Ergreifend, emotional und informativ – 120 Gäste beim „Runden Tisch“ zur Flüchtlingshilfe in Winterberg

Stadt Winterberg hatte zum Informationsabend geladen / Auch 40 ukrainische Flüchtlinge dabei / Bürgermeister Beckmann : „Engagement großartig!“

win­ter­berg-total­lo­kal : Win­ter­berg : Die Wel­le der Hilfs­be­reit­schaft ist groß in Win­ter­berg für die Flücht­lin­ge aus der Ukrai­ne. Ins­ge­samt 179 Men­schen, die auf­grund des Krie­ges aus ihrem Hei­mat­land geflo­hen sind, leben der­zeit in pri­va­ten Unter­künf­ten, Miet- und Feri­en­woh­nun­gen im gesam­ten Stadt­ge­biet Win­ter­berg. Sie wer­den sowohl von der Stadt Win­ter­berg als auch von vie­len ehren­amt­li­chen Initia­ti­ven mit viel Ein­satz unter­stützt. Um die­se Betreu­ung so opti­mal wie mög­lich zu gestal­ten, hat­te Bür­ger­meis­ter Micha­el Beck­mann am ver­gan­ge­nen Mitt­woch zu einem „Run­den Tisch“ ein­ge­la­den. Die Reso­nanz war über­wäl­ti­gend. 120 Gäs­te, dar­un­ter auch 40 ukrai­ni­sche Flücht­lin­ge, waren gekom­men, um die aktu­el­le Situa­ti­on zu dis­ku­tie­ren. „Die­se gro­ße Zahl von Men­schen zeigt und bestä­tigt ein­mal mehr die über­wäl­ti­gen­de Kul­tur der Hilfs­be­reit­schaft, Soli­da­ri­tät und gro­ßes Enga­ge­ment unse­rer Bür­ge­rin­nen und Bür­ger der Stadt Win­ter­berg sowie mei­ner Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen“, so Bür­ger­meis­ter Micha­el Beck­mann zu Beginn des Informationsaustausches.

Mode­riert von Pas­tor Nor­bert Lipin­ski infor­mier­ten sich die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer über den aktu­el­len Stand der Flücht­lings­hil­fe in Win­ter­berg und dis­ku­tier­ten wei­te­re Mög­lich­kei­ten der Hil­fe und Beglei­tung. „Die Stadt Win­ter­berg hat der­zeit mehr Flücht­lin­ge auf­ge­nom­men, als es die Quo­te nach dem Flücht­lings­auf­nah­me­ge­setz erfor­der­lich macht. Des­we­gen rech­nen wir der­zeit auch nicht mit Zuwei­sun­gen vom Land NRW“, so der Lei­ter des Sach­ge­bie­tes Arbeit und Sozia­les Mar­tin Klaholz.

Ein wich­ti­ges Datum sei der 01. Juni 2022. Ab die­sem Datum haben Flücht­lin­ge die Mög­lich­keit, Arbeits­lo­sen­geld II zu bezie­hen. Dazu benö­ti­gen die Men­schen aus der Ukrai­ne dann aller­dings eine Auf­ent­halts­er­laub­nis, die durch die Aus­län­der­be­hör­de aus­ge­spro­chen wer­den muss. Erst mit die­ser behörd­li­chen Regis­trie­rung sei unter ande­rem eine Arbeits­auf­nah­me möglich.

Kri­ti­siert wur­de in die­sem Zusam­men­hang das lang­wie­ri­ge Ver­fah­ren, um die Flücht­lin­ge bei der Aus­län­der­be­hör­de des Krei­ses zu regis­trie­ren. Da beim Kreis aktu­ell nur ein Gerät für die Erfas­sung der Flücht­lin­ge vor­han­den ist und die Erfas­sung pro Per­son bis zu 60 Minu­ten dau­ert, ist das Pro­ze­de­re äußerst lang­wie­rig. Die posi­ti­ve Nach­richt : Dem HSK wird kurz­fris­tig ein zwei­tes Gerät sei­tens des Bun­des gelie­fert, um das Ver­fah­ren zu beschleu­ni­gen. Zudem erfas­sen die Mit­ar­bei­ter der Kreis­ver­wal­tung von Mon­tag bis ein­schließ­lich Sams­tag jeweils bis 20 Uhr, um das Ver­fah­ren zu beschleunigen.

Ukrai­ni­sche Kin­der wer­den schnellst­mög­lich in den Schu­len integriert

„Ganz wich­tig ist uns die schnellst­mög­li­che Inte­gra­ti­on der ukrai­ni­schen Kin­der in den hei­mi­schen Schu­len“, betont Micha­el Beck­mann. Am Gym­na­si­um wer­den der­zeit rund 25 Kin­der der Klas­sen 5 bis 9 beschult. An drei Tagen wer­den die Schü­le­rin­nen und Schü­ler in dem jewei­li­gen Klas­sen­ver­band unter­rich­tet. An den ande­ren bei­den Tagen gestal­ten ukrai­ni­sche Lehr­kräf­te mit teil­wei­ser Beglei­tung deut­scher Leh­re­rin­nen und Leh­rer den Unter­rich­tet. Die Kin­der ler­nen an die­sen Tagen die Grund­la­gen der deut­schen Spra­che und erhal­ten zudem Fach­un­ter­richt in ihrer Mut­ter­spra­che, um sowohl fach­li­che als auch deutsch­sprach­li­che Kom­pe­ten­zen zu erwer­ben. Das Kon­zept wird bis zu den Som­mer­fe­ri­en umge­setzt. Anschlie­ßend wird dann ent­schie­den, wel­che wei­ter­füh­ren­de Schu­le die Schü­le­rin­nen und Schü­ler nach den Som­mer­fe­ri­en besu­chen. Mit den Grund­schul­lei­tun­gen wird der­zeit zudem ein Kon­zept für die Beschu­lung der Grund­schü­ler erarbeitet.

Sprach­kur­se star­ten die­se Woche

Sprach­kennt­nis­se sind die ele­men­ta­ren Vor­aus­set­zun­gen für eine erfolg­rei­che Inte­gra­ti­on. Eine wich­ti­ge Säu­le dabei ist die Volks­hoch­schu­le des Hoch­sauer­land­krei­ses. Inga Bra­ma­ne von der VHS infor­mier­te beim „Run­den Tisch“ dar­über, dass in der ver­gan­ge­nen Woche bereits zwei nie­der­schwel­li­ge Sprach­kur­se in der ehe­ma­li­gen Schu­le in Sied­ling­hau­sen gestar­tet sei­en. Auch wer­de in Kür­ze ein Inte­gra­ti­ons­kurs star­ten, wei­te­re Inte­gra­ti­ons­kur­se sind vor­aus­sicht­lich für Sep­tem­ber geplant. Alle Inter­es­sier­ten kön­nen sich bei der Volks­hoch­schu­le mel­den“, so Inga Bramane.

Pas­tor Klaus Engel beton­te im Rah­men des Abends die enor­me Bedeu­tung einer guten Ver­net­zung unter­ein­an­der. Er reg­te daher an, auf der Web­sei­te der Stadt Win­ter­berg unter www​.win​ter​berg​.de eine eige­ne Info-Sei­te zu gestal­ten. „Dort könn­ten dann vie­le nütz­li­che Infos, auch in ukrai­ni­scher Spra­che, hin­ter­legt wer­den. So wäre ein Aus­tausch wich­ti­ger Infor­ma­tio­nen schnell mög­lich“, so Pas­tor Klaus Engel. Dar­über hin­aus gab er den Hin­weis, dass bei Bedarf auch psy­cho­so­zia­le Unter­stüt­zung orga­ni­siert wer­de könne.

Vor­stel­lung ehren­amt­li­cher Initia­ti­ven und ein ergrei­fen­der Abschluss

Zeit und Raum gab es beim „Run­den Tisch“ natür­lich auch für die Vor­stel­lung der ehren­amt­li­chen Akti­vi­tä­ten und Initia­ti­ven. So wur­de u.a. über die Betei­li­gung der Flücht­lings­kin­der an der Oster­ei­er­ral­ley in Sied­ling­hau­en berich­tet. Jan van Egmont von der Initia­ti­ve „Kipe­peo“ wies noch ein­mal auf die Ange­bo­te des Selbst­lern­zen­trums in Win­ter­berg und in Sied­ling­hau­sen sowie auf die regel­mä­ßi­gen Tref­fen „Ukrai­ne trifft Ukrai­ne“ hin. Das Tref­fen fin­det jeweils Diens­tags und Don­ners­tags von 16 bis 18 Uhr im Edith-Stein Kin­der­gar­ten statt.

Ergrei­fend wur­de der Abschluss des „Run­den Tisches“ als sich eine Ukrai­ne­rin mit emo­tio­na­len Wor­ten für die Unter­stüt­zung, die sie und die ande­ren Flücht­lin­ge in Win­ter­berg erfah­ren und die nicht selbst­ver­ständ­lich sei­en, bedankte.

Anschlie­ßend bedank­te sich Pas­tor Lipink­si noch ein­mal bei allen, die hel­fen, die ukrai­ni­schen Flücht­lin­ge schnell und für­sorg­lich auf­zu­neh­men und wies dar­auf­hin, dass der nächs­te klei­ne Run­de Tisch kurz­fris­ti­ge ange­setzt wer­den soll. „Die­ser ers­te Infor­ma­ti­ons­abend hat uns sehr bewegt und dar­in bestä­tigt, wie wich­tig ein regel­mä­ßi­ger Aus­tausch für uns als Win­ter­ber­ge­rin­nen und Win­ter­ber­ger sowie für die Flücht­lin­ge aus der Ukrai­ne ist“, so das Fazit von Bür­ger­meis­ter Micha­el Beck­mann und Pas­tor Nor­bert Lipinski.

Foto­credits : Stadt Winterberg

Quel­le : Rabea Kap­pen, Stadt Winterberg

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