Berliner Morgenpost: Wo bleiben die Ladesäulen? Kommentar von Christian Kerl

Elektroautos, die mit Kohlestrom fahren, nützen niemandem …

Bye-bye Ben­zi­ner, ade Die­sel: Das Aus für den Ver­bren­nungs­mo­tor bei Pkw ist so gut wie besie­gelt. Das EU-Par­la­ment hat ein Gesetz beschlos­sen, das von 2035 an den Ver­kauf neu­er Pkw mit Ver­bren­nern weit­ge­hend ver­bie­tet. Für die EU ist das ein Durch­bruch bei ihrem Kli­ma­schutz-Paket, das ab 2050 Net­to-Null beim Treib­haus­gas auf dem Kon­ti­nent ver­spricht. Und für die Auto­bau­er? Sie sind längst auf dem Weg: Eine Rei­he von Her­stel­lern hat sich sowie­so schon für die rein elek­tri­sche Zukunft ihrer Pkw ent­schie­den. Nun hat die Indus­trie Klar­heit, was auf sie zukommt.

Gut so. Aber kein Grund zum Jubeln: Die schö­ne Kli­ma­schutz-Stra­te­gie hat ein paar Män­gel, die auch Auto­fah­rern Sor­gen machen müss­ten. Es ist ein Feh­ler, die Kli­ma­vor­ga­ben nicht tech­no­lo­gie­of­fen fest­zu­le­gen. Noch sind syn­the­tisch her­ge­stell­te, kli­ma­neu­tra­le Treib­stof­fe, soge­nann­te E‑Fuels, als Alter­na­ti­ve zum Strom­an­trieb nicht wirk­lich attrak­tiv – aber das kann sich ändern. Hier müss­te Brüs­sel mehr Spiel­raum las­sen, statt den Umstieg aufs E‑Auto prak­tisch zu erzwin­gen. Zudem ist noch unklar, ob in abseh­ba­rer Zeit über­haupt aus­rei­chend grü­ner Strom für die Mobi­li­täts­wen­de zur Ver­fü­gung steht.

Aber Elek­tro­au­tos, die mit Koh­lestrom fah­ren, nüt­zen nie­man­dem. Vor allem aber kommt der Aus­bau der Strom-Lade­säu­len in der Stadt wie an den Auto­bah­nen noch immer viel zu lang­sam vor­an. Ein Unding. Die Poli­tik darf nicht nur Vor­ga­ben machen, sie muss sich auch um die Rah­men­be­din­gun­gen zur Umset­zung küm­mern. Der Brüs­se­ler Beschluss ist ein Weck­ruf an Ber­lin: An die Arbeit! Es steht viel auf dem Spiel, nicht nur für die Auto­bau­er, son­dern für den Wirt­schafts­stand­ort Deutschland.

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Quelle:BERLINER MOR­GEN­POST
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