Joe Biden will Eskalation in Israel verhindern – Ein Kommentar von Michael Backfisch zur Außenpolitik der USA

Berliner Morgenpost : Joe Biden will Eskalation in Israel verhindern

Es ist auf­fäl­lig : US-Prä­si­dent Joe Biden setzt sich von Isra­els Pre­mier Ben­ja­min Netan­ja­hu ab – zumin­dest teil­wei­se. Netan­ja­hu benutzt im Krieg gegen die Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on Hamas eine mar­tia­li­sche Rhe­to­rik. Die Füh­rer der Isla­mis­ten müss­ten ver­nich­tet, ihr Netz­werk zer­stört wer­den. Der Gaza­strei­fen müs­se in eine neue Ära gebombt wer­den, for­dert Netanjahu.

Dage­gen bemüht sich Biden um Mäßi­gung. Er bekräf­tigt zwar die Soli­da­ri­tät sei­nes Lan­des mit Isra­el und gesteht ihm das Recht auf Selbst­ver­tei­di­gung gegen die bru­ta­len Hamas-Atta­cken zu. Doch gleich­zei­tig mahnt er, die Regeln des huma­ni­tä­ren Völ­ker­rechts ein­zu­hal­ten. Der Hin­weis an die Israe­lis, sich im Wunsch nach Ver­gel­tung „nicht von Wut auf­fres­sen zu las­sen“, ist Appell und War­nung. Dahin­ter steckt der Hin­weis auf Ame­ri­kas blin­de Rache­feld­zü­ge nach den Ter­ror­an­schlä­gen vom 11. Sep­tem­ber 2001 : Die US-Mili­tär­ak­tio­nen gegen den Irak und Afgha­ni­stan ende­ten in einem Fiasko.

Biden will ver­hin­dern, dass Isra­el einen ähn­li­chen Feh­ler begeht. Des­halb ver­sucht er, Netan­ja­hu von einer über­has­te­ten Boden­of­fen­si­ve abzu­hal­ten. Der Brems­kurs hat meh­re­re Ursa­chen, die auch mit der US-Innen­po­li­tik zu tun haben. Der Chef des Wei­ßen Hau­ses ist in Sor­ge, dass bei einem fron­ta­len Ein­marsch der Israe­lis vie­le der über 200 Gei­seln von der Hamas umge­bracht wür­den, dar­un­ter auch Amerikaner.

Die Bil­der von toten US-Bür­gern wären für Biden Gift im Prä­si­dent­schafts­wahl­kampf. Eine wei­te­re Eska­la­ti­on in Nah­ost – im Extrem­fall mit US-Betei­li­gung – wäre ein unkal­ku­lier­ba­res Risi­ko. Des­halb setzt er zunächst auf Katar und hofft auf des­sen Erfolg bei den Ver­hand­lun­gen über die Geiselfreilassung.

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Quel­le : BER­LI­NER MORGENPOST
Ori­gi­nal-Con­tent von : BER­LI­NER MOR­GEN­POST, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit : Ado­be­Stock 601687996 / Brisystem

 

 

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