Es geht wieder aufwärts im Handwerk

KONJUNKTURUMFRAGE : Handwerkskammer und Kreishandwerkerschaften ermittelten die aktuellen Daten. Es gibt wieder Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen

win­ter­berg-total­lo­kal : Der erfreu­li­che Auf­wärts­trend im Süd­west­fä­li­schen Hand­werk deu­te­te sich schon im Früh­jahr in den Ergeb­nis­sen der Kon­junk­tur­um­fra­ge an und hat sich über das Som­mer­halb­jahr hin­weg ver­fes­tigt und beschleu­nigt. Das zei­gen die Daten der aktu­el­len Herbst­um­fra­ge im Bezirk der Hand­werks­kam­mer Süd­west­fa­len, die wie­der gemein­sam mit den Kreis­hand­wer­ker­schaf­ten Hoch­sauer­land, Mär­ki­scher Kreis und West­fa­len-Süd aus­schließ­lich online für die per E‑Mail ange­schrie­be­nen Betrie­be durch­ge­führt wurde.

Vol­le Auf­trags­bü­cher und lan­ge Wartezeiten

„Es geht wie­der auf­wärts!“ kom­men­tiert Mein­olf Nie­mand, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Hand­werks­kam­mer Süd­west­fa­len „Die meis­ten Auf­trags­bü­cher – ganz beson­ders in den Berei­chen Bau und Aus­bau – sind gut mit Auf­trä­gen gefüllt. Die Auf­trags­reich­wei­ten sind deut­lich gestie­gen und der Aus­las­tungs­grad der Betrie­be hat wie­der zuge­nom­men. Doch die Ent­wick­lung hät­te noch dyna­mi­scher ver­lau­fen kön­nen!“ Der Anstieg des Geschäfts­kli­ma­in­de­xes fiel mit sie­ben Punk­ten auf nun rund 120 Zäh­ler in Süd­west­fa­len ver­gleichs­wei­se mode­rat aus. Es steht jedoch fest : Die Tal­soh­le ist durch­schrit­ten. Die Fol­gen der Unwet­ter und der Über­schwem­mun­gen in Tei­len des Hoch­sauer­land­krei­ses und des Mär­ki­schen Krei­ses hat­ten dabei aller­dings nur einen sehr gerin­gen Ein­fluss auf das Gesamtergebnis.

Fach­kräf­te­man­gel bremst den Aufschwung

Hem­mend war mehr die Beschäf­ti­gungs­ent­wick­lung, die aktu­ell nur ein Niveau ver­gleich­bar dem Wert von vor zehn Jah­ren erreicht. „Die­se Brems­spur hat einen Namen : Fach­kräf­te­man­gel ! Durch die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung eben­so wie durch den unge­bro­che­nen Trend zur Aka­de­mi­sie­rung kann der Bedarf an Arbeits­kräf­ten für den Auf­schwung im Hand­werk aktu­ell nicht gedeckt wer­den“, ana­ly­siert Mein­olf Nie­mand. Die­ser rasan­te Umschwung sei so nicht zu erwar­ten gewe­sen. Im Früh­jahr hat­ten die hoch­ge­rech­ne­ten Wer­te ange­sichts der unsi­che­ren Aus­sich­ten noch deut­lich nach unten gewie­sen. Nun zeigt sich dra­ma­tisch ein immenser (Nachhol)Bedarf. „Das Pro­blem wird das Hand­werk sicher noch eine Zeit lang beglei­ten wird. Daher gilt auch wei­ter­hin der Appell, ver­stärkt aus­zu­bil­den und jun­ge Men­schen auf die her­vor­ra­gen­den Kar­rie­re­chan­cen im Hand­werk hinzuweisen.“

Mate­ri­al ist knapp und teuer

Ein zwei­ter bedeu­ten­der Fak­tor beein­fluss­te die Wirt­schafts­ent­wick­lung in Süd­west­fa­len. Vor Jah­res­frist und noch im Früh­jahr hieß die Fes­sel Coro­na-Regeln mit den ver­bun­de­nen Schlie­ßun­gen, die die Hand­werks­wirt­schaft wäh­rend der Hoch­zeit der Pan­de­mie deut­lich spür­te. Jetzt schnü­ren die Fes­seln Knapp­heit und Preis­stei­ge­run­gen bei Mate­ri­al und Vor­leis­tun­gen die Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten deut­lich ein.  Es klafft zuse­hends eine Lücke zwi­schen den Auf­trags­ein­gän­gen und der Pro­duk­ti­on bzw. Erbrin­gung von Dienst­leis­tun­gen wie z. B. der Errich­tung eines Dach­stuhls oder der Instal­la­ti­on und Repa­ra­tur von Heiz­ge­rä­ten. Das belegt auch die Zunah­me der Auf­trags­reich­wei­ten über die Som­mer­mo­na­te hin­weg. Die War­te­zei­ten für Kun­den sind wei­ter gestie­gen. Teu­re­re Mate­ria­li­en und gestie­ge­ne Prei­se für Vor­leis­tun­gen   führ­ten aber auch zu stei­gen­den Leis­tungs- und Abga­be­prei­sen des hei­mi­schen Hand­werks, was sich dämp­fend auf die Nach­fra­ge aus­wirk­te. So berich­te­te mehr als jeder drit­te Umfra­ge­teil­neh­mer in den Hand­werks­grup­pen Bau sowie Metall sogar von Auf­trags­ver­lus­ten durch die Mate­ri­al­preis­stei­ge­run­gen. Bei den Grup­pen Aus­bau und Kfz war es rund jeder vier­te Betrieb.

Chip­man­gel auch für das Hand­werk ein Problem

Ein wei­te­res Pro­blem für die kon­junk­tu­rel­le Erho­lung ergibt sich durch Ein­schrän­kun­gen bei den indus­tri­el­len Auf­trag­ge­bern, die durch den schon fast sprich­wört­li­chen Chip­man­gel die Pro­duk­ti­on dros­seln müs­sen. Die mit­tel­ba­re Aus­wir­kung auf die hand­werk­li­chen Zulie­fer­be­trie­be blieb nicht aus und wird auch in den kom­men­den Mona­ten spür­bar blei­ben. Ver­schärft wird die Pro­ble­ma­tik zudem, dass vie­le Zulie­fe­rer im Hand­werk in Erwar­tung eines wie­der nor­ma­len Geschäfts­ver­laufs für Mate­ri­al in Vor­leis­tung gegan­gen sind. Da sind auch die wei­ter­hin gerin­gen Finan­zie­rungs­kos­ten nur ein schwa­cher Trost. Erfreu­lich für die Bau­wirt­schaft ist jedoch die anhal­tend hohe Nach­fra­ge vor allem aus dem pri­va­ten Sek­tor. Gerin­ge Ertrags­chan­cen auf Spar­ein­la­gen sowie „bil­li­ges Bau­geld“ beflü­geln die­sen Bereich und zie­hen die Aus­bau­hand­wer­ke in der Fol­ge mit.

Mehr Qua­li­tät auf dem Teller

Zu den Gewin­nern des zurück­lie­gen­den hal­ben Jah­res zäh­len eben­falls die Lebens­mit­tel­hand­wer­ke. Beson­ders das Flei­scher­hand­werk leg­te dank des Trends zu mehr Qua­li­tät in Topf und Pfan­ne deut­lich zu. Doch auch die Kon­di­to­rei­en eben­so wie die Bäcke­rei­en mach­ten wie­der Boden gut. Mehr und mehr Mög­lich­kei­ten zum Vor-Ort-Ver­zehr konn­ten wie­der geöff­net wer­den. Bei den Hand­wer­ken für den pri­va­ten Bedarf punk­te­te beson­ders das Foto­gra­fen­hand­werk. Sowohl Auf­trä­ge aus dem gewerb­li­chen Bereich wie auch in der Event­fo­to­gra­fie führ­ten zu die­ser posi­ti­ven Entwicklung.

Der voll­stän­di­ge Kon­junk­tur­be­richt steht zum Down­load unter

https://hwk-swf.de/downloads/konjunkturbericht-herbst-2021–38,692.pdf bzw. https://​bit​.ly/​3​j​I​x​Mti  zur Verfügung

Gra­fi­ken : © Mar­kus Kluft / Hand­werks­kam­mer Südwestfalen

Quel­le : Hand­werks­kam­mer Südwestfalen

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