Spritze rein – schlanker sein : Apothekerkammer warnt vor Zweckentfremdung von Diabetes-Mittel

Gefährlicher Internet-Hype : Spritze rein – schlanker sein : Apothekerkammer warnt vor Zweckentfremdung von Diabetes-Mittel

Gesun­de Ernäh­rung und Bewe­gung – das war, ist und bleibt die bes­te Stra­te­gie, um über­flüs­si­ge Pfun­de zu ver­lie­ren. Dem Inter­net-Hype um ein Dia­be­tes-Mit­tel, das nun als ver­meint­li­che Wun­der­waf­fe zum Abneh­men viel­fach zweck­ent­frem­det wird, ste­hen Exper­ten der Apo­the­ker­kam­mer Nord­rhein kri­tisch gegen­über. „Wir sehen, dass über­trie­ben posi­tiv und bis­wei­len recht ein­sei­tig über bestimm­te Medi­ka­men­te berich­tet wird, die Semaglut­id ent­hal­ten. Manch­mal unter dem Mot­to : Sprit­ze rein – schlan­ker sein“, ärgert sich Dr. Armin Hoff­mann, Prä­si­dent der Apo­the­ker­kam­mer Nord­rhein. „Das ist wie­der mal ein gutes Bei­spiel für einen sehr bedenk­li­chen Trend, Arz­nei­mit­tel zu Life­style-Zwe­cken zu miss­brau­chen. Davor kön­nen wir aus unter­schied­li­chen Grün­den nur warnen.“

Off-Label-Use von Medi­ka­men­ten ist nicht neu, dass also Prä­pa­ra­te außer­halb des für sie eigent­lich zuge­las­se­nen Anwen­dungs­ge­bie­tes genutzt wer­den. Zuletzt gab es vor allem im Inter­net einen Hype um Medi­ka­men­te, die dem Elek­tro­lyt-Ver­lust bei Durch­fall ent­ge­gen­wir­ken sol­len – sie wur­den von Men­schen vor­beu­gend gegen einen Kater durch über­mä­ßi­gem Alko­hol­kon­sum genom­men. Die Fol­ge waren lee­re Rega­le in Apo­the­ken und beim phar­ma­zeu­ti­schen Groß­han­del und das Feh­len von Medi­ka­men­ten zum Aus­gleich eines Elek­tro­lyt­ver­lus­tes bei Durchfallerkrankungen.

Die aktu­el­len Lie­fer­eng­päs­se bei vie­len Medi­ka­men­ten – sie kön­nen auch durch die­se Inter­net-Trends zur erns­ten Gefahr für chro­nisch kran­ke Men­schen wer­den. Es wäre ver­hee­rend, wenn Typ-2-Dia­be­ti­ker dem­nächst nicht mehr mit drin­gend benö­tig­ten Medi­ka­men­ten ver­sorgt wer­den kön­nen, nur, weil jemand einem über­trie­be­nen Schön­heits­ide­al nach­kom­men möch­te oder sich die Zeit für eine sinn­vol­le Umstel­lung des eige­nen Lebens­stils nicht neh­men möch­te. Zwar gäbe es Prä­pa­ra­te mit dem glei­chen Wirk­stoff, höher dosiert spe­zi­ell zur Behand­lung von Adi­po­si­tas, einer schwe­ren Form von Über­ge­wicht – die sei­en aber trotz EU-Zulas­sung noch nicht in Deutsch­land erhält­lich. Für leich­tes Über­ge­wicht und ohne an Dia­be­tes Typ 2 erkrankt zu sein, ist der ver­schrei­bungs­pflich­ti­ge Wirk­stoff nicht zugelassen.

Neben der Wir­kung auf die Insu­lin­se­kre­ti­on kann der Wirk­stoff unter ande­rem zu Übel­keit, Erbre­chen und Durch­fall sowie Gal­len­stei­nen füh­ren. Auch eine erhöh­te Herz­fre­quenz oder eine Ent­zün­dung der Bauch­spei­chel­drü­se sind mög­lich. Auf­grund der poten­zi­el­len Neben­wir­kun­gen ist beim Ein­satz von Semaglut­id eine sorg­fäl­ti­ge Nut­zen-Risi­ko-Abwä­gung und eng­ma­schi­ge ärzt­li­che Kon­trol­le wichtig.

Nach Abwä­gung aller für und gegen die Anwen­dung spre­chen­der Gesichts­punk­te kommt der Ein­satz nur für bestimm­te Pati­en­ten in Betracht. Auf kei­nen Fall soll­te ein Ein­satz außer­halb der vor­ge­se­he­nen Indi­ka­ti­on erfolgen.

Auch ganz grund­sätz­lich rät die Apo­the­ker­kam­mer Nord­rhein davon ab, ver­schrei­bungs­pflich­ti­ge Medi­ka­men­te als Life­style-Prä­pa­ra­te anzu­se­hen. „Wir sind Ärz­tin­nen und Ärz­ten dank­bar, dass sie ihrer Ver­ant­wor­tung gerecht wer­den – ins­be­son­de­re bei der Ver­schrei­bung sol­cher Prä­pa­ra­te. Denn anders als bei Elek­tro­lyt-Mit­teln han­delt es sich bei Semaglut­id um einen ver­schrei­bungs­pflich­ti­gen Wirk­stoff. Ohne Rezept vom Arzt kein Miss­brauch. Dar­auf set­zen wir“, erklärt der Kammerpräsident.

Über uns : Apo­the­ker­kam­mer Nordrhein

Die Apo­the­ker­kam­mer Nord­rhein (AKNR) ist als Kör­per­schaft des öffent­li­chen Rechts Trä­ge­rin der berufs­stän­di­schen Selbst­ver­wal­tung der Apo­the­ke­rin­nen und Apo­the­ker, die in den Regie­rungs­be­zir­ken Köln und Düs­sel­dorf arbei­ten oder leben. Sie ver­tritt die Inter­es­sen der über 11.800 Kam­mer­an­ge­hö­ri­gen, die in öffent­li­chen Apo­the­ken, Kran­ken­häu­sern, Wis­sen­schaft, Indus­trie und Ver­wal­tung oder bei der Bun­des­wehr tätig sind. Die Apo­the­ke vor Ort über­nimmt eine hoheit­li­che Auf­ga­be : die siche­re, vom Heil­be­ruf getra­ge­ne, wohn­ort­na­he Ver­sor­gung der Men­schen mit Arz­nei- und Hilfs­mit­teln, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr.

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Quel­le : Jens A. Krö­mer, Lei­ter Pres­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit, Apo­the­ker­kam­mer Nordrhein
Ori­gi­nal-Con­tent von : Apo­the­ker­kam­mer Nord­rhein, über­mit­telt durch news aktuell

Bild­un­ter­schrift : Inter­net-Hype um Sprit­zen zur Gewichts­re­duk­ti­on : Apo­the­ker­kam­mer Nord­rhein warnt vor Off-Label-Use von Semaglutid.

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Fotograf:©imyskin
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