Berliner Morgenpost: Putin dürfte sich freuen – Politiker mitunter von allen guten Geistern verlassen …

Berliner Morgenpost/​Putin dürfte sich freuen/​Kommentar von Thorsten Knuf

Im Wahl­kampf sind Poli­ti­ker mit­un­ter von allen guten Geis­tern ver­las­sen. Um eines kurz­fris­ti­gen Vor­teils wil­len sagen sie Din­ge, die einen enor­men Scha­den anrich­ten kön­nen. Beson­ders gefähr­lich wird es, wenn innen­po­li­ti­sches Tak­tie­ren zu außen­po­li­ti­schen Ver­wer­fun­gen führt. Wer so han­delt, zeigt, dass ihm die eige­ne Macht wich­ti­ger ist als das Wohl­erge­hen des Lan­des. In die­se Kate­go­rie fällt Polens Minis­ter­prä­si­dent Mate­usz Mora­wi­ecki. Am 15. Okto­ber wird in Polen ein neu­es Par­la­ment gewählt, und es ist alles ande­re als aus­ge­macht, dass Mora­wi­e­ckis rechts­na­tio­na­le Regie­rungs­par­tei PiS auch künf­tig das Land füh­ren wird. Gegen Deutsch­land pol­tert die PiS im Wahl­kampf ohne­hin, das ist nicht wei­ter schlimm und gehört in die­sen Krei­sen zur poli­ti­schen Folk­lo­re. Jetzt aber eska­liert die pol­ni­sche Regie­rung aus­ge­rech­net einen Kon­flikt mit der Ukrai­ne: Mora­wi­ecki ver­mit­telt den Ein­druck, bei Waf­fen­lie­fe­run­gen ins über­fal­le­ne Nach­bar­land auf die Brem­se tre­ten zu wol­len. Dies geschieht vor dem Hin­ter­grund eines Streits um ukrai­ni­sche Getrei­de­ex­por­te, die pol­ni­sche Bau­ern unter Druck setzen.

Polen gehört bis­lang zu den treu­es­ten Unter­stüt­zern der Ukrai­ne. Anders als Deutsch­land hat es sich nie Illu­sio­nen über das poli­ti­sche Füh­rungs­per­so­nal in Mos­kau hin­ge­ge­ben. Im Wahl­kampf aber scheint der Regie­rungs­par­tei jedes Mit­tel recht zu sein, um beim Wäh­ler zu punk­ten. Ob Polen tat­säch­lich Waf­fen­lie­fe­run­gen stoppt, sei dahin­ge­stellt. Allein die Rhe­to­rik ist ver­stö­rend. War­schau stößt damit nicht nur die Ukrai­ne vor den Kopf, son­dern auch die eige­nen Ver­bün­de­ten. Im Kreml dürf­te Wla­di­mir Putin vor Freu­de in die Luft sprin­gen: Nichts wünscht er sich mehr als Zwie­tracht im Westen.

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Quel­le: BER­LI­NER MOR­GEN­POST. Redaktion
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Foto­credit: Ado­be­Stock 308737188 / Brisystem

 

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