Klima und Umweltschutz durch moderne Technik / Heimische Unternehmen setzen Standard
„Am Donnerstag steht im Europäischen Parlament eine Abstimmung an, die nicht nur für das Weltklima, sondern auch für die Arbeitsplätze in unserer Region und den Umweltschutz vor Ort eine wichtige Bedeutung hat“, teilte der südwestfälische CDU-Europaabgeordnete Dr. Peter Liese mit.
Es geht um die sogenannten F‑Gase. Diese Gase werden zurzeit noch in Wärmepumpen, Kühlgeräten und in elektrischen Schaltanlagen in der Mittel- undHochspanntechnik verwendet. Sie haben jedoch ein bis zu sechzehntausendfach höheres Treibhausgaspotenzial als CO2. Obwohl diese Stoffe bei normalem Betrieb und Wartung nicht in die Umwelt geraten sollten, bedeuten sie eine potentielle sehr große Gefahr, dann eben, wenn die Wartung nicht optimal funktioniert. Deshalb ist es das Ziel der Europäischen Kommission, diese Stoffe Schritt für Schritt zu ersetzen.
Der südwestfälische Europaabgeordnete Dr. Peter Liese unterstützt diese Maßnahmen. „Gerade Firmen aus unserer Region, wie Eaton in Soest und Viessmann in Allendorf (Eder) bieten heute schon Alternativen an. Ein gutes Beispiel dafür, dass wir mit moderner Technik das Klima schützen können. Einige der F‑Gase die verwendet werden, gehören darüber hinaus auch in die Kategorie der PFAS, der sogenannten ewigen Chemikalien. Diese Chemikalien hatten vor Jahren zu einem Umweltskandal in unserer Region geführt. Durch illegale Entsorgung von Abfällen in Weihnachtsbaumkulturen war das Trinkwasser zum Teil so stark belastet, dass Eltern geraten wurde, das Trinkwasser nicht an Kinder zu verabreichen. Wenn es hier Alternativen gibt, müssen wir so schnell wie möglich handeln und deswegen setze ich mich dafür ein, dass die moderne Technik, die ohne F‑Gase auskommt, zum Standard erhoben wird“, so Liese. Der Umweltausschuss des Europäischen Parlamentes hat einen Beschluss, der auf dieser Linie liegt, schon angenommen und Donnerstag steht die Abstimmung im Plenum an. Liese ist optimistisch, dass auch die Mehrheit der Abgeordneten einen entsprechenden Beschluss fassen wird. „Strittig ist lediglich, ob wir noch für ein oder zwei Jahre eine längere Übergangszeit geben, damit Unternehmen, die die Technik bisher nicht nutzen, sich anpassen können.
„Mit der Energiewende wird der Anteil dezentraler Energieressourcen zunehmen. Dies erfordert die Installation von zusätzlichen Schaltanlagen in den europäischen Stromnetzen. Die Dekarbonisierung der EU kann jedoch nicht mit der Nutzung von SF6, dem schädlichsten bekannten Treibhausgas, einhergehen. Die F‑Gas-Verordnung ist daher von entscheidender Bedeutung für das Erreichen der EU-Klimaziele.
Die Hersteller elektrischer Schaltanlagen haben massiv in den Produktbereich bis einschließlich 24kV investiert und können somit den schrittweisen vorgeschlagenen Ausstieg aus der Verwendung von SF6 erreichen. Den Netzbetreibern muss es verständlich gemacht werden, dass die bisherige Praxis der Verwendung von SF6 ein Ende haben muss. Es ist an der Zeit, die Netze in Europa umweltfreundlich zu gestalten. Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments sollten das klare Signal an den Markt senden, dass SF6 verboten werden muss.
Da Schaltanlagen das Rückgrat eines jeden Stromnetzes sind, erfordert eine nachhaltige Produktion in Nordrhein-Westfalen auch den Ausstieg aus SF6. Die Unterstützung von Herrn Liese bei diesen Bemühungen ist entscheidend, um dies nicht nur in der EU, sondern insbesondere auch in Nordrhein-Westfalen zu erreichen.
In Soest führt Eaton ein Pilotprojekt zur Dekarbonisierung des Werks durch mit dem Ziel, elektrisch autark zu werden. Mit einem regulatorischen Rahmen, der einen Markt für SF6-freie Schaltanlagen antreibt, wird der Dekarbonisierungspfad letztendlich dazu beitragen, die Klimaziele der EU zu erreichen“, so Dr. Volkan Ünlü, Eaton’s Vize-Präsident für die EMEA-Region und General Manager ESS (Electrical Systems and Solutions).
“Viessmann ist sich als Familienunternehmen mit langer Tradition seiner besonderen Verantwortung für den Standort Allendorf bewusst. Die Klimalösungsbranche ist eine Zukunftsbranche für die Region. Viessmann hat Investitionen in Höhe von 1 Milliarde Euro angekündigt. Ein Großteil dieser Investitionen fließt in die Produktion von Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln.
Ein klarer Rechtsrahmen für Kältemittel im europäischen Binnenmarkt ist entscheidend für die Transformation der Industrie hin zu natürlichen Kältemitteln. Deswegen unterstützen wir eine ambitionierte Positionierung des europäischen Parlaments bei der Revision der F‑Gas-Regulierung“, betonte Prof. Dr. Markus Pfuhl, Generalbevollmächtigter der Viessmann Group & Chief Representative der Family Holding.
Hintergrund: Fluorierte Treibhausgase (F‑Gase) wirken sich je nach Substanz sehr stark auf das Klima aus, der Effekt ist 100- bis 24.000-mal höher als bei Kohlendioxid. Hauptursache für die starke Zunahme von F‑Gasen seit Ende der 1990er Jahre ist der vermehrte Einsatz von fluorierten Treibhausgasen als Kältemittel. Im Gegensatz zu klassischen Treibhausgasen, die meist als unerwünschte Nebenprodukte freigesetzt werden (zum Beispiel bei der Verbrennung fossiler Rohstoffe), werden fluorierte Treibhausgase aber zum überwiegenden Teil gezielt produziert und eingesetzt.
Mit der europäischen F‑Gas Verordnung sollen die Emissionen des Industriesektors bis zum Jahr 2030 um 70 Prozent gegenüber 1990 verringert werden. Durch die Regelung sollen die Emissionen fluorierter Treibhausgase in der EU von 70 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent auf 35 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent bis zum Jahr 2030 gesenkt werden (50%). Es soll insbesondere ein Anreiz zur Verwendung von Alternativen anstelle von F‑Gasen geschaffen werden.
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Quelle: Dieter Berger, Europabüro für Südwestfalen und das Hochstift, Meschede
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