Peter Liese : EMA-Zulassung für Impfstoff von BioNTech für Jugendliche von 12–15 Jahren am Freitag erwartet

Kindeswohl muss absolute Priorität haben / Das kann aber sehr wohl für die Impfung sprechen / Bei Jugendlichen mit Risikofaktoren sofort beginnen

win­ter­berg-total­lo­kal : „Das Kin­des­wohl muss in der Dis­kus­si­on über die Imp­fung von Kin­dern und Jugend­li­chen abso­lu­te Prio­ri­tät haben. Der Grund für eine Imp­fung von Kin­dern und Jugend­li­chen soll­te nicht sein, dass wir Erwach­se­nen uns Frei­hei­ten wün­schen oder das Erwach­se­ne sich nicht imp­fen las­sen wol­len. Trotz­dem spricht das Kin­des­wohl, nach mei­ner Über­zeu­gung, in vie­len Fäl­len für die Imp­fung mit zuge­las­se­nem Impf­stoff.“  Dies erklär­te der süd­west­fä­li­sche CDU-Euro­pa­ab­ge­ord­ne­te und Arzt Dr. med. Peter Lie­se, der vor sei­ner Wahl ins Euro­päi­sche Par­la­ment in einer Kin­der­kli­nik gear­bei­tet hat. „Ich hal­te die Zulas­sung des Impf­stoffs von BioNTech für 12- bis 15-jäh­ri­ge durch die Euro­päi­sche Arz­nei­mit­tel­agen­tur am Frei­tag für sehr wahrscheinlich.

Nach allem was ich höre, lie­gen den Exper­ten Infor­ma­tio­nen dar­über vor, dass die Risi­ken und Neben­wir­kun­gen sehr gering sind und die Imp­fung sehr gut schützt. Nach der Zulas­sung muss aus mei­ner Sicht dann sofort mit der Imp­fung von Jugend­li­chen mit Risi­ko­fak­to­ren begon­nen wer­den. Down-Syn­drom, Herz­feh­ler, Über­ge­wicht oder Atem­wegs­er­kran­kun­gen wie Muko­vis­zi­do­se stel­len ein erhöh­tes Risi­ko dar und wenn die Jugend­li­chen älter wären, wären sie als Ange­hö­ri­ge der Prio­ri­tä­ten­grup­pe 2 längst geimpft. Die Fra­ge, ob alle Jugend­li­chen geimpft wer­den, muss natür­lich sorg­fäl­tig abge­wo­gen wer­den. Aber durch die Zulas­sungs­stu­di­en und die Erfah­run­gen aus den USA lie­gen bereits Erkennt­nis­se vor und auch wenn das Risi­ko für Jugend­li­che schwer an Covid zu erkran­ken oder gar zu ster­ben gerin­ger ist, soll­te man es doch nicht klein­re­den. In den USA sind eini­ge hun­dert Kin­der an Covid gestor­ben und in Deutsch­land gibt es eini­ge hun­dert Fäl­le des so genann­ten PIMS-Syn­droms (Pedia­tric Inflamm­a­to­ry Mul­ti­sys­tem Syn­dro­me), von denen Dut­zen­de auf Inten­siv­sta­tio­nen behan­delt wer­den muss­ten. Dies ist zwar behan­del­bar und endet in der Regel nicht töd­lich, aber es ist ein dra­ma­ti­sches Ereig­nis, dass es natür­lich zu ver­mei­den gilt.

Zwar ist noch nicht bewie­sen, dass der Impf­stoff PIMS kom­plett ver­hin­dert, aber es gibt aus medi­zi­ni­scher Sicht kei­nen Grund anzu­neh­men, dass ein Impf­stoff, der vor der Infek­ti­on schützt, nicht vor die­sem Syn­drom schützt. Trotz­dem muss die Ent­schei­dung, Jugend­li­che zu imp­fen, im Ein­zel­fall sehr sorg­fäl­tig abge­wo­gen wer­den und die Kin­der- und Jugend­me­di­zi­ner soll­ten hier eine wich­ti­ge Rol­le spie­len. Es ist sicher mög­lich, genaue­re Erkennt­nis­se in den nächs­ten Wochen zu gewin­nen, weil in den USA bereits ca. 400.000 Jugend­li­che zwi­schen 12 und 15 geimpft wor­den sind. Dies soll­te bei der Ent­schei­dung, wie dann in den Som­mer­fe­ri­en mit Jugend­li­chen ohne Vor­er­kran­kun­gen umge­gan­gen wird, natür­lich mit ein­be­zo­gen wer­den. Die Jugend­li­chen und ihre Eltern soll­ten dies ohne Druck ent­schei­den. Das Ziel eine Gemein­schafts­im­mu­ni­tät zu errei­chen, um uns Erwach­se­nen ein ‚nor­ma­les Leben‘ zu ermög­li­chen, darf nicht die Haupt­mo­ti­va­ti­on sein. Hier müss­ten zunächst alle Erwach­se­nen, gera­de die Impf­skep­ti­ker, bereit sein, sich selbst imp­fen zu lassen.

Impf­skep­ti­ker die sagen : „Jetzt gefähr­den sie auch noch Kin­der“ soll­ten zunächst mal ihre eige­ne Posi­ti­on über­den­ken und sich imp­fen las­sen, um einen Bei­trag zur Gemein­schafts­im­mu­ni­tät zu leis­ten. In der jet­zi­gen Pha­se und auch im Herbst muss es ein wich­ti­ges Ziel sein, Schu­len kom­plett zu öff­nen. Schul­schlie­ßun­gen und Distanz- und Wech­sel­un­ter­richt waren not­wen­dig, um die Kin­der selbst, aber vor allem die Risi­ko­grup­pen zu schüt­zen. Die­se hat­ten aller­dings jetzt alle eine Chan­ce sich imp­fen zu las­sen und wir müs­sen drin­gend dafür sor­gen, dass gera­de Kin­der und Jugend­li­che, die zu Hau­se wenig Unter­stüt­zung haben, wie­der voll­stän­dig in die Schu­le zurück­keh­ren. Daher glau­be ich, dass der Schul­be­such auch ein­deu­tig Vor­rang haben muss vor der voll­stän­di­gen Rück­kehr zur Nor­ma­li­tät am Arbeits­le­ben und in der Freizeit.

Und da wir kei­ne Zulas­sung eines Impf­stoffs für Kin­der unter zwölf Jah­ren vor Sep­tem­ber erwar­ten kön­nen, brau­chen wir gute Kon­zep­te, mit denen die Schu­len auch im kom­men­den Herbst kom­plett geöff­net sind, ohne die Kin­der zu gefähr­den. Dazu gehört bei­spiels­wei­se die Anschaf­fung von Luft­fil­tern und orga­ni­sa­to­ri­sche Maß­nah­men, um bei­spiels­wei­se die Über­fül­lung von Schul­bus­sen ver­mei­den“, erklär­te der Arzt und Abgeordnete.

Quel­le : Dr. Peter Lie­se MdEP

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