Minenjagdboot “Sulzbach-Rosenberg” kommt nach Hause

Am Freitag, den 18. Juni 2021 um 10 Uhr, ist das Minenjagdboot “Sulzbach-Rosenberg” nach zwei Monaten unter NATO-Flagge in den Heimathafen Kiel zurückkehren.

win­ter­berg-total­lo­kal : Das Boot aus dem 3. Minen­such­ge­schwa­der hat­te den Stütz­punkt am 15. April 2021 ver­las­sen und unter­stand seit­dem der SNMCMG 1 (Stan­ding NATO Mine Coun­ter­me­a­su­res Group 1), einem der bei­den Stän­di­gen Minen­ab­wehr­ver­bän­de der NATO. Der Ver­band steht der­zeit unter nie­der­län­di­scher Führung.

Für Kapi­tän­leut­nant Flo­ri­an Förs­ter (35) und sei­ne 42-köp­fi­ge Besat­zung enden mit dem Ein­lau­fen in Kiel for­dern­de, aber auch erleb­nis­rei­che 65 Tage ohne Land­gang. Trotz der pan­de­mie­be­ding­ten kur­zen Ein­satz­dau­er hat­ten die Frau­en und Män­ner viel Gele­gen­heit, ihre Pro­fes­sio­na­li­tät und ihr Kön­nen im inter­na­tio­na­len Rah­men erneut unter Beweis zu stel­len, nach­dem Boot und Besat­zung bereits 2020 im glei­chen Ver­band ein­ge­setzt waren. “Mei­ne Erwar­tun­gen waren, dass mei­ne Besat­zung und ich auch die­ses Mal im inter­na­tio­na­len Rah­men zei­gen, was wir kön­nen. Die Erfah­run­gen der letz­ten Teil­nah­me haben sich bezahlt gemacht. Wir konn­ten höchst pro­fes­sio­nell auf­tre­ten und die an uns gestell­ten Auf­ga­ben, ob bei see­män­ni­schen, ope­ra­ti­ven oder Minen­jagd-Manö­vern, immer zur Zufrie­den­heit des COM erle­di­gen”, so der Kom­man­dant. Als “COM” wird umgangs­sprach­lich der Kom­man­deur bezeich­net – in die­sem Fall ist der nie­der­län­di­sche Kom­man­deur der SNMCMG 1, Com­man­der Wijchers, gemeint. Das Ergeb­nis spricht für sich. Sechs Minen aus dem ers­ten und zwei­ten Welt­krieg wur­den durch die Besat­zung des Minen­jagd­boo­tes gefun­den und besei­tigt. Nach der Teil­nah­me am Manö­ver “Open Spi­rit 2021” in est­ni­schen Gewäs­sern übte die Besat­zung mit fin­ni­schen, litaui­schen und pol­ni­schen Minen­jagd­ein­hei­ten unter­schied­lichs­te Manö­ver auf See. Seit Anfang Juni nahm der NATO-Ver­band und mit ihm die “Sulz­bach-Rosen­berg” dann am US-geführ­ten Manö­ver “Bal­tops” teil. Das gemein­sa­me Ein­lau­fen des Kie­ler Boo­tes mit wei­te­ren inter­na­tio­na­len Mari­ne­schif­fen been­det auch gleich­zei­tig das 50. mul­ti­na­tio­na­le Groß­ma­nö­ver aus die­ser Manöverreihe.

Die kur­ze Ein­satz­dau­er begrün­det sich durch die Ent­schei­dung der Deut­schen Mari­ne, die Zei­ten für sol­che NATO-Abstel­lun­gen, die im Nor­mal­fall bis zu einem hal­ben Jahr dau­ern, für die nur rela­tiv klei­nen Minen­jagd­boo­te vor­über­ge­hend auf maxi­mal drei Mona­te zu beschrän­ken. Durch die Ein­schrän­kun­gen der welt­wei­ten Coro­na-Pan­de­mie besteht für die Besat­zun­gen so gut wie kei­ne Mög­lich­keit des Land­gangs, sodass sie auch in den Häfen an Bord ihrer Boo­te sind und kaum Bewe­gungs­frei­heit haben.

Auf den Kom­man­dan­ten und sei­ne Besat­zung war­tet nach gut 5.500 See­mei­len (rund 10.000 Kilo­me­ter), vie­le davon bei stür­mi­schem Wet­ter und schwe­rer See, nun erst­mal der wohl­ver­dien­te Besat­zungs­ur­laub, um Zeit mit der Fami­lie zu ver­brin­gen und die Akkus wie­der auf­zu­fül­len. Anschlie­ßend geht es in die Nach­be­rei­tung des Ein­sat­zes, die naht­los in die Vor­be­rei­tung neu­er Auf­ga­ben übergeht.

Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen

Die NATO unter­hält vier stän­di­ge mari­ti­me Ein­satz­ver­bän­de, die von den Mit­glieds­staa­ten mit Schif­fen und Boo­ten besetzt wer­den und gemein­sam mit Luft- und Land­streit­kräf­ten sowie Spe­zi­al­ein­hei­ten die 2002 auf­ge­stell­ten NATO-Ein­greif­kräf­te NATO Respon­se Force (NRF) bilden.

Die Ein­hei­ten in die­sen Ver­bän­den haben ein mehr­mo­na­ti­ges Aus­bil­dungs­pro­gramm absol­viert und sind auf hohem Aus­rüs­tungs- und Aus­bil­dungs­stand. Sie kön­nen nach ent­spre­chen­den NATO- und natio­na­len Beschlüs­sen schnell ver­legt wer­den und ste­hen für Ope­ra­tio­nen im Rah­men des Kri­sen­ma­nage­ments genau­so zur Ver­fü­gung, wie für Maß­nah­men der kol­lek­ti­ven Ver­tei­di­gung. Sie unter­ste­hen dem Ober­be­fehl des NATO – Befehls­ha­bers in Euro­pa (Supre­me Allied Com­man­der Euro­pe, SACEUR). Die NATO Respon­se Force wur­de auf Beschluss der Mit­glieds­staa­ten 2014 um eine als “Speer­spit­ze” bekann­te Very High Rea­di­ness Joint Task Force erwei­tert, zu der auch die mari­ti­men Ein­satz­grup­pen zählen.

Die Zusam­men­zie­hung zu einer NRF dient außer­dem der gemein­sa­men Aus­bil­dung und Qua­li­fi­zie­rung, wes­halb die Ver­bän­de regel­mä­ßig an Manö­vern unter NATO-Füh­rung oder auf Ein­la­dung ein­zel­ner Mit­glieds­staa­ten teil­neh­men. Die SNMCMG 1 ope­riert ganz­jäh­rig über­wie­gend in Nord- und Ost­see und angren­zen­den See­ge­bie­ten. Der Ver­band hat den Auf­trag, ein­satz­be­reit in See zu ste­hen und dabei alle Aspek­te der Minen­kampf­füh­rung zu trai­nie­ren. Sie demons­trie­ren die Ent­schlos­sen­heit und den Zusam­men­halt der Alli­anz und ver­tie­fen durch Hafen­be­su­che und Aus­tausch­pro­gram­me die Koope­ra­ti­on mit Partnerstaaten.

Manö­ver und Aus­bil­dung sind aber nur eine Auf­ga­be der NATO-Boo­te. Sie sichern die See­we­ge durch Prä­senz und Minen­ab­wehr und wer­den auch zu His­to­ric Ord­nan­ce Dis­po­sal Ope­ra­ti­ons (HOD) oder Alt­las­ten­be­sei­ti­gung in Nord- und Ost­see ein­ge­setzt. Dabei iden­ti­fi­zie­ren oder besei­ti­gen sie See­mi­nen, Tor­pe­dos und Bom­ben aus den Welt­krie­gen oder dem Kal­ten Krieg, die bis heu­te eine Gefahr für die See­schiff­fahrt darstellen.

Bild : Die Besat­zung vom Minen­jagd­boot­Weil­heim ver­lässt auf dem Minen­jagd­boot M 1062 Sulz­bach-Rosen­berg den Hei­mat­ha­fen Kiel im Rah­men der Teil­nah­me am Stän­di­gen NATO Minen­ab­wehr­ver­band SNMCMG 1, am 15.04.2021.

Foto­credits : Bundeswehr/​Marcel Kröncke

Quel­le : Ori­gi­nal-Con­tent von : Pres­se- und Infor­ma­ti­ons­zen­trum Mari­ne, über­mit­telt durch news aktuell

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