EVG-Lokführer erklären Bahnreform für gescheitert

EVG-Lokführer erklären Bahnreform für gescheitert // ohne Personal keine Zukunft für die Bahn

Mar­tin Bur­kert, Vor­sit­zen­der der Eisen­bahn- und Ver­kehrs­ge­werk­schaft (EVG), sieht die aktu­el­le Situa­ti­on der Deut­schen Bahn AG äußerst schwie­rig: „Ver­un­si­cher­te Beleg­schaft, unzu­frie­de­ne Kun­den und unge­klär­te Finan­zie­rung – das ist das aktu­el­le Kri­sen-Sze­na­rio bei DB“. Das bestä­tigt nun auch Kars­ten Ulrichs sei­tens der Zen­tra­len Fach­grup­pe Lok­fahr­dienst der Eisen­bahn- und Ver­kehrs­ge­werk­schaft (EVG).

ICE-Lok­füh­rer Kars­ten Ulrichs, Vor­sit­zen­der der Zen­tra­len Fach­grup­pe Lok­fahr­dienst, zur aktu­el­len Kri­sen­si­tua­ti­on der DB:

„Wir Lok­füh­rer in der EVG sind stink­sauer über die­se kaput­te Eisen­bahn. Nichts funk­tio­niert mehr, die Belas­tun­gen der Beleg­schaft wer­den immer höher und das Anse­hen auf das Berufs­bild nimmt Tag für Tag wei­ter ab. Poli­tik und Manage­ment haben mehr als ver­sagt und die einst stol­ze und zuver­läs­si­ge Bahn nicht saniert, son­dern an den Abgrund gestellt. Die Bahn­re­form, die vor 30 Jah­ren die DB aus den roten Zah­len füh­ren soll­te, ist geschei­tert und ein Neu­start not­wen­di­ger denn je.

Wer mehr Ver­kehr auf der Schie­ne will, der braucht dafür erst mal gutes Per­so­nal. Wir kön­nen nur so vie­le Züge fah­ren, wie Per­so­nal vor­han­den ist und nicht umge­kehrt. Wenn wir Lok­füh­rer über mehr Per­so­nal spre­chen, dann mei­nen wir qua­li­fi­zier­tes, hoch aus­ge­bil­de­tes Per­so­nal mit bes­ter Eig­nung und Befä­hi­gung für die­sen sicher­heits­re­le­van­ten Beruf. Lok­füh­rer bekommt man nicht durch Rekru­tie­run­gen aus allen Län­dern die­ser Welt oder durch Schmal­spur­aus­bil­dun­gen der vie­len unkon­trol­lier­ten Aus­bil­dungs­schu­len. Aus­bil­dung geschieht inner­halb des Geschäfts­fel­des „Abgrab­schen von Bil­dungs­gut­schei­nen“ der Bun­des­agen­tur für Arbeit in einem Wert von bis zu 30.000 Euro pro Arbeit­su­chen­den sehen. Da ste­hen oft die Eig­nung und Befä­hi­gung hin­ten an – das ist ein Bären­dienst für die Qua­li­tät des Berufs­bil­des Lok­füh­rer und auch für die Sicher­heit der Bahn.

Außer­dem muss die Arbeits­or­ga­ni­sa­ti­on auf neue Füße gestellt wer­den. Wir brau­chen die ver­läss­li­che Basis für einen sta­bi­len Eisen­bahn­ver­kehr im Inter­es­se der All­ge­mein­heit. Unter einen Neu­start ver­ste­hen die Lok­füh­rer schlan­ke Struk­tu­ren. Der Per­so­nal-Trich­ter bei der DB AG steht auf dem Kopf! Es fehlt Geld, die Berufs­bil­der attrak­tiv zu machen und wert­zu­schät­zen – dazu gehö­ren gute Bezah­lung und gute Beschäf­ti­gungs­be­din­gun­gen. Die Zuord­nung der Lok­füh­rer in die Unter­neh­mens­be­rei­che der DB AG Car­go, DB Fern­ver­kehr und DB Regi­on ist starr und undurch­läs­sig – wie das gesam­te Kon­strukt der DB AG. So geht es nicht weiter!

Die geplan­te Tren­nung von Fahr­weg und Betrieb leh­nen die Lok­füh­rer ab, weil dadurch die Türen für einen kon­zern­wei­ten Ein­satz noch wei­ter zuge­schla­gen wer­den. Die Bahn muss gemein­wohl­ori­en­tiert betrie­ben wer­den und braucht ihren staat­li­chen Ein­fluss mit mehr Kom­pe­ten­zen und ver­nünf­ti­gen Struk­tu­ren. Hilf­reich wäre bei­spiels­wei­se eine eige­ne Eisen­bahn­be­hör­de, zustän­dig für allen Eisen­bah­nen in Deutsch­land, und einen ech­ter Bahn­be­auf­trag­ter, der mit laut Rele­vanz und mit Ent­schei­dungs­be­fug­nis ins Kanz­ler­amt gehört.

Es ist Zeit zu han­deln. Wor­te sind genug gewech­selt – jetzt zäh­len nur noch Taten.“

 

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Bild: ICE-Lok­füh­rer Kars­ten Ulrichs, Vor­sit­zen­der der Zen­tra­len Fach­grup­pe Lok­fahr­dienst der EVG
Quel­le: Eisen­bahn- und Ver­kehrs­ge­werk­schaft (EVG)
Foto­credits: EVG