Mit Roboter, KI und Photovoltaik mehr Gewinn für Umwelt und Gemüseacker

Mit Roboter, KI und Photovoltaik mehr Gewinn für Umwelt und Gemüseacker – DBU : Innovation mit Kurs auf nachhaltige Landnutzung

Kem­pen. Span­nen­de Chan­cen für eine umwelt­ge­rech­te Land­nut­zung bie­ten Digi­ta­li­sie­rung und künst­li­che Intel­li­genz (KI), so die Deut­sche Bun­des­stif­tung Umwelt (DBU). Ein Bei­spiel : Der vom Start­up AI​.Land in Kem­pen ent­wi­ckel­te halb­mo­bi­le Agrar­ro­bo­ter namens „ Dave­gi“, der die Gemü­se­pro­duk­ti­on mit Pho­to­vol­ta­ik ener­gie­aut­ark und res­sour­cen­scho­nend ermög­licht. Die DBU för­der­te mit 125.000 Euro.

Ener­gie- und Gemü­se­pro­duk­ti­on : Mehr Effi­zi­enz auf einer Fläche

Der Agrar­ro­bo­ter „Dave­gi“ kreist mit sei­nen acht Solar­mo­du­len über ein Gemü­se­feld. „Anders als her­kömm­li­che, fest instal­lier­te Pho­to­vol­ta­ik-Anla­gen kann sich der Dave­gi um 360 Grad dre­hen“, sagt Josef Fran­ko, Grün­der von AI​.Land und Ent­wick­ler des Pro­to­ty­pen. „Dadurch erhal­ten die Anbau­pflan­zen aus­rei­chend Son­nen­licht, wäh­rend gleich­zei­tig Solar­ener­gie gewon­nen wird.“ Dem Gerät gelingt laut Fran­ko so eine um 50 Pro­zent effi­zi­en­te­re Nut­zung der par­al­le­len Ener­gie- und Gemü­se­pro­duk­ti­on im Ver­gleich zu unbe­weg­li­chen schat­ten­wer­fen­den Agri-Pho­to­vol­ta­ik-Anla­gen. Der Wis­sen­schaft­li­che Bei­rat der Bun­des­re­gie­rung Glo­ba­le Umwelt­ver­än­de­run­gen (WBGU) bezeich­net eine sol­che Dop­pel­nut­zung als zukunfts­fä­hi­ge Mehr­ge­winn­stra­te­gie. „Flä­che steht nur begrenzt zur Ver­fü­gung“, sagt DBU-Gene­ral­se­kre­tär Alex­an­der Bonde. „Wir brau­chen des­halb einen nach­hal­ti­gen Umgang mit Land – für Kli­ma­schutz, Bio­di­ver­si­täts­er­halt und zugleich Ernäh­rungs­si­che­rung.“ Digi­ta­li­sie­rung und KI sei­en „viel­ver­spre­chen­de Instru­men­te für die Mehr­fach­nut­zung einer Flä­che“. Das Pro­jekt sei ein gutes Bei­spiel dafür.

Mul­ti­ta­lent Agrar­ro­bo­ter Dave­gi : ackern, säen, wäs­sern, dün­gen und ernten

Nach Anga­ben des Start­ups wird der Dave­gi ein land­wirt­schaft­li­ches Mul­ti­ta­lent und soll zukünf­tig ackern, säen, wäs­sern, dün­gen, ern­ten. „Mit unse­rem Pro­to­ty­pen las­sen sich sämt­li­che pflan­zen­bau­li­che Pro­zes­se – von der Boden­be­ar­bei­tung bis zur Ern­te – prä­zi­se durch­füh­ren, und zwar je nach Bedarf der ein­zel­nen Pflan­zen“, sagt Fran­ko, der mit dem Sys­tem auf bio­lo­gi­sche Land­wirt­schaft setzt. Durch die indi­vi­du­el­le Behand­lung las­sen sich ihm zufol­ge Dün­ge- und Pflan­zen­schutz­mit­tel sowie Was­ser ein­spa­ren. Die Pflan­zen soll­ten zudem dann geern­tet wer­den, wenn sie die ent­spre­chen­de Rei­fe erreicht haben. „Das ver­rin­gert die Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung“, so Fran­ko. Die Visi­on des Unter­neh­mens : Auf 2.500 Qua­drat­me­ter, etwa einem Drit­tel eines Fuß­ball­felds, soll Dave­gi pro Tag 60 Kis­ten mit ins­ge­samt 600 Stück geern­te­tem Gemü­se in zehn unter­schied­li­chen Sor­ten auto­nom und ener­gie­aut­ark bestü­cken. „Wir wol­len das Gemü­se regio­nal ver­kau­fen“, sagt Fran­ko. Ein Test­feld sei in Pla­nung. Wegen kur­zer Wege wer­de Treib­stoff und somit Ener­gie ein­ge­spart. Auch das ver­bes­se­re zusätz­lich zum aut­ar­ken Betrieb mit Solar­ener­gie die Treib­haus­gas-Bilanz im Gemüseanbau.

Inno­va­ti­ons­preis Moder­ne Land­wirt­schaft für AI​.Land

Für Fran­ko ist mit dem halb­mo­bi­len Agrar­ro­bo­ter ein wich­ti­ger Zwi­schen­schritt in Rich­tung voll­au­to­ma­ti­sier­te Land­wirt­schaft erreicht. „Mit dem Pro­to­typ zei­gen wir in einem ers­ten Schritt, dass eine durch Pho­to­vol­ta­ik betrie­be­ne, ener­gie­aut­ar­ke und voll­au­to­ma­ti­sier­te Gemü­se­pro­duk­ti­on inklu­si­ve Feld­lo­gis­tik mög­lich ist“, sagt der Start­up-Grün­der. „Der Dave­gi erleich­tert die Arbeit und erhöht den Ertrag.“ Das hät­ten die Tests im Frei­land bewie­sen. Die AI​.Land star­tet Ende 2024 das Pilot­pro­jekt „Rob­o­Feld“. Dabei sol­len in einem zwei­ten Schritt Fami­li­en aus der Nähe von Kem­pen und Umge­bung fri­sches Gemü­se direkt vom Feld erhal­ten. Für sei­ne Erfin­dung erhielt AI​.Land den mit 5.000 Euro dotier­ten Inno­va­ti­ons­preis Moder­ne Land­wirt­schaft bei der Inter­na­tio­na­len Grü­nen Woche 2024 in Ber­lin. Das Start­up AI​.Land wur­de im Novem­ber 2020 vom Insti­tut für mobi­le auto­no­me Sys­te­me und kogni­ti­ve Robo­tik der Fach­hoch­schu­le Aachen gegrün­det und beschäf­tigt aktu­ell 15 Mit­ar­bei­ten­de. Zusätz­lich zu den Anfän­gen der Agrar­ro­bo­ter-Ent­wick­lung wur­de die Unter­neh­mens­grün­dung von A.I.Land durch die DBU Green Start­up-För­de­rung unter­stützt. Die Deut­sche Bun­des­stif­tung Umwelt för­dert neben inno­va­ti­ven, modell­haf­ten und lösungs­ori­en­tier­ten Vor­ha­ben zum Schutz der Umwelt mit beson­de­rem Blick auf die mit­tel­stän­di­sche Wirt­schaft auch grü­ne Startups.

 

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Bild : Gemü­se­pro­duk­ti­on mit Pho­to­vol­ta­ik : der Agrar­ro­bo­ter „Dave­gi“ im Ein­satz. © AI​.Land

 

Quel­le : Deut­sche Bun­des­stif­tung Umwelt
Foto­credits : Deut­sche Bun­des­stif­tung Umwelt

 

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