Künstliche Intelligenz: Für einen Aufschrei sorgten Spekulationen darüber, ob Künstliche Intelligenz nun unsere Jobs ersetzen wird

Berliner Morgenpost: Angst hilft nicht weiter – Leitartikel von Rieke Smit zu Künstlicher Intelligenz

Weil gera­de über­all von Künst­li­cher Intel­li­genz (KI), rasend schnel­len Ent­wick­lun­gen und revo­lu­tio­nä­ren Tech­no­lo­gien gespro­chen wird, bekom­men es eini­ge Men­schen mit der Angst zu tun. Anstatt sich aber mit dem The­ma aus­ein­an­der­zu­set­zen, wei­gern sie sich, KI zu nut­zen – und das ist falsch. Tat­säch­lich ver­wen­det fast jeder und jede von uns im All­tag immer wie­der KI, oft ganz ohne es zu mer­ken. Wer Navi­ga­ti­ons­ge­rä­te, Musik­strea­ming­diens­te, die Gesichts­er­ken­nung im Han­dy oder Smar­thome-Gerä­te nutzt, der hat bereits Künst­li­che Intel­li­genz in sei­nem All­tag inte­griert. Wo sich KI-Anwen­dun­gen schon jetzt fin­den, ist der ers­te wich­ti­ge Schritt. Der zwei­te ist, genau­er hin­zu­se­hen. Künst­li­che Intel­li­genz wird für Tex­te, Bil­der oder in der Wer­bung zu Hil­fe genom­men – aber sie ist längst nicht unsicht­bar und auch nicht perfekt.

Für einen Auf­schrei sorg­ten Spe­ku­la­tio­nen dar­über, ob Künst­li­che Intel­li­genz nun unse­re Jobs erset­zen wird. Und ja, KI wird tat­säch­lich Jobs über­flüs­sig machen. Aber längst nicht alle. Viel eher bie­tet die Tech­no­lo­gie die Mög­lich­keit, Arbei­ten zu erset­zen, die uns Men­schen viel Zeit kos­ten. Der Über­gang mag gewöh­nungs­be­dürf­tig und viel­leicht auch schwie­rig wer­den, aber frü­her oder spä­ter wird Künst­li­che Intel­li­genz in so gut wie jeder Bran­che eine Rol­le spielen.

Dabei bie­ten sich vor allem Chancen:

In der Wis­sen­schaft kann KI zu neu­en Erkennt­nis­sen bei­tra­gen, etwa beim Kli­ma­wan­del. Auf dem Arbeits­markt kön­nen neue Beru­fe ent­ste­hen, die erst durch die neue Tech­no­lo­gie mög­lich gemacht wer­den. Für die deut­sche Wirt­schaft könn­te KI gro­ßes Poten­zi­al ent­fal­ten, wenn sich dem The­ma schnel­ler ange­nom­men wer­den wür­de. Doch der­zeit domi­nie­ren Fir­men aus den USA den Markt – und deut­sche Unter­neh­men müs­sen sich beei­len, um nicht abge­hängt zu werden.

Jene Fir­men, die der­zeit die Aus­brei­tung von KI vor­an­trei­ben, wei­sen aller­dings auch immer lau­ter auf die Pro­ble­me mit der Tech­no­lo­gie hin. Hun­der­te Ent­wick­ler war­nen zusam­men mit dem US-Zen­­trum für KI-Sicher­heit vor der Aus­lö­schung der Mensch­heit durch KI. Was erst ein­mal über­trie­ben klingt, ist vor allem der Ruf nach Regu­lie­run­gen. Und sol­che braucht es drin­gend. Im öko­no­mi­schen Wett­kampf um die größ­ten Fort­schrit­te bei der Ent­wick­lung von KI dür­fen ethi­sche Aspek­te nicht aus den Augen ver­lo­ren wer­den. Sonst besteht die Gefahr, dass KI-Anwen­dun­gen für die Ver­brei­tung von Fake News, Wahl­ma­ni­pu­la­tio­nen oder ille­ga­le Über­wa­chung aus­ge­nutzt werden.

Vor­rei­ter bei die­sem The­ma will die Euro­päi­sche Uni­on sein. Mit der ers­ten Regu­lie­rung für Künst­li­che Intel­li­genz soll ein Modell zur welt­wei­ten Nach­ah­mung geschaf­fen wer­den. Klingt gut, doch es muss schnel­ler umge­setzt wer­den – bevor der büro­kra­ti­sche Pro­zess ver­hin­dert, dass ein sol­ches Regel­sys­tem mit­hal­ten kann mit der Wei­ter­ent­wick­lung der Technologie.

Auch Bil­dungs­ein­rich­tun­gen und Medi­en brau­chen drin­gend Regeln für die Nut­zung von Künst­li­cher Intel­li­genz und klar kon­trol­lier­te Kenn­zeich­nungs­pflich­ten für KI. Denn in bei­den Berei­chen wird sich in den kom­men­den Jah­ren Grund­le­gen­des ändern.

Ähn­lich wie die Eisen­bahn, Elek­tri­zi­tät oder das Inter­net wird KI nie wie­der aus unse­rem Leben weg­zu­den­ken sein. Anfäng­li­che Skep­sis ist in Ord­nung, aber statt mit anhal­ten­der Ableh­nung dar­auf zu reagie­ren, soll­ten Kri­ti­ker die Ent­wick­lung aktiv mitgestalten.

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Quel­le: BER­LI­NER MOR­GEN­POST, Redaktion
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