Der Weihnachtsbaum ist für viele Menschen unverzichtbar. Aber wie ist der Baum die letzten Jahre gewachsen? Labor untersucht auf Rückstände von Pestiziden

BUND-Weihnachtsbaumtest 2023: Über zwei Drittel der Bäume mit Pestiziden belastet – Umweltverband fordert Pestizidreduktion und Glyphosat-Einschränkung
  • Pes­ti­zi­de auf Weih­nachts­baum-Plan­ta­gen gefähr­den Artenvielfalt
  • Gly­pho­sat und nicht zuge­las­se­ne Pes­ti­zi­de im Einsatz
  • Bun­des­re­gie­rung muss natio­na­les Reduk­ti­ons­pro­gramm für Pes­ti­zi­de vorlegen

Der Weih­nachts­baum ist für vie­le Men­schen unver­zicht­bar. Oft steht er schon vor dem 24. Dezem­ber im Wohn­zim­mer. Aber wie ist der Baum die letz­ten Jah­re gewach­sen? Der Bund für Umwelt und Natur­schutz Deutsch­land (BUND) hat Weih­nachts­bäu­me von einem unab­hän­gi­gen Labor auf Rück­stän­de von Pes­ti­zi­den unter­su­chen las­sen. Bei 14 von ins­ge­samt 19 getes­te­ten Bäu­men wur­de das Labor fün­dig. Ins­ge­samt wur­den 15 ver­schie­de­ne Wirk­stof­fe nach­ge­wie­sen. Die Bäu­me wur­den in Ber­lin, Bay­ern, Bre­men, Baden-Würt­tem­berg, Nord­rhein-West­fa­len, Rhein­land-Pfalz, Nie­der­sach­sen und Sach­sen gekauft.

Corin­na Höl­zel, BUND-Pes­ti­zid­ex­per­tin: „Vie­le Men­schen wol­len sich mit einem Baum zu Weih­nach­ten ein Stück unbe­las­te­te Natur ins Haus holen. Doch unser Test zeigt: Beim Anbau von Weih­nachts­bäu­men auf Plan­ta­gen wer­den in gro­ßem Umfang Her­bi­zi­de, Insek­ti­zi­de und Fun­gi­zi­de ein­ge­setzt und ganz offen­bar auch Wirk­stof­fe ohne Zulas­sung. Drei Jah­re nach unse­rem letz­ten Test zeigt sich lei­der kei­ne Ver­än­de­rung hin zu mehr Bio­di­ver­si­täts- und Umweltschutz.“

Vier Nord­mann­tan­nen ent­hiel­ten Pes­ti­zi­de, die in der EU gene­rell oder für den Weih­nachts­bau­m­an­bau gar kei­ne Zulas­sung haben. Sol­che Bäu­me dürf­ten nicht ver­kauft wer­den. Die­ser ille­ga­len Pra­xis müs­sen die Behör­den jetzt nach­ge­hen, der BUND wird die zustän­di­gen Pflan­zen­schutz­diens­te in Bay­ern, Ber­lin, Nie­der­sach­sen und Rhein­land-Pfalz infor­mie­ren und Auf­klä­rung einfordern.

Pes­ti­zi­de auf Plan­ta­gen gro­ßes Pro­blem für Artenvielfalt

Höl­zel: „Weih­nachts­bäu­me lan­den oft­mals nach weni­gen Tagen schon wie­der vor den Haus­tü­ren und im Müll. Die Gif­te, die beim Auf­wuchs ein­ge­setzt wer­den, blei­ben jedoch viel län­ger in der Umwelt zurück und sind ein gro­ßes Pro­blem für die Arten­viel­falt. Sie gelan­gen in Böden, Luft und Gewäs­ser. Sie töten und schä­di­gen Nütz­lin­ge. Sechs der gefun­de­nen Wirk­stof­fe sind hoch gif­tig für Bie­nen, Vögel, Regen­wür­mer, Fische oder Was­ser­or­ga­nis­men. Das gera­de wie­der in der EU zuge­las­se­ne Total­her­bi­zid Gly­pho­sat hat weit­re­chen­de, nega­ti­ve Aus­wir­kung auf die Öko­sys­te­me, weil es in gro­ßem Stil Fut­ter­pflan­zen für Insek­ten ver­nich­tet. In fünf Weih­nachts­bäu­men wur­de Gly­pho­sat im BUND-Test nachgewiesen.“

Der BUND emp­fiehlt Verbraucher*innen den Kauf von Bio-Weih­nachts­bäu­men. Auf die­sen Plan­ta­gen wer­den kei­ne che­misch-syn­the­ti­schen Pes­ti­zi­de ein­ge­setzt. Die nicht che­mi­schen Alter­na­ti­ven sind bekannt und wer­den dort genutzt: Orga­ni­scher Dün­ger und grö­ße­re Baum­ab­stän­de kön­nen den Ein­satz von Fun­gi­zi­den sen­ken. Mit Land­schafts­ele­men­ten wie Blüh­strei­fen, Hecken oder Stein­hau­fen wer­den Nütz­lin­ge ange­lockt, die Schäd­lin­ge im Griff hal­ten. Und statt Gly­pho­sat oder ande­re gefähr­li­che Her­bi­zi­de ein­zu­set­zen, kann gemäht wer­den. Auch eine Bewei­dung mit Scha­fen ist mög­lich. Zu emp­feh­len sind eben­falls Bäu­me aus öko­lo­gi­scher Wald­wirt­schaft, zu erken­nen am FSC-Siegel.

Vie­le Men­schen fra­gen sich, ob es über­haupt ein ech­ter Baum sein muss. Öko­lo­gi­sche­re Alter­na­ti­ven sind zum Bei­spiel Zwei­ge von Nadel­bäu­men, Holz­ge­stel­le oder sons­ti­ge krea­ti­ve Objek­te aus Natur­ma­te­ria­li­en, die geschmückt wer­den kön­nen. Auch beim Weih­nachts­baum­schmuck emp­fiehlt der BUND Natur­ma­te­ria­li­en wie Holz, Stroh, Papier, bemal­ten Salz­teig, Filz oder Wol­le. Der Plas­tik­weih­nachts­baum ist kei­ne Alter­na­ti­ve. Er besteht aus fos­si­len Roh­stof­fen und ent­hält oft schäd­li­che Che­mi­ka­li­en wie Weich­ma­cher und hat in der Regel lan­ge Trans­port­we­ge hin­ter sich.

Höl­zel: „Unser Weih­nachts­baum­test zeigt es erneut. Ohne gesetz­li­che Vor­ga­ben und Kon­trol­len ist ein Wan­del beim Pes­ti­zid­ein­satz nicht zu errei­chen. Der BUND for­dert die Bun­des­re­gie­rung auf, zügig ein natio­na­les Reduk­ti­ons­pro­gramm für Pes­ti­zi­de vor­zu­le­gen. Für das gera­de von der EU wie­der­zu­ge­las­se­ne Gly­pho­sat müs­sen in den nächs­ten sechs Mona­ten stren­ge natio­na­le Anwen­dungs­ber­schrän­kun­gen erlas­sen wer­den. Die Landwirt*innen müs­sen bei der Anwen­dung von nicht-che­mi­schen Alter­na­ti­ven unter­stützt werden.“

Hin­ter­grund:

In Deutsch­land wer­den jähr­lich rund 30 Mil­lio­nen Weih­nachts­bäu­me ver­kauft. 90 Pro­zent die­ser Bäu­me stam­men aus hei­mi­scher Pro­duk­ti­on. Die meis­ten Weih­nachts­bäu­me wer­den auf Plan­ta­gen kul­ti­viert. Dafür wer­den rund 50.000 Hekt­ar in Anspruch genom­men, die größ­ten Anbau­re­gio­nen lie­gen in Nord­rhein-West­fa­len, Schles­wig-Hol­stein und Nie­der­sach­sen. Rund 2,4 Mil­lio­nen Weih­nachts­bäu­me wer­den jähr­lich impor­tiert, vor allem aus Dänemark.

Wei­te­re Informationen: 

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