Vier Szenarien einer zukünftigen Nutzung vorgestellt | Weiteres Vorgehen vorgestellt und Steuerungsgruppe für die Entscheidungsfindung gebildet
winterberg-totallokal : Gut gefüllt war die Aula in der ehemaligen Schule am Dienstagabend, als das Büro nonconform die vier in der Bürgerbeteiligung erarbeiteten Szenarien und acht Leitlinien für die Weiterentwicklung der Fläche rund um das Areal der ehemaligen Schule vorgestellt hat. Das Haus des Gastes
und dessen Nutzungen wurde gedanklich ebenfalls in den Prozess mit einbezogen, ebenso die ehemaligen Gärtnerei Jürgens und weitere Flächen im Umfeld wie z.B. der Kurpark am Anger oder die Grundschule. Auch haben die Siedlinghäuser*innen durch Bürgermeister Michael Beckmann und Quartiersmanagerin Julia Aschenbrenner erfahren, wie der Prozess jetzt weiter geht.
„Gemeinsam und vertrauensvoll – so wollen wir in und um die ehemalige Schule Zukunft gestalten. Wenn wir das schaffen, werden aus den kleinen Keimlingen starke Bäume“, so Bürgermeister Michael Beckmann.
Vier Szenarien und immer ein Grundgedanke
Im ersten Szenario würde die ehemalige Schule an einen Investor verkauft. Eine Veräußerung des Gebäudes hätte zunächst einen finanziellen Vorteil, da der Stadt Winterberg einerseits Mittel in Form des Erlöses aus der Veräußerung zufließen, andererseits laufende Kosten nur dann anfallen, wenn die Stadt beispielsweise Raum für Nutzungen in kommunalem Interesse mietet oder pachtet. Mit dem Erlös könnten anstehende Projekte in Angriff genommen oder die Immobilien im Umfeld, wie z.B. das Haus des Gastes aufgewertet werden. Ein Nachteil ist allerdings, dass die Stadt Winterberg dann kaum noch Mitspracherecht hat, was die Entwicklung des Areals betrifft.
Im Szenario zwei würde die Grundschule Siedlinghausen in die Räumlichkeiten ziehen „Schule bleibt also Schule“, so Torsten Klafft vom Büro nonconform, das den Prozess begleitet hat. Die Fläche der Grundschule Siedlinghausen reicht derzeit schon nicht für die Offene Ganztagsschule (OGS) aus, sodass Räumlichkeiten im Haus des Gastes für die Betreuung genutzt werden. Ein Umzug des kompletten Angebotes in das leerstehende Schulgebäude ermöglicht nicht nur einen zentralen Standort, sondern bietet durch die zusätzlichen Flächen auch das Potential, eine „Schule der Zukunft“ mit komplementären Angeboten zu entwickeln. Das Sekundarschulgebäude müsste aber dennoch für aktuelle und zukünftige Unterrichtsformen einer Grundschule saniert und modernisiert werden. Im jetzigen Grundschulgebäude könnten dann Wohnungen zwischen 55 und 100 Quadratmeter entstehen. In den freiwerdenden Räumlichkeiten des Haus des Gastes könnten multifunktionale Nutzungen, wie z.B. ein CoWorking-Bereich oder Vereinsräume entstehen. Auch könnten die Räumlichkeiten für die unterschiedlichen Angebote wie Yoga, Kunst etc. genutzt werden, die derzeit im ehemaligen Sekundarschulgebäude ausprobiert werden.
Im dritten Szenario würde das Schulgebäude zum multifunktionalen und für alle Siedlinghäuser:innen zugänglichen Raum : Co-Working-Arbeitsplätze und weitere multifunktionale Nutzungen bilden dann das Herzstück dieser Variante. Das Schulgebäude bietet mit seinen unterschiedlichen Lehr- und Kursräumen gute Möglichkeiten, Begegnungs- und Arbeitsräume zu schaffen und diese einer Vielzahl an Nutzer:innen zugänglich zu machen. Eine mögliche Variante wäre – aufgrund der vorhandenen Nutzflächen – die Schaffung von Arbeitsplätzen in Form von Co-Working, Gemeinschaftswerkstätten oder Ateliers. Bei dieser Variante könnten in der ehemaligen Gärtnerei Jürgens, dessen Eigentümer sich an der Ideenwerkstatt ebenfalls beteiligt hatte, Wohnraum für mehrere Generationen entstehen. Der Schulhof könnte dann dafür geöffnet werden und mithilfe eines Überschlags über den Fluss eine Verbindung zum Wohnprojekt entstehen. Die OGS der Grundschule würde bei diesem Szenario auch Platz in dem ehemaligen Schulgebäude finden, für den Lehrbetrieb jedoch im jetzigen Gebäude verbleiben. Auch wäre es denkbar, dass ein Pflegedienst den rechten Anbau der ehemaligen Schule bezieht, um so eine direkte Verbindung zum eventuellen Wohnprojekt auf der Fläche der ehemaligen Gärtnerei Jürgens zu schaffen. Im Obergeschoss des rechten Bauteils könnten dann kleine Wohnungen für Studenten etc. entstehen. Somit würde ein wahres Begegnungszentrum für Jung und Alt in der Ortsmitte entstehen. Auch in diesem Szenario würde das Haus des Gastes dann eine Anlaufstelle für das Ehrenamt mit Vereinsräumen und weiteren multifunktionalen Nutzungsmöglichkeiten werden und auch die
bisherigen Nutzungen behalten.
Im vierten Szenario liegt der Fokus auf altersgerechtem, barrierefreiem Wohnraum und betreutem Wohnen – und dem bereits in Szenario 3 erwähnten Nutzungsmix von Wohnen, Arbeiten und einer Begegnungsstätte. Die Überlegungen zum Wohnen beziehen sich hierbei auf altersgerechten, barrierefreien Wohnraum, der auch auf die Pflegebedürfnisse seiner Bewohner:innen ausgelegt werden kann. Ähnlich zu Szenario 3 könnte auch hier in den äußeren Räumen des rechten Bauteils eine Pflegestation in Form einer Tagespflege o.Ä. eingerichtet werden. Das Haus des Gastes ist in dieser Variante, analog zum Szenario 3, ein Ort der Gemeinschaft.
Die ausführliche Beschreibung der verschiedenen Szenarien sowie die schriftliche Ausarbeitung des Büro nonconform ist demnächst unter www.winterberg.de/siedlinghausen zu finden und wird in gedruckter Form in Siedlinghausen ausgelegt.
Wie geht’s weiter ?
Der zurzeit durch ehrenamtliches Engagement bereits belebte und genutzte linke Teil der Schule wird auch über den 31.12.2021 geöffnet bleiben. So können weiterhin Nutzungen für zukünftige Konzepte ausprobiert werden. „In den vergangenen Wochen sind die Siedlinghäuser*innen richtig uns Tun gekommen, ein großes Dankeschön an die Truppe von Macherinnen und Machern rund um das „Team Zukunftszentrum Siedlinghausen“ (Team ZuSi), das von Michael Mingeleers koordiniert wird und die schon jetzt durch ihre Nutzungen wieder Leben in die Schule bringen. Es wäre schön, wenn sich noch mehr Siedlinghäuser*innen finden würden, die bei dem Projekt mitmachen. Siedlinghäuser*innen die mitmachen wollen, können sich gerne bei Ortsvorsteher Michael Mingeleers oder mir unter zukunftsiedlinghausen(at)winterberg.de oder telefonisch 02981 925034 melden“, so Julia Aschenbrenner vom Quartiersmanagement.
Im Haushaltsplan der Stadt Winterberg sollen für das Jahr 2022 Finanzmittel für die Erstellung von Verkehrswertgutachten für die betreffenden Immobilien der vier Szenarien eingebracht werden. Wenn diese im Haushalt im Januar 2022 politisch beschlossen werden, können die Verkehrswertgutachten der Schule, Grundschule und es Hauses des Gastes beauftragt und im 2. Quartal 2022 vorliegen. Diese Gutachten sind für die weitere Bewertung der Szenarien wichtig, da diese die Basis für die finanzielle Einordnung der Szenarien sind. Die Bewertung der Fakten soll aber gleichermaßen anhand weicher Faktoren gemessen werden. Diese werden gleichzeitig durch eine neu zu gründende Steuerungsgruppe erarbeitet und bewertet die vier Szenarien anhand der acht “Leitplanken“, die den gemeinsamen Nenner der im Ideenprozess genannten über 250 Ideen bilden und die die zukünftige Nutzung der Fläche erfüllen muss. Der Wunsch der Siedlinghäuser*innen ist u.A., dass auf dem Areal etwas entsteht, was keine Konkurrenz zu dem bestehenden Angebot in Siedlinghausen ist. Auch soll die neue Nutzung multifunktional und generationenübergreifend sein, sodass ein Mehrwert für alle entsteht. Hierdurch soll auch das Miteinander gefördert werden.
Am Dienstagabend wurde daher eine Steuerungsgruppe aus Ortsvorsteher, Ortsheimatpfleger, Vertreter*innen aus Gewerbeverein, Verkehrsverein, des Zukunftsprojekts, jeder Fraktion, der Schulleitung der Grundschule Siedlinghausen, des Seniorenbeirats, der Jugendlichen und – wenn gewünscht – der Kindergartenleitung sowie dem Bürgermeister gegründet, welche die Entscheidungsvorbereitung für die politische Beratung im 3. Quartal 2022 trifft. Quartiersmanagerin Julia Aschenbrenner und Mitglieder der Verwaltung gehören der Steuerungsgruppe als beratende Mitglieder an.
In einer öffentlichen Ratssitzung erfolgt dann auf Grundlage des Entscheidungsvorschlags und nach Vorstellung der Argumente durch die Steuerungsgruppe folgt der politische Beschluss für die Umsetzungsphase einer der Szenarien.
„Ich freue mich, dass es weiter geht und wir gemeinsam mit den Siedlinghäuser*innen den Prozess weiter vorantreiben“, so Bürgermeister Michael Beckmann.
Quelle : Rabea Kappen, Stadt Winterberg