Thema Heizungsverbot : Ein Kompromiss, den niemand – nicht einmal die Regierung – so richtig versteht

Berliner Morgenpost : Heizungsverbot – so nicht ! Leitartikel von Jörg Quoos

Lang­sam lich­tet sich der Pul­ver­dampf nach der Feld­schlacht in der Ampel und man erkennt genau­er, zu wel­chen Ergeb­nis­sen die schlaf­lo­se Nacht im Kanz­ler­amt geführt hat. Und beim The­ma Hei­zungs­ver­bot muss man lei­der sagen : Es ist nicht wirk­lich bes­ser gewor­den. Auf dem Tisch liegt ein ver­kopf­ter Kom­pro­miss, den nie­mand – nicht ein­mal die Regie­rung – so rich­tig ver­steht und bei dem vie­le Fach­leu­te den Kopf schüt­teln. Aus­ge­hend von der The­se, dass die Hei­zungs­emis­si­on ein Trei­ber der Kli­ma­kri­se ist, ergibt eine Umstel­lung der Hei­zun­gen durch­aus Sinn. Wenn man aber Hei­zun­gen kurz­fris­tig ver­bie­ten will, braucht man Alter­na­ti­ven, die funk­tio­nie­ren und die für die Haus­be­sit­zer noch bezahl­bar sind. Genau hier begin­nen die Probleme.

Der Wirt­schafts­mi­nis­ter träumt von einem Mek­ka der Wär­me­pum­pen, wo vor jedem Haus ein High-Tech-Kas­ten schnurrt und aus weni­gen Gra­den Tem­pe­ra­tur­un­ter­schied mol­li­ge Wär­me zaubert.

500.000 die­ser Wär­me­pum­pen will die­se Regie­rung ver­bau­en – eine Zahl, die nur mög­lich sein wird, wenn sich die Inves­ti­ti­on auch lohnt. Noch ist der Strom­preis zu hoch und wenn die­ser Strom in gro­ßen Men­gen über Gas- oder Koh­le­kraft­wer­ke gewon­nen wer­den muss, wird es kli­ma­tech­nisch absurd und teu­er. Her­stel­ler und Hand­werk beto­nen zudem, dass es noch an Fach­kräf­ten zum Ein­bau und zur ener­ge­ti­schen Sanie­rung von Bestands­bau­ten fehlt. Auch der Ver­ein Deut­scher Inge­nieu­re (VDI), Hort deut­schen Tech­nik-Sach­ver­stands, for­dert aus gutem Grund eine schritt­wei­se, geför­der­te Ein­füh­rung statt har­ter Nut­zungs­ver­bo­te. Es bleibt das Geheim­nis der Ampel, war­um man sich an die­sem Punkt für schlau­er als die Fach­leu­te hält.

Bei der wich­ti­gen Fra­ge nach Fris­ten dür­fen sich die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger jetzt Ant­wor­ten aussuchen.

Die Grü­nen bie­ten bei einer kaput­ten Hei­zung eine Über­gangs­frist von drei Jah­ren, in der eine neue Gas­ther­me wie­der durch eine neue kli­ma­freund­li­che­re Hei­zung ersetzt wer­den soll. Fragt man die FDP, ist von zehn Jah­ren die Rede. Die­ses „Multiple-Choice“-Spiel ist unwür­dig und schreit nach einem neu­en Hei­zungs­gip­fel, aber bit­te tags­über, bei wachem Ver­stand. Das Glei­che gilt für die För­de­rung die­ser teu­ren Anla­gen, die den Grü­nen sozi­al gestaf­felt vor­schwebt. Der FDP-Finanz­mi­nis­ter möch­te lie­ber nach dem Alter der Hei­zungs­an­la­gen för­dern. Die­sen Dis­sens soll­te man auf­lö­sen, bevor man Hei­zun­gen ver­bie­tet. Abge­se­hen davon ist weder für die eine noch die ande­re För­de­rung auch nur ein ein­zi­ger Euro im Haus­halt ein­ge­plant. Immer­hin hat Robert Habeck inzwi­schen erkannt, dass man nicht für Duka­ten­schei­ßer, son­dern für Men­schen sol­che Geset­ze macht.

Nach­dem man jetzt auch ein­ge­se­hen hat, dass nicht jeder Haus­be­sit­zer auto­ma­tisch Mil­lio­när ist,soll es Son­der­re­geln mit Rück­sicht auf schma­le Rent­ner-Etats geben. Aber eine Alters­gren­ze von 80 Jah­ren beim Umstel­lungs­ge­bot ein­zu­füh­ren, ist will­kür­lich, dis­kri­mi­nie­rend und damit sehr wahr­schein­lich ver­fas­sungs­wid­rig. War­um soll ein armer Rent­ner mit 79 Jah­ren schlech­ter gestellt wer­den als der sol­ven­te 81-jäh­ri­ge Nachbar ?

Die Karls­ru­her Rich­ter wer­den die­sen Irr­sinn genau­so zer­pflü­cken wie vie­le Regie­rungs­plä­ne zuvor. Das Trau­ri­ge an dem Rum­ge­schus­ter ist : Es raubt den Men­schen die Bereit­schaft zur Ver­än­de­rung. Die Mehr­heit der Deut­schen will etwas tun und sieht die Not­wen­dig­keit für mehr Kli­ma­schutz. Wer sie aber mit unaus­ge­go­re­nen Regeln im Hau­ruck­ver­fah­ren trak­tiert, erreicht am Ende nur das Gegenteil.

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Quel­le : BER­LI­NER MOR­GEN­POST, Redaktion
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Foto­credit : Ado­be­Stock 52422670

 

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