ARD-Story: Der Bruch. Sahra Wagenknecht und Die Linke

ARD Langzeit-Doku über Sahra Wagenknecht und Die Linke: Chronik des Auseinanderfallens einer Partei

Neu­er Sen­de­ter­min der „ARD-Sto­ry: Der Bruch. Sahra Wagen­knecht und Die Lin­ke“: Mon­tag, 23. Okto­ber, 22.50 Uhr, Das Ers­te; ab Sonn­abend, 21. Okto­ber, in der ARD Mediathek

Es ist der Moment, an dem eigent­lich alles klar ist. Drei Tage nach den Land­tags­wah­len in Hes­sen und Bay­ern, am 8. Okto­ber, im Büro von Sahra Wagen­knecht: Behält sie ihr Man­dat, wenn sie eine neue Par­tei grün­det? „Natür­lich“, sagt sie auf die Fra­ge von ARD-Fil­me­ma­che­rin Bir­git Wärn­ke. Vie­le hät­ten Die Lin­ke ja ihret­we­gen gewählt. „Des­we­gen fin­de ich, dass ich auch alles mora­li­sche Recht habe, mein Man­dat mit­zu­neh­men. Also ich mei­ne, ich bin Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te, ich bin gewählt und selbst­ver­ständ­lich gebe ich das nicht zurück.“ Auf den Ein­wand, dass dann die Frak­ti­on zer­bre­che, endet sie mit den Wor­ten: „Ver­mut­lich“. Dann gebe es ver­schie­de­ne Grup­pen. „Aber das ist dann nicht mehr mein Ding“.

Bir­git Wärn­ke hat für die „ARD-Sto­ry: Der Bruch. Sahra Wagen­knecht und Die Lin­ke“, eine Kopro­duk­ti­on von NDR und rbb, ver­schie­de­ne Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker der Par­tei knapp ein Jahr lang beglei­tet. Auf der einen Sei­te Sahra Wagen­knecht (und auch ihren Ehe­mann und Mit­grün­der der Par­tei Oskar Lafon­taine), auf der ande­ren ihre erbit­ter­ten Geg­ne­rin­nen und Geg­ner – Ver­tre­ter der soge­nann­ten Pro­gres­si­ven Lin­ken, etwa die ehe­ma­li­ge Sozi­al­se­na­to­rin aus Ber­lin Elke Brei­ten­bach und ihren Ehe­mann, den ehe­ma­li­gen Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Tho­mas Nord. Außer­dem die Par­tei­vor­sit­zen­de Jani­ne Wiss­ler sowie Gre­gor Gysi, der ver­sucht hat, den Streit zu schlich­ten. Aus aktu­el­lem Anlass hat das Ers­te den Sen­de­ter­min um zwei Tage vor­ge­zo­gen und zeigt den Film jetzt am Mon­tag, 23. Okto­ber, um 22.50 Uhr. Bereits ab Sonn­abend, 21. Okto­ber, ist er in der ARD Media­thek zu sehen.

Es ist ein toxi­scher Kon­flikt, der Die Lin­ke seit Mona­ten quält und der am kom­men­den Mon­tag (23. Okto­ber) mit der Pres­se­kon­fe­renz von Sahra Wagen­knecht in eine wohl fina­le Eska­la­ti­ons­stu­fe geht: In der Bun­des­pres­se­kon­fe­renz wird sie einen Ver­ein zur Neu­grün­dung einer Par­tei vor­stel­len – mit dem ein­deu­ti­gen Titel BSW – Bünd­nis Sahra Wagen­knecht. Wärn­ke zeich­net das Bild eines tie­fen Zer­würf­nis­ses und unüber­brück­ba­rer Gegen­sät­ze, die selbst Urge­stein Gre­gor Gysi nicht mehr kit­ten kann. Die Doku „ARD-Sto­ry: Der Bruch. Sahra Wagen­knecht und Die Lin­ke“ ist eine Chro­nik des Aus­ein­an­der­fal­lens einer Partei.

Elke Brei­ten­bach und Tho­mas Nord hat­ten schon im ver­gan­ge­nen Jahr das Netz­werk Pro­gres­si­ver Lin­ker gegrün­det. Auf die­sem Grün­dungs­tref­fen im Dezem­ber for­der­ten mehr als 100 Genos­sin­nen und Genos­sen, dass Sahra Wagen­knecht kei­ne öffent­li­che Funk­ti­on für die Par­tei mehr aus­üben sol­le, weil sie nicht mehr die Grund­wer­te und Beschlüs­se der Par­tei vertrete.

Sahra Wagen­knecht und ihre Unter­stüt­ze­rin­nen und Unter­stüt­zer kri­ti­sie­ren hin­ge­gen genau sol­che „pro­gres­si­ven“ Genos­sin­nen und Genos­sen in ihrer Par­tei hef­tig, etwa als „Life­style-Lin­ke“ und „Links­li­be­ra­le“, die sich vor allem um Groß­stadt­pro­ble­me wie Gen­der­fra­gen und Bio­pro­duk­te küm­mern, aber die eigent­li­chen Inter­es­sen der Arbei­ter, das Kern­kli­en­tel der Lin­ken, nicht mehr im Blick hät­ten. Das sei das Haupt­pro­blem der Lin­ken, so der ehe­ma­li­ge Par­tei­vor­sit­zen­de und Ehe­mann von Sahra Wagen­knecht Oskar Lafon­taine. Lafon­taine ist 2022 aus der Lin­ken aus­ge­tre­ten und attes­tiert sei­ner ehe­ma­li­gen Par­tei und dem Vor­stand, eine „fal­sche Poli­tik“ zu betrei­ben. Lafon­taine sieht wie Sahra Wagen­knecht eine Leer­stel­le im poli­ti­schen Sys­tem, die Die Lin­ke nicht mehr ausfülle.

Für das Polit-Ehe­paar Wagenknecht/​Lafontaine ist klar: Die schlech­ten Wahl­er­geb­nis­se, der Mit­glie­der­schwund und die mie­sen Umfra­ge­wer­te der Par­tei sind Aus­druck des Ver­sa­gens des Par­tei­vor­stan­des und einer fal­schen Ziel­set­zung. Für Elke Brei­ten­bach und Tho­mas Nord sind sie dage­gen Aus­druck der andau­ern­den inner­par­tei­li­chen Que­re­len, des nicht erkenn­ba­ren Pro­fils der Par­tei und der stän­di­gen Dro­hung Wagen­knechts, eine Kon­kur­renz­par­tei grün­den zu wollen.

Die­se Dro­hung, so sieht es aus, wird Sahra Wagen­knecht nun in die Tat umset­zen. Der zer­stö­re­ri­sche Streit wird damit aber sicher noch nicht zu Ende sein. Im Gegenteil.

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Quel­le: Nord­deut­scher Rund­funk, Unter­neh­mens­kom­mu­ni­ka­ti­on, Pres­se und Kommunikation
Ori­gi­nal-Con­tent von: NDR / Das Ers­te, über­mit­telt durch news aktuell

Bild­un­ter­schrift: ARD/NDR DER BRUCH. SAHRA WAGEN­KNECHT UND DIE LIN­KE Fil­me­ma­che­rin Bir­git Wärn­ke im Gespräch mit Sahra Wagen­knecht. © NDR/​Florian Kössl

Bildrechte:©NDR/Florian Kössl
Fotograf:©NDR/Florian Kössl
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