„Der größte Fehler ist, nichts zu tun!“ Sechs von zehn Patienten mit Herzstillstand wird nicht durch Laien geholfen

„Restart a Heart Day“ am Sonntag – Reanimationsregister und Anästhesie-Fachgesellschaft rufen zu mehr Engagement auf

„Wir sind auf die gan­ze Bevöl­ke­rung ange­wie­sen, um in Deutsch­land noch mehr Men­schen mit Herz-Kreis­lauf-Still­tand zu ret­ten“, sagt Pro­fes­sor Dr. Jan-Thors­ten Gräs­ner, Spre­cher des „Deut­schen Reani­ma­ti­ons­re­gis­ters“. „Es reicht nicht aus, nur Schü­le­rin­nen und Schü­ler aus­zu­bil­den, die mit die­sen Fähig­kei­ten dann ins Leben gehen. Jeder, ob jung, ob alt, soll­te die Basis­maß­nah­men für eine Herz-Lun­gen-Wie­der­be­le­bung beherrschen!“

Kaum Minu­ten um blei­ben­de Hirn­schä­den zu vermeiden

Mit dem „Deut­schen Reani­ma­ti­ons­re­gis­ter“ der „Deut­schen Gesell­schaft für Anäs­the­sio­lo­gie und Inten­siv­me­di­zin“ (DGAI) enga­giert sich Pro­fes­sor Gräs­ner seit 15 Jah­ren dafür, mehr Men­schen im Fal­le eines Fal­les zur Herz-Lun­gen-Wie­der­be­le­bung zu bewe­gen. Aus Anlass des „Welt­tags der Wie­der­be­le­bung“, des „Word Restart a Heart Day“ am kom­men­den Sonn­tag, 16. Okto­ber, machen er und die Orga­ni­sa­ti­on noch ein­mal dar­auf auf­merk­sam, wie wich­tig bei einem Herz­still­stand die direk­te Hil­fe durch Lai­en ist, eine Reani­ma­ti­on also. Denn bei einem Herz­still­stand kann das mensch­li­che Gehirn nicht mehr als fünf Minu­ten ohne Scha­den überleben.

„Knapp über 40 Pro­zent Lai­en­hel­fer-Quo­te kann nicht akzep­tiert werden“

Gräs­ner und das „Deut­sche Reani­ma­ti­ons­re­gis­ter“ haben her­aus­ge­fun­den, dass die Quo­te der Lai­en­hel­fer bei einem Herz­still­stand in Deutsch­land nur knapp über 40 Pro­zent liegt. Das bedeu­tet: Von zehn Men­schen, deren Herz plötz­lich ste­hen bleibt, wer­den nur vier in den ers­ten Minu­ten von Erst­hel­fe­rin­nen und Erst­hel­fern behan­delt. Gräs­ner rech­net wei­ter: „Die rest­li­chen sechs Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten haben ein enor­mes Risi­ko, nach dem Ereig­nis schwer behin­dert zu sein oder sogar zu ver­ster­ben, obwohl sie mit einer Herz-Lun­gen-Wie­der­be­le­bung gute Chan­cen hät­ten, kei­nen Scha­den zu erlei­den.“ Das dür­fe so nicht akzep­tiert wer­den. Hier müss­ten drin­gend alle ihren Bei­trag leisten.

„Prü­fen, rufen, drü­cken“: Reani­ma­ti­on ein­fach in drei Schritten

„Prü­fen, rufen, drü­cken“: Auf die­se ein­fa­che For­mel hat die DGAI mit ihrer Kam­pa­gne „Ein Leben ret­ten“ das Hel­fen bei einem Herz-Kreis­lauf-Still­stand gebracht: Prü­fen, ob die oder der Hil­fe­be­dürf­ti­ge noch bei Bewusst­sein ist, dann die Not­ruf­num­mer 112 wäh­len und schließ­lich die Herz­druck­mas­sa­ge aus­füh­ren. Dazu kniet sich die Hel­fe­rin oder der Hel­fer neben den Brust­korb, beugt sich über die Bewusst­lo­se oder den Bewusst­lo­sen, setzt die Hän­de über­ein­an­der auf die Mit­te des Brust­korbs und beginnt den Brust­korb rhyth­misch nach unten zu drü­cken. Emp­foh­len wer­den eine Fre­quenz von etwa 100 Druck­stö­ßen pro Minu­te und eine Druck­tie­fe von etwa fünf Zentimeter.

„Der größ­te Feh­ler ist, nichts zu tun!“

Pro­fes­sor Gräs­ner, selbst seit Jah­ren erfah­re­ner Not­arzt und Direk­tor des Insti­tuts für Ret­tungs- und Not­fall­me­di­zin am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Schles­wig-Hol­stein, Cam­pus Kiel, macht deut­lich: „Der größ­te Feh­ler bei einem Herz-Kreis­lauf-Still­stand ist, nichts zu tun!“ Die Maß­nah­men sei­en ein­fach und schnell zu erler­nen, zum Bei­spiel im Inter­net oder in einem Ers­te-Hil­fe-Kurs. Wer Angst vor einer Infek­ti­on habe, müs­se den Brust­korb der Pati­en­tin oder des Pati­en­tin nicht ent­blö­ßen und müs­se auch kei­ne Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung aus­füh­ren, erklärt Gräs­ner wei­ter. Wer die Beatmung aller­dings gelernt habe und beherr­sche, der sol­le sie auch aus­füh­ren. Denn durch die Beatmung stie­gen die Über­le­bens­chan­cen der Betrof­fe­nen noch wei­ter an.

Reani­ma­ti­ons­re­gis­ter hat bis­lang 400.000 Daten­sät­ze gesammelt

Das „Deut­sche Reani­ma­ti­ons­re­gis­ter“ ist die größ­te Samm­lung von Daten zur Herz-Lun­gen-Wie­der­be­le­bung in Deutsch­land. Seit sei­ner Grün­dung 2007 durch die DGAI wur­den rund 400.000 Daten­sät­ze zu Herz-Lun­gen-Wie­der­be­le­bung vor der Kran­ken­haus-Ein­lie­fe­rung und in Kli­ni­ken gesam­melt und aus­ge­wer­tet. Durch Auf­klä­rung, Ver­an­stal­tun­gen und wis­sen­schaft­li­che Arbeit trägt die Insti­tu­ti­on dazu bei, dass Herz-Lun­gen-Wie­der­be­le­bun­gen noch bes­ser lau­fen, im Bereich der Lai­en­hel­fer, aber auch bei der Arbeit der Pro­fis im Ret­tungs­dienst und in den Kliniken.

„Im Ver­gleich zu ande­ren Län­dern müs­sen wir bei Reani­ma­tio­nen noch bes­ser wer­den“, ist sich Pro­fes­sor Gräs­ner sicher. „Wir haben in Euro­pa längst noch nicht den Rang erreicht, der mög­lich wäre.“ Die Coro­na-Pan­de­mie habe die Bemü­hun­gen um mehr Herz-Lun­gen-Wie­der­be­le­bung gebremst, aber nicht gestoppt. Jetzt sei es an der Zeit, neu­en Schwung zu holen und die Zah­len noch ein­mal deut­lich zu steigern.

 

Quel­le: „Deut­sche Gesell­schaft für Anäs­the­sio­lo­gie und Inten­siv­me­di­zin“ – Berufs­ver­band Deut­scher Anästhesisten
Ori­gi­nal-Con­tent von: Deut­sche Gesell­schaft für Anäs­the­sio­lo­gie und Inten­siv­me­di­zin (DGAI), über­mit­telt durch news aktuell

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