sieg­fried Kru­se. Anders sei eine umfas­sen­de medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung für die Regi­on gar nicht umzu­set­zen, so Kru­se. Allein am Bei­spiel des Links­herz­ka­the­ter­mess­plat­zes wer­de deut­lich, dass die mög­li­chen Fall­zah­len der Regi­on nicht aus­rei­chen wür­den, um das hoch­mo­der­ne Gerät wirt­schaft­lich betrei­ben zu kön­nen. „Wir haben die letz­ten Jah­re aktiv genutzt und ein medi­zi­ni­sches Ver­sor­gungs­netz mit vie­len kom­pe­ten­ten Part­nern gestrickt“, weiß Kru­se. „Dafür sind wir Chris­ti­an Jos­tes sehr dank­bar und ich bedaue­re auch per­sön­lich sehr, dass er das Sau­er­land ver­lässt.“ Der Ver­wal­tungs­rat hat bereits ers­te Wei­chen für eine naht­lo­se Nach­fol­ge gestellt. Dar­über hin­aus habe Jos­tes sei­ne Bereit­schaft erklärt, auch über das Datum des Aus­schei­dens hin­aus unter­stüt­zend zur Ver­fü­gung zu stehen.

Viel gestal­tet wur­de in den letz­ten Jah­ren im St. Fran­zis­kus-Hos­pi­tal, das weiß man auch im Ver­wal­tungs­rat zu schät­zen. 2011 star­te­te im Win­ter­ber­ger Kran­ken­haus ein bis dato in Nord­rhein-West­fa­len ein­ma­li­ges Sti­pen­dia­ten­pro­gramm zur Rekru­tie­rung und Bin­dung ärzt­li­chen Fach­per­so­nals an das Haus. „Durch das För­der­pro­gramm konn­ten wir bis heu­te eine Viel­zahl jun­ger Medi­zi­ner schon wäh­rend ihres Stu­di­ums für Win­ter­berg begeis­tern und sie ver­pflich­ten, min­des­tens drei Jah­re dem Win­ter­ber­ger Kran­ken­haus als Ärz­te treu zu blei­ben“, so Jos­tes. Die Sicher­stel­lung und Ver­net­zung der Pati­en­ten­ver­sor­gung im länd­li­chen Bereich ist für Jos­tes schon immer ein wich­ti­ges Anlie­gen, was auch die Grün­dung des Medi­zi­ni­schen Ver­sor­gungs­zen­trums (MVZ) St. Fran­zis­kus 2012 ver­deut­licht. Dadurch konn­te die ambu­lan­te Fach­arzt­be­treu­ung in Berei­chen der Kar­dio­lo­gie, Gas­tro­en­te­ro­lo­gie, Inne­ren Medi­zin und der Gynä­ko­lo­gie und Geburts­hil­fe in der länd­lich gepräg­ten Regi­on gesi­chert wer­den. Das eben­falls am Kran­ken­haus neu eta­blier­te Pro­jekt „Fami­lia­le Pfle­ge“ schult zudem bis heu­te pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge und unter­stützt die­se bei ihrer her­aus­for­dern­den Auf­ga­be im Umgang mit Pfle­ge­be­dürf­ti­gen zu Hause.

Zukunfts­wei­send war 2015 auch die Zer­ti­fi­zie­rung zum Endo­pro­the­tik-Zen­trum (EPZ), in dem inzwi­schen jähr­lich weit über 500 Knie- und Hüf­ten­do­pro­the­sen in her­vor­ra­gen­der Qua­li­tät implan­tiert wer­den. In punk­to Koope­ra­tio­nen ging das Win­ter­ber­ger Kran­ken­haus eine Part­ner­schaft mit dem Kli­ni­kum Kas­sel, zur Eta­blie­rung der Tel­en­eu­ro­lo­gie zur Schlag­an­fall­ver­sor­gung (Stro­ke Unit) ein. Damit konn­te die Schlag­an­fall­ver­sor­gung in Win­ter­berg erhal­ten und sogar unter Stro­ke-Unit-ähn­li­chen Ver­sor­gungs­struk­tu­ren ange­bo­ten wer­den. Gera­de bei die­sem Krank­heits­bild ist der Zeit­fak­tor, den man durch einen Trans­port in ent­fern­te­re Kli­ni­ken in Kauf neh­men müss­te, für den Pati­en­ten gemäß der Maxi­me „time is brain“ (Zeit ist Gehirn) medi­zi­nisch von gro­ßer Bedeu­tung. „Aktu­ell gehen unse­re Pla­nun­gen hin zu einem eige­nen Bereich Pal­lia­tiv­me­di­zin, um schwerst­kran­ke Pati­en­ten kom­pe­tent betreu­en zu kön­nen“, so der Geschäftsführer.

Ein beson­de­rer Mei­len­stein war auch die Ernen­nung zur aka­de­mi­schen Lehr­kli­nik der Uni Gie­ßen, die auf Jos­tes Initia­ti­ve zustan­de gekom­men ist. Eine unge­wöhn­li­che und beson­de­re Aus­zeich­nung für ein Kran­ken­haus die­ser Größe.

Aber auch in den nicht-medi­zi­ni­schen Berei­chen habe sich viel getan. So prä­sen­tiert sich das Kran­ken­haus heu­te mit einem neu­en Cor­po­ra­te Design und zur Auf­recht­erhal­tung des hohen Qua­li­täts­an­spru­ches erfol­gen in regel­mä­ßi­gen Abstän­den Zer­ti­fi­zie­rungs­au­dits zum Bei­spiel im Rah­men der ISO 9001/2015. So wur­de eine mit 60 wei­te­ren Bench­mark­kli­ni­ken stan­dar­di­sier­te unab­hän­gi­ge Pati­en­ten­be­fra­gung ein­ge­führt und ein neu gegrün­de­tes Ethik­ko­mi­tee küm­mert sich um zwi­schen­mensch­li­che Belan­ge und Fra­gen von ethi­scher Bedeu­tung. Die gesam­te EDV-Ver­sor­gung wur­de erneu­ert und moder­ni­siert. „Das hat uns schon mehr als ein­mal vor Unheil bewahrt“, fügt Jos­tes schmun­zelnd hin­zu. Bei dem Cyber­an­griff 2016 wur­den meh­re­re Kran­ken­häu­ser über Tage und Wochen lahm­ge­legt, in Win­ter­berg konn­te der Angriff erfolg­reich abge­wehrt wer­den, so Jos­tes. In High-Tech-Betrie­ben wie Kran­ken­häu­sern sind von Cyber­an­grif­fen nicht nur die Ver­wal­tun­gen betrof­fen – auch vie­le medi­zi­ni­sche Gerä­te sei­en auf die EDV-Ver­sor­gung angewiesen.

„Das St. Fran­zis­kus-Hos­pi­tal ist auf einem guten Weg“, betont Jos­tes. „2016 ist es uns gelun­gen, den eigens von der Poli­tik für die Bestands­si­che­rung klei­ner Kran­ken­häu­ser in länd­li­chen Regio­nen ein­ge­führ­ten Sicher­stel­lungs­zu­schlag zu erkämp­fen.“ Die Finan­zie­rung von Kran­ken­häu­sern basiert in der Regel auf einer Ver­gü­tung durch Fall­pau­scha­len. In eini­gen Fäl­len rei­chen die von den Kran­ken­häu­sern erwirt­schaf­te­ten pau­scha­len Ent­gel­te zur Deckung der Vor­hal­te­kos­ten – ins­be­son­de­re in länd­li­chen und bevöl­ke­rungs­schwa­chen Regio­nen – jedoch nicht aus. „Ist das Fall­po­ten­ti­al für eine wirt­schaft­li­che Leis­tungs­er­brin­gung zu gering kann gemäß dem Kran­ken­haus­ent­gelt­ge­setz „die Ver­ein­ba­rung bzw. behörd­li­che Anord­nung von Sicher­stel­lungs­zu­schlä­gen“ erfol­gen, um im Bedarfs­fall kran­ken­haus­in­di­vi­du­ell die Ver­sor­gung ins­be­son­de­re von Kran­ken­häu­sern im länd­li­chen Raum sicher zu stel­len“, so Jostes.

Jos­tes kehrt zurück in sei­ne ost­west­fä­li­sche Heimat

„Wir haben vie­les geschafft – für mich kommt damit der rich­ti­ge Zeit­punkt, noch ein­mal eine neue Her­aus­for­de­rung anzu­neh­men“, so der 46 Jäh­ri­ge über sei­ne beruf­li­chen Plä­ne. Vor­aus­sicht­lich im Früh­som­mer 2019 tritt er eine neue Auf­ga­be in sei­ner ost­west­fä­li­schen Hei­mat an. „Mei­ne Fami­lie ist in Bad Sal­zu­flen zu Hau­se. Nach vie­len Jah­ren des Pen­delns zieht es mich wie­der zurück in die Hei­mat. Da ist es nur kon­se­quent und sinn­voll sich neu­en beruf­li­chen Her­aus­for­de­run­gen zu wid­men“. Das Sau­er­land wird Jos­tes wei­ter im Her­zen tra­gen. „Ich habe mich in Win­ter­berg immer sehr wohl gefühlt“, so Jos­tes, der nicht dazu neigt, die Bedeu­tung sei­ner Posi­ti­on in den Vor­der­grund zu stel­len. „Die Mit­ar­bei­ter und ihr Enga­ge­ment machen ein Unter­neh­men aus, nicht der eine Kopf“, sagt er.

Bild­un­ter­schrift :

Kran­ken­haus­ge­schäfts­füh­rer Chris­ti­an Jos­tes liegt die Gesund­heits­ver­sor­gung Win­ter­bergs am Her­zen (Foto : St. Franziskus-Hospital)

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