Peter Liese : Sieg für die Landwirte / Endgültig keine Verbote von Pflanzenschutzmitteln in landwirtschaftlichen Gebieten in unserer Region

Ursula von der Leyen zieht Vorschlag zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln endgültig zurück

Peter Lie­se : Sieg für die Land­wir­te / End­gül­tig kei­ne Ver­bo­te von Pflan­zen­schutz­mit­teln in land­wirt­schaft­li­chen Gebie­ten in unse­rer Regi­on / Kla­res Umden­ken in Brüs­sel, Bun­des­re­gie­rung muss nach­zie­hen / Moder­ne Tech­nik wie neue Züch­tungs­me­tho­den kön­nen Ertrag stei­gern und Pflan­zen­schutz­mit­tel reduzieren

In einer Ple­nar­de­bat­te im Euro­päi­schen Par­la­ment Anfang die­ser Woche hat Ursu­la von der Ley­en ange­kün­digt, dass die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on den Vor­schlag zur Reduk­ti­on von Pflan­zen­schutz­mit­teln nun end­gül­tig vom Tisch nimmt. Der süd­west­fä­li­sche Euro­pa­ab­ge­ord­ne­te und Spit­zen­kan­di­dat der CDU NRW für die Euro­pa­wahl, Dr. Peter Lie­se, hat­te sich im Vor­feld mit wei­te­ren Ver­tre­tern der CDU vor Ort und vie­len Land­wir­ten dafür ein­ge­setzt. Sogar der Grü­ne Minis­ter­prä­si­dent Win­fried Kret­sch­mann und vie­le Natur­schüt­zer waren gegen den Vor­schlag. „Ganz herz­li­chen Dank an Ursu­la von der Ley­en für die­sen Schritt. Der Vor­schlag zum Ver­bot von Pflan­zen­schutz­mit­teln war extrem schlecht. Des­we­gen hat das Par­la­ment ihn im Novem­ber zurecht abge­lehnt. Das ist ein ganz kla­rer Sieg für die Land­wirt­schaft. Schon vor vie­len Mona­ten haben wir im Dia­log mit den Land­wir­ten fest­ge­stellt, sie kön­nen den Ein­satz von Pflan­zen­schutz­mit­teln redu­zie­ren, wenn wir ihnen die rich­ti­ge Tech­nik, z.B. moder­ne Züch­tungs­me­tho­den, an die Hand geben. Aber Total­ver­bo­te in land­wirt­schaft­li­chen Gebie­ten, wie ihn der Vor­schlag vor­ge­se­hen hat­te, sind der fal­sche Weg. Obwohl das Par­la­ment sei­ne Mei­nung klar zum Aus­druck gebracht hat, hat die bel­gi­sche Rats­prä­si­dent­schaft gemein­sam mit dem Umwelt­aus­schuss­vor­sit­zen­den Pas­cal Can­f­in­ver­sucht, den Vor­schlag noch am Leben zu erhal­ten. Ein kla­rer Schnitt ist das rich­ti­ge Zei­chen an die Land­wirt­schaft. In Brüs­sel weht seit dem Weg­gang des Kom­mis­si­ons­vi­ze­prä­si­dent Frans Tim­mer­mans ein neu­er Wind. Anlie­gen der Land­wirt­schaft wer­den stär­ker berück­sich­tigt und das schon vor den Bau­ern­pro­tes­ten zum Jah­res­wech­sel. Die Ampel in Ber­lin soll­te sich dar­an ein Vor­bild neh­men und Part­ner­schaf­ten mit der Land­wirt­schaft suchen statt Konfrontation.“

Am Mitt­woch hat das Euro­päi­sche Par­la­ment mit deut­li­cher Mehr­heit einen Vor­schlag zu moder­nen Züch­tungs­me­tho­den ange­nom­men. Mit die­ser Tech­nik kön­nen unter ande­rem Pflan­zen­schutz­mit­tel ein­ge­spart wer­den. „Der heu­ti­ge Beschluss des Euro­päi­schen Par­la­ments zu den neu­en Züch­tungs­me­tho­den gibt unse­ren Land­wir­ten neue Chan­cen. Es kön­nen sehr gezielt Eigen­schaf­ten wie Kli­ma- oder Schäd­lings­re­sis­tenz erreicht wer­den. Pflan­zen mit posi­ti­ven gesund­heit­li­chen Eigen­schaf­ten kön­nen geziel­ter und schnel­ler auf den Markt gebracht wer­den. Als Arzt, der sich in sei­ner Dok­tor­ar­beit inten­siv mit Gen­tech­nik aus­ein­an­der­ge­setzt hat, sehe ich kei­ne unver­ant­wort­li­chen Risi­ken für Mensch und Umwelt, da kei­ne frem­den Gene ein­ge­führt wer­den. In der soge­nann­ten natür­li­chen Pflan­zen­zucht wird das Saat­gut oft mit Gam­ma­strah­len bestrahlt, ohne dass sich dar­über jemand auf­regt. Geziel­te Ver­än­de­rung durch die Gen­sche­re Cris­pr-Cas hal­te ich hier für sinn­vol­ler. Das Par­la­ment hat vie­le Beden­ken auf­ge­nom­men, zum Bei­spiel wird das Saat­gut gekenn­zeich­net und der Bio­sek­tor wird auf eige­nen Wunsch von der neu­en Tech­nik aus­ge­nom­men. Ich hof­fe, dass der Minis­ter­rat jetzt end­lich zu einer Eini­gung kommt, damit unse­re Land­wir­te die Tech­nik, die in fast allen ande­ren Län­dern der Welt schon zum Stan­dard gehört, end­lich auch nut­zen kön­nen“, erklär­te Lie­se, der auch umwelt­po­li­ti­scher Spre­cher sei­ner Frak­ti­on ist (EVP, Christdemokraten).

Gesetz zur Reduk­ti­on von Pflan­zen­schutz­mit­teln („SUR“) – Wor­um gings ?

Im Juni 2022 hat die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on einen Geset­zes­vor­schlag zur Reduk­ti­on von Pflan­zen­schutz­mit­teln vor­ge­stellt. Im Ver­gleich zum Zeit­raum 2015–2017 hät­ten Pflan­zen­schutz­mit­tel um 50% redu­ziert wer­den sol­len. In „öko­lo­gisch sen­si­blen Gebie­ten“, z.B. Vogel‑, Was­ser- und Natur­schutz­ge­bie­ten, hät­ten gar kei­ne Pflan­zen­schutz­mit­tel mehr aus­ge­bracht wer­den dür­fen. In NRW hät­te das gro­ße Teil der land­wirt­schaft­li­chen Flä­chen betrof­fen, auf denen Acker­bau kaum noch mög­lich gewe­sen wäre. Dass der Vor­schlag hand­werk­lich extrem schlecht gemacht war, zeig­te auch, dass die Kom­mis­si­on kurz nach der Ver­öf­fent­li­chung noch­mal neue Alter­na­ti­ven für die­sen Arti­kel ver­öf­fent­li­chen muss­te, weil sie die Fol­gen bzw. die tech­ni­sche Umset­zung gar nicht bedacht hatte

Wäh­rend die CDU-Euro­pa­ab­ge­ord­ne­ten die Vor­schlä­ge auch daher von Anfang an stark kri­ti­sier­ten, erhöh­ten Grü­ne, Sozi­al­de­mo­kra­ten und Lin­ke die Vor­ga­ben sogar noch. Im Ple­num des Euro­päi­schen Par­la­ments wur­de der Vor­schlag dann im Novem­ber 2023 in einer spek­ta­ku­lä­ren Abstim­mung kom­plett abge­lehnt und der Grü­nen Bericht­erstat­te­rin Sarah Wie­ner auch nicht zur Über­ar­bei­tung zurückgegeben.

Der Rat muss­te nach dem Euro­päi­schen Gesetz­ge­bungs­pro­zess eben­falls eine Posi­ti­on fin­den. Nach­dem das Par­la­ment den Vor­schlag abge­lehnt hat­te, waren die Gesprä­che hier jedoch eben­falls ein­ge­schla­fen, bis die bel­gi­schen Ver­hand­lungs­füh­rer („Rats­prä­si­dent­schaft“) Anfang Janu­ar einen neu­en Ver­sucht star­te­ten, das Gesetz zu ret­ten. Unter­stüt­zung beka­men sie dabei vom Vor­sit­zen­den des Umwelt­aus­schus­ses Pas­cal Can­fin (Euro­päi­sche Libe­ra­le, Renew-Frak­ti­on, Frankreich).

Die Rück­nah­me des Geset­zes schiebt die­sen Bemü­hun­gen jedoch einen Rie­gel vor. Der Geset­zes­vor­schlag wird nicht weiterverhandelt.

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Win­fried Kret­sch­mann, Minis­ter­prä­si­dent des Lan­des Baden-Württemberg
„… hin­sicht­lich zwei­er Ver­ord­nungs­vor­schlä­ge der EU-Kom­mis­si­on, die mich teil­wei­se mit Sor­ge erfül­len. […] Dies wür­de zu zahl­rei­chen Betriebs­auf­ga­ben … füh­ren, und die Aus­wei­tung der öko­lo­gisch bewirt­schaf­te­ten Flä­chen aus­brem­sen. Damit wür­den in wich­ti­gen Kul­tur­land­schaf­ten, die für die Bio­di­ver­si­tät von ent­schei­den­der Bedeu­tung sind, mas­si­ve Ver­än­de­run­gen und so genau das Gegen­teil der beab­sich­tig­ten Wir­kung der Ver­ord­nung eintreten.“

Joa­chim Drü­ke, Arbeits­ge­mein­schaft Bio­lo­gi­scher Umwelt­schutz (ABU) Soest
„Durch ein Pes­ti­zid­ver­bot sehen wir die­se gemein­sam erar­bei­te­ten Erfol­ge und die wei­te­re Zusam­men­ar­beit als stark gefähr­det an!“

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Quel­le : Die­ter Ber­ger, Euro­pa­bü­ro für Süd­west­fa­len und das Hoch­stift, Meschede
Foto­credit : Peter Liese

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