Gesundheitliche Probleme durch langes Sitzen. Während der Arbeit am Schreibtisch, abends auf dem Sofa

AOK-Umfrage: 42 Prozent führen gesundheitliche Probleme auf Bewegungsmangel und langes Sitzen zurück

Am Früh­stücks­tisch, im Auto, wäh­rend der Arbeit am Schreib­tisch, abends auf dem Sofa: Die Deut­schen ver­brin­gen einen Groß­teil ihres Tages im Sit­zen. 42 Pro­zent der deut­schen Bevöl­ke­rung hat bereits die Erfah­rung gemacht, dass das oft­mals Fol­gen für die eige­ne Gesund­heit hat. Sie füh­ren eige­ne gesund­heit­li­che Beschwer­den auf Bewe­gungs­man­gel und lan­ges Sit­zen zurück, so ein Ergeb­nis einer aktu­el­len reprä­sen­ta­ti­ven For­sa-Umfra­ge im Auf­trag des AOK-Bun­des­ver­ban­des. Zudem äußer­ten 59 Pro­zent der Befrag­ten die Angst, im Lau­fe ihres Lebens auf­grund kör­per­li­cher Inak­ti­vi­tät zu erkranken.

„Deutsch­land steckt in einem Bewe­gungs­di­lem­ma. Mehr als der Hälf­te der Bevöl­ke­rung – ins­ge­samt 54 Pro­zent – ist bewusst, dass sie sich zu wenig bewe­gen. Aller­dings hakt es bei Vie­len an der Umset­zung“,erklärt Jens Mar­tin Hoyer, stell­ver­tre­ten­der Vor­stands­vor­sit­zen­der des AOK-Bun­des­ver­ban­des. Die Men­schen hin­dern im All­tag Zeit­knapp­heit (49 Pro­zent) sowie feh­len­de Lust und Moti­va­ti­on an Bewe­gung (47 Pro­zent). Dabei ist laut medi­zi­ni­scher Exper­ten­mei­nung das Risi­ko für Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen nicht etwa nur bei unge­sun­der Ernäh­rung oder durchs Rau­chen deut­lich erhöht, son­dern eben auch durch stän­di­ges Sit­zen in Kom­bi­na­ti­on mit sehr gerin­ger kör­per­li­cher Aktivität.

Viel­sit­zen im Home­of­fice: Pan­de­mie wirkt nach

Laut Umfra­ge arbei­tet ein Groß­teil der Erwerbs­tä­ti­gen (61 Pro­zent) an einem Arbeits­tag mehr als vier Stun­den im Sit­zen. Mehr als ein Vier­tel (27 Pro­zent) aller Erwerbs­tä­ti­gen sitzt sechs bis acht Stun­den, etwa jeder Zehn­te (12 Pro­zent) sogar acht Stun­den und mehr. Zudem haben die Coro­na-Pan­de­mie und die ver­mehr­te Nut­zung von Home­of­fice den Bewe­gungs­man­gel in Deutsch­land ver­mut­lich noch ver­stärkt. Das legen die Umfra­ge­er­geb­nis­se nahe: Dem­nach bewe­gen sich 52 Pro­zent der befrag­ten Per­so­nen im Home­of­fice etwas (24 Pro­zent) oder deut­lich weni­ger (28 Pro­zent) als an einem Arbeits­tag in ihren Unter­neh­men. „Wir sind eine Nati­on der Extrem­sit­zer – auch im Job. Die­ser Zustand soll­te uns Sor­gen machen. Des­halb ist es wich­tig, dass Arbeit­ge­ber und auch wir als AOK einen akti­ven Arbeits­tag im Rah­men des Betrieb­li­chen Gesund­heits­ma­nage­ments zukünf­tig stär­ker in den Blick neh­men“, so Hoyer.

Schon 21 Minu­ten Bewe­gung am Tag helfen

54 Pro­zent der Men­schen in Deutsch­land schaf­fen es nicht, das Min­dest­maß an Bewe­gung der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO) zu erfül­len: Sie bewe­gen sich laut Umfra­ge wöchent­lich weni­ger als 150 Minu­ten mode­rat anstren­gend und weni­ger als 75 Minu­ten wöchent­lich inten­siv anstren­gend. Dabei zei­gen sich laut Exper­ten­mei­nung schon bei täg­lich 21 Minu­ten Bewe­gung posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf das phy­si­sche und men­ta­le Wohl­be­fin­den. „Als Gesund­heits­kas­se schaf­fen wir des­halb im Rah­men unse­rer neu­en Dach­kam­pa­gne ‚Wer sich mehr bewegt, lebt län­ger – schon 21 Minu­ten am Tag hel­fen‘ Auf­merk­sam­keit für die The­men Viel­sit­zen und Bewe­gungs­man­gel und bie­ten kon­kre­te Lösungs­an­ge­bo­te für einen akti­ven All­tag“, erklärt Hoyer.

Was die Umfra­ge noch zeigt:

  • Neben dem Extrem­sit­zen im Job wird auch die Frei­zeit nicht aus­rei­chend zum Aus­gleich genutzt: An einem nor­ma­len Wochen­tag sitzt fast die Hälf­te der Erwerbs­tä­ti­gen (43 Pro­zent) auch vor oder nach der Arbeit noch ein­mal min­des­tens vier Stunden.
  • Bei der Fort­be­we­gung im All­tag wird das Auto dem Rad vor­ge­zo­gen: Wäh­rend fast ein Fünf­tel der Befrag­ten (18 Pro­zent) das Auto oder Motor­rad mehr­mals täg­lich für kür­ze­re Stre­cken von bis zu zwei Kilo­me­tern nutzt, neh­men nur 8 Pro­zent der Men­schen in Deutsch­land mehr­mals am Tag das Rad, um sol­che kur­zen Wege hin­ter sich zu brin­gen. Immer­hin: Ein Vier­tel der Men­schen (27 Pro­zent) gibt an, Wege von bis zu zwei Kilo­me­tern mehr­mals täg­lich zu Fuß zu gehen.
  • Vie­le Befrag­te ver­bin­den Posi­ti­ves mit Bewe­gung: 81 Pro­zent geben an, sich bes­ser zu füh­len, wenn sie sich regel­mä­ßig bewe­gen – sie sind aus­ge­gli­che­ner und weni­ger gestresst. Bei knapp drei Vier­tel (70 Pro­zent) führt Bewe­gung zu einem gestärk­ten Selbstwertgefühl.
  • 63 Pro­zent der Bevöl­ke­rung geben an, dass sie sich ger­ne mehr bewe­gen würden.

 

Hin­ter­grund: Mit mode­ra­ter Bewe­gung ist z.B. schnel­les Gehen oder nor­ma­les Rad­fah­ren gemeint, also Bewe­gung, bei der sich der Herz­schlag leicht erhöht und man leicht ins Schwit­zen kommt. Die­se Art von Bewe­gung soll­te man gemäß der WHO-Emp­feh­lung min­des­tens 150 Minu­ten wöchent­lich ein­bau­en. Inten­siv anstren­gen­de Bewe­gung umfasst bei­spiel­wei­se schnel­les Jog­gen bzw. Rad­fah­ren – man gerät dabei stark außer Atem und stark ins Schwit­zen. Die­se Form von Bewe­gung soll­te man laut WHO 75 Minu­ten pro Woche machen.

Für die Gesund­erhal­tung gilt es zudem, lan­ge Sitz­zei­ten zu ver­mei­den und auf ein Mini­mum zu redu­zie­ren: Das Sit­zen soll­te alle 30 Minu­ten unter­bro­chen und regel­mä­ßi­ge Pau­sen dafür genutzt wer­den, sich zu bewe­gen. Die Arbeits- bzw. Sitz­hal­tung soll­te zudem mög­lichst oft und regel­mä­ßig gewech­selt werden.

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Quel­le: Dr. Kai Beh­rens, AOK-Bundesverband
Ori­gi­nal-Con­tent von: AOK-Bun­des­ver­band, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit: Ado­be­Stock 21153202 / Brisystem