Oliver Herbig: Für Unternehmen ist es an der Zeit zu erkennen, welche versteckten Talente bereits im Unternehmen sind“
Der Fachkräftemangel sorgt noch immer für ein erbittertes Tauziehen um die besten Mitarbeiter. Selbst für die begehrtesten Arbeitgeber wird es daher immer schwieriger, neues Personal für sich zu gewinnen. „Für Unternehmen ist es an der Zeit zu erkennen, welche versteckten Talente bereits im Unternehmen sind“, sagt Oliver Herbig.
„Diese sollten dann durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen gefördert werden.“ Oliver Herbig ist Gründer von karriere tutor und unterstützt Unternehmen und Arbeitnehmer mit ortsunabhängigen Weiterbildungen. Gerne verrät er in diesem Artikel, warum Weiterbildungen die Antwort auf den Personalmangel sein könnten.
Die Entstehung des Personalmangels in Unternehmen
Je nach Anzahl der Mitarbeiter sollte die Unternehmensstruktur im Personalbereich stets einer Pyramide entsprechen, die von der höchsten zur niedrigsten Beschäftigtengruppe führt. Dabei sollten Young Professionals und Absolventen zusammen mit Azubis die Basis der Pyramide bilden. Denn bei ihnen besteht noch Weiterentwicklungsbedarf im Unternehmen. Die Weiterbildung sollte hier daher an erster Stelle stehen. Auf den oberen Ebenen befinden sich in abnehmender Anzahl die Spezialisten, Experten und Manager – stets nach dem Grundsatz: Je höher die Hierarchieebene, desto ausgelernter die Mitarbeiter.
Im Buch „Karrieremodelle in Unternehmen: Passgenaue Konzepte für die Personalentwicklung entwerfen und einsetzen“ widmet sich die HR-Chefin von karriere tutor, Elif Tunc, über ein ganzes Kapitel dem Thema Unternehmensstrukturen und wie der Fachkräftemangel in Unternehmen effektiv durch Bildungsmaßnahmen angegangen werden kann. Die Weiterbildung der Mitarbeiter als Lösungsansatz wird dabei in vielen Unternehmen nicht in Betracht gezogen, da sie als zu hoher Kosten- und Zeitfaktor betrachtet wird.
Stattdessen entscheiden sich die Unternehmen dazu, Spezialisten, Experten und Manager einzustellen, wodurch die Unternehmensstruktur die Form eines Pilzes anstatt einer Pyramide annimmt. Die in der Minderheit liegenden Young Professionals werden infolgedessen durch den dünnen Stiel symbolisiert, während die gelernten Fachkräfte die Pilzkuppe abbilden. Somit bildet sich der Fachkräftemangel in Unternehmen häufig aus zwei unterschiedlichen Stellschrauben heraus: Zum einen aus einer häufig falsch gebildeten Unternehmensstruktur – und zum anderen aus einem mangelhaften Recruiting-System, das Bewerber häufig nur nach Sympathie beurteilt. Dabei werden die harten Skills meist zu wenig berücksichtigt.
Darum sollten Unternehmen auf Weiterbildung setzen
Weiterbildung entwickelt die Hard- und Soft-Skills meist gleichzeitig weiter. Das Scrum-Zertifikat fördert beispielsweise nicht nur das Team, sondern auch den einzelnen Kollegen, wodurch mehr Kompetenz ins Unternehmen gelangt. Zudem wirken sich für einzelne Mitarbeiter Weiterbildungsmaßnahmen immer besser aus als Lücken im Lebenslauf – sie unterstreichen den eigenen Willen zur Weiterentwicklung. Je mehr Weiterbildung ein Mitarbeiter vorweisen kann, desto mehr Erkenntnis bringt dieser mit, die er wiederum im Job anwenden kann. Dadurch steigt der Erfahrungswert einzelner Mitarbeiter – sie hinterfragen mehr und können so letztendlich das gesamte Team in der Entwicklung voranbringen.
Ein weiterer Grund, der die Weiterbildung unverzichtbar macht, ist die Tatsache, dass wir in einer Zeit der fortschreitenden Digitalisierung leben. Insbesondere jetzt ist es darum wichtig, up-to-date zu bleiben. Unternehmer dürfen nicht den Faden verlieren und müssen ihren Betrieb permanent modernisieren. Dabei reicht ein bloßer Umstieg auf Powerpoint und Word nicht aus – vielmehr ist eine komplette Digitalisierung von Projekten sowie die Revolutionierung der Unternehmensprozesse notwendig. Nicht zuletzt verbessern und vereinfachen Automatisierungen die Arbeit und tragen auf diese Weise unter anderem zur Stärkung der Mitarbeiterbindung bei.
Status Quo der Unternehmen und ein Blick in die Zukunft
Die Corona-Krise hatte für viele Unternehmen einen Aufwach-Effekt zur Folge: Viele Betriebe stellten in dieser Zeit fest, dass ihre Arbeitsweise sowie ihre Mitarbeiterführung und ‑schulung nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen. Dabei kommt die Erkenntnis, dass Handlungsbedarf besteht, leider häufig erst dann, wenn die Unternehmen realisieren, dass sie ihre Produkte und Dienstleistungen nicht mehr herstellen oder absetzen können.
Unternehmen werden in die Personalentwicklung investieren und professionelle Personalabteilungen aufbauen müssen. Dabei sollte die Zukunft nicht so aussehen, dass der Leiter für Human Resources zum einzelnen Mitarbeiter geht und sagt: „Such Dir mal eine Weiterbildung heraus.“ Vielmehr ist eine Gesamtstrategie des Betriebes der Schlüssel! Im Moment werden solche Entwicklungen noch stiefmütterlich behandelt. Zwar gibt es in deutschen Firmen bereits HR-Chefs. Jedoch werden von ihnen kaum bahnbrechende Innovationen entwickelt.
Viele Betriebe wünschen sich eine Art Vorreiter-Unternehmen, an dem sie sich orientieren können und an welches sie Weiterbildungsmaßnahmen outsourcen können. In der Praxis ist es schwer, die internen Prozesse zu überwachen und gleichzeitig noch externe Trends wahrzunehmen. Der Trend geht jedoch in die gleiche Richtung wie beim Recruiting, das immer mehr externen Anbietern übertragen wird. So wird es auch in Sachen Weiterbildung sein: Sie muss sich an den Lifestyle der zukünftigen Arbeitnehmergeneration anpassen – also flexibel, digital und remote sein!
Über Oliver Herbig und karriere tutor:
Oliver Herbig ist der Gründer des Weiterbildungsträgers karriere tutor®. Unter der Geschäftsführung von Julian Kolb und Andrea Herbig bietet er ortsunabhängige Weiterbildungen an, die zum größten Teil staatlich gefördert werden und die Teilnehmer daher nichts kosten. So können sich Menschen in den verschiedensten Unternehmensbereichen weiterbilden und ihre Karriere voranbringen, ohne mit hohen Kosten rechnen zu müssen. Darüber hinaus legt karriere tutor® großen Wert auf die Themen Nachhaltigkeit und soziales Engagement. Dafür werden die UN-Nachhaltigkeitsziele für sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung verfolgt und in Zusammenarbeit mit dem Nachhaltigkeitsinvestor Trill Impact aktuelle Herausforderungen angegangen, um eine bessere Zukunft zu garantieren. Weitere Informationen unter: https://www.karrieretutor.de/
Quelle: Annika Buchmann, karriere tutor® – PR Referentin
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