Wo ist der Haken ? Es gibt keinen

Durchstarten mit Qualifizierung

Len­ne­stadt-Gre­ven­brück : Das The­ma Fach­kräf­te­be­darf ist nicht neu – im Gegen­teil : es wird zuneh­mend wich­ti­ger. Das Arbeits­kräf­te­po­ten­ti­al sinkt, Anfor­de­run­gen stei­gen und die Fra­ge bleibt : Woher neh­men ? Eine Ant­wort kann sein : aus den eige­nen Rei­hen. Durch die Mög­lich­keit der För­de­rung aus dem Qua­li­fi­zie­rungs­chan­cen­ge­setz – kurz QCG – kön­nen Unter­neh­men ihre eige­nen Fach­kräf­te qualifizieren.

Vie­le Betrie­be in Süd­west­fa­len ste­hen gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen gegen­über, so auch die Fir­ma Schau­er­te aus Len­ne­stadt : Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter wer­den älter und ver­las­sen die Fir­ma, Aus­zu­bil­den­de sind schwer zu fin­den, Beru­fe und Qua­li­fi­ka­tio­nen ver­än­dern sich. Kurz­um : Es feh­len Fach­kräf­te. Und hier set­zen die Unter­stüt­zung und die Pro­jekt­idee an :

„Mit einer Regio­nen über­grei­fen­den, gemein­sa­men Stra­te­gie wol­len wir unse­re Kräf­te bün­deln und die Her­aus­for­de­run­gen gemein­sam anpa­cken. Mit rund 170 behei­ma­te­ten Welt­markt­füh­rern ist Süd­west­fa­len eine der größ­ten Wirt­schafts­re­gio­nen in Deutsch­land und damit von hoher Bedeu­tung und wirt­schaft­li­cher Strahl­kraft. In einem gemein­sa­men Kraft­akt wol­len die Arbeits­agen­tu­ren in Süd­west­fa­len den Erhalt die­ser Stär­ke for­cie­ren. Dafür wol­len wir gute Bei­spie­le sicht­bar machen, so wie hier heu­te bei der Fir­ma Schau­er­te“, erklärt Ste­pha­nie Krö­mer, Vor­sit­zen­de der Sie­ge­ner Arbeits­agen­tur, die gemein­sa­me Ausrichtung.

Um den Arbeits­markt bewer­ten zu kön­nen, sind die Erkennt­nis­se über die Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se von beson­de­rer Bedeu­tung, denn die Ent­wick­lun­gen sind heu­te bereits bekannt und abseh­bar. Sie ver­hel­fen, Ten­den­zen recht­zei­tig zu erken­nen, um früh­zei­tig die Ent­wick­lun­gen auf dem Arbeits­markt ein­schät­zen und dar­auf reagie­ren zu können.

„Der Struk­tur­wan­del ist ein gro­ßer Begriff. Für unse­re Regi­on bedeu­tet es, dass Dienst­leis­tungs­be­rei­che ste­tig wach­sen wer­den. Dazu kommt der demo­gra­fi­sche Wan­del, Bevöl­ke­rungs­rück­gan­ge sind all­ge­gen­wär­tig, das Arbeits­kräf­te­po­ten­zi­al sinkt. Digi­ta­li­sie­rung und Auto­ma­ti­sie­rung beein­flus­sen die Bran­chen und das Anfor­de­rungs­ni­veau, so gibt es bereits mehr arbeits­lo­se Arbeits­kräf­te auf Hel­fer­ni­veau. Dabei besteht eigent­lich eher ein grö­ße­rer Bedarf an Spe­zia­lis­ten und Exper­ten. Außer­dem lässt Kli­ma­trans­for­ma­ti­on die Beschäf­ti­gung in Land- und Forst­wirt­schaft anstei­gen. Hit­ze, Tro­cken­heit und Bor­ken­kä­fer haben in der Regi­on bereits dazu geführt, dass umfang­rei­che Wald­ar­bei­ten erfor­der­lich wur­den“, bewer­tet Oli­ver Schma­le, Vor­sit­zen­der der Geschäfts­füh­rung der Arbeits­agen­tur Mesche­de-Soest, die Per­spek­ti­ven des Arbeitsmarktes.

So auch bei der Fir­ma Wil­helm Schau­er­te GmbH und Co. KG in Len­ne­stadt. Von den rund 150 Beschäf­tig­ten wer­den aktu­ell 19 per Anpas­sungs­qua­li­fi­zie­rung im Bereich CNC wei­ter­ge­bil­det, ein Mit­ar­bei­ter befin­det sich in einer Ein­zel­um­schu­lung zum Indus­trie­me­cha­ni­ker noch bis Janu­ar 2025. Ste­fan Schau­er­te, Geschäfts­füh­rer im Unter­neh­men, resü­miert sei­ne Ent­schei­dung, inten­siv und umfang­reich in sei­ne „Mit­denk­ar­bei­te­rin­nen und Mit­denk­ar­bei­ter“ zu inves­tie­ren so : „Die stei­gen­de Kom­ple­xi­tät von Pro­duk­ten, Pro­zes­sen und Maschi­nen erfor­dert zwin­gend die stän­di­ge Wei­ter­ent­wick­lung und Wei­ter­qua­li­fi­zie­rung unse­rer Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen. Wir wol­len recht­zei­tig unser Fun­da­ment stär­ken. Unser wich­tigs­tes Gut ist unser Per­so­nal. Wir schau­en gemein­sam und ganz indi­vi­du­ell, wel­che beruf­li­chen Zie­le wer­den ange­strebt. Und dann wird aus Wol­len ganz bald Kön­nen.“ Abwan­de­rungs­ge­dan­ken frisch befä­hig­ter Mit­denk­ar­bei­te­rin­nen und Mit­denk­ar­bei­ter muss die Fir­ma dabei nicht befürch­ten. So erklärt Rapha­el Lerbs, Mit­ar­bei­ter in Qua­li­fi­zie­rung bei Schau­er­te hier­zu : „Ich erfah­re hier Wert­schät­zung und bin dank­bar, um die Mög­lich­keit mich wei­ter­ent­wi­ckeln zu kön­nen. An mir selbst habe ich gemerkt, dass durch das auf­ge­sat­tel­te Wis­sen mei­ne beruf­li­che Neu­gier sogar wei­ter steigt. Und wenn man geför­dert wird, geht man nicht.“

Das Bei­spiel ver­deut­licht, wie wich­tig Qua­li­fi­zie­rung ist und wel­chen Bei­trag sie leis­ten kann, um die Wei­chen für die Zukunft zu stellen.

„Viel­fach ist nicht bekannt, dass wir uns auch um Beschäf­tig­te küm­mern. Man glaubt, dass wir uns erst dann küm­mern, wenn Arbeits­lo­sig­keit ein­ge­tre­ten ist. Aber das ist nicht der Fall. Viel­mehr ist es wich­tig, uns ganz früh mit ins Boot zu holen und prä­ven­tiv zu über­le­gen : Habe ich aus­rei­chend Per­so­nal ? Ist es für mei­ne Anfor­de­run­gen qua­li­fi­ziert genug oder muss ich irgend­wo etwas auf­sat­teln ? Hier kön­nen wir mit unse­rer Bera­tung und auch finan­zi­el­len Mit­teln unter­stüt­zen“, erläu­tert San­dra Paw­las, Vor­sit­zen­de der Arbeits­agen­tur Iser­lohn. Durch die För­de­rung aus dem QCG kön­nen Lehr­gangs­kos­ten und das Ent­gelt bis zu 100 Pro­zent bezu­schusst wer­den. „Bedeu­tet für Unter­neh­men : win win ! Ich kann mei­ne Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter hal­ten, wer­de ent­schä­digt und erhal­te am Ende mei­ne gesuch­te Fach­kraft“, führt Paw­las wei­ter aus.

„Im Rah­men der För­de­rung wird die Wei­ter­bil­dung in der Regel um ein Drit­tel der regu­lä­ren Aus­bil­dungs­zeit ver­kürzt und das Arbeits­ent­gelt wei­ter­ge­zahlt, sodass es kei­ne finan­zi­el­len Ein­bu­ßen gibt. On top wird zur Zwi­schen- und Abschluss­prü­fung noch eine Prä­mie aus­ge­zahlt. Geför­dert wer­den kön­nen in der Regel alle Berufs­bil­der und Kur­se, vor­aus­ge­setzt, es han­delt sich um Wei­ter­bil­dun­gen bei einem zer­ti­fi­zier­ten Bil­dungs­trä­ger. „Es muss nicht immer eine kom­plet­te Umschu­lung sein. Manch­mal fehlt auch nur ein Eng­lisch­kurs oder ein Stap­ler­schein und auch das zu för­dern ist mög­lich“, sagt San­dra Paw­las. För­der­an­trä­ge erhält die Arbeits­agen­tur aus unter­schied­li­chen Bran­chen. So kann eine Küchen­hil­fe zur Kon­di­to­rin aus­ge­bil­det wer­den oder der Alten­pfle­ge­hel­fer zum Altenpfleger.

Wei­te­re Informationen
www​.arbeits​agen​tur​.de/​u​n​t​e​r​n​e​h​men
Direk­ter Draht zum Arbeit­ge­ber­ser­vice : 0800 4 5555 20
gebüh­ren­frei ; Mo – Fr, 8:00 – 18:00 Uhr

 

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Quel­le : Agen­tur für Arbeit Siegen

Bild (von links nach rechts): Diet­mar Drüeke und Rapha­el Lerbs (bei­de Wil­helm Schau­er­te GmbH und Co. KG), Oli­ver Schma­le (Agen­tur für Arbeit Mesche­de-Soest), San­dra Paw­las (Agen­tur für Arbeit Iser­lohn), Bir­git Heb­be­cker und Ste­pha­nie Krö­mer (bei­de Agen­tur für Arbeit Sie­gen), Ste­fan Schau­er­te (Wil­helm Schau­er­te GmbH und Co. KG)

Foto­credits : Nadi­ne El Moussaoui, Agen­tur für Arbeit Siegen

 

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