Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen in den Ruhestand verabschiedet

„Wir in der Frauenhilfe sind viele, wir sind bunt und jung und alt und fromm und politisch“, stellt Angelika Weigt-Blätgen heraus.

win­ter­berg-total­lo­kal : Soest : Sie wur­de am 1. Mai 2021 offi­zi­ell in den Ruhe­stand ver­ab­schie­det. 22 Jah­re führ­te sie als Lei­ten­de Pfar­re­rin die Evan­ge­li­sche Frau­en­hil­fe in West­fa­len e.V. mit Sitz in Soest. Zuvor – seit 1983 – hat­te sie bereits als theo­lo­gi­sche Refe­ren­tin in der Frau­en­hil­fe gear­bei­tet und kann­te die Ver­bands- und Grup­pen­ar­beit eben­so gut wie die theo­lo­gi­sche Bil­dungs­ar­beit. Ihre Nach­fol­ge­rin im Amt der Lei­ten­den Pfar­re­rin ist Bir­git Reiche.

Im Fest­got­tes­dienst wur­de sie von Ulf Schlü­ter, Theo­lo­gi­scher Vize­prä­si­dent der Evan­ge­li­schen Kir­che von West­fa­len, ent­pflich­tet. Die Lau­da­tio hielt Ange­li­ka Wald­heu­er, Vor­sit­zen­de der Evan­ge­li­schen Frau­en­hil­fe in West­fa­len. Gruß­wor­te von Dr. Irm­gard Schwät­zer, Pfar­re­rin Dr. Dag­mar Pru­in, Pfar­rer Dr. Mar­tin Zent­graf, Kir­chen­rä­tin i.R. Susan­ne Kahl-Pas­soth, Maria Lohei­de und von Ober­kir­chen­rä­tin i.R. Ant­je Hei­der-Rott­wilm wür­dig­ten ihr hohes Engagement.

Ehren­amt­li­che Lei­te­rin­nen von Frau­en­hil­fen emp­fin­gen sie oft mit „da kommt die Che­fin“, erin­nert sich die gebür­ti­ge Dort­mun­de­rin an die Anfän­ge ihrer Amts­zeit – aus Ver­gnü­gen und Stolz auf eine Che­fin, da sie die ers­te Frau in der Geschäfts­füh­rung in der Geschich­te des Ver­ban­des war. Die Frau­en­hil­fe sei eine star­kes Stück Ver­bands­pro­tes­tan­tis­mus, ein selb­stän­di­ger Frau­en­ver­band in der west­fä­li­schen Kir­che, habe sich im Drit­ten Reich der Beken­nen­den Kir­che ange­schlos­sen, habe gehol­fen, Kir­chen­ge­mein­den auf­zu­bau­en, sich in Frau­en- und Frie­dens­fra­gen posi­tio­niert und sich für Gerech­tig­keit ein­ge­setzt – kein Grund also, sich klein zu machen oder sich klein machen zu las­sen. „Mir lag dar­an, die­ses Selbst­be­wusst­sein zu beför­dern durch Bil­dungs­ar­beit, in der Kam­pa­gnen­ar­beit, in der poli­ti­schen Arbeit, in der Anti-Gewalt-Arbeit, durch Ver­net­zung in der Zivil­ge­sell­schaft“, stellt die 66jährige fest.

Auf die Fra­ge, wo sie für die Femi­nis­ti­schen Theo­lo­gien und die Frau­en­ar­beit Hand­lungs­be­darf sähe, ant­wor­tet die seit zwei Jahr­zehn­ten in Soest Leben­de : „Eine Her­aus­for­de­rung sehe ich in rechts­po­pu­lis­ti­schen Ten­den­zen, die anti­se­mi­ti­sche und anti­fe­mi­nis­ti­sche beinhal­ten. Geschlech­ter­be­wusst­sein, Geschlech­ter­viel­falt und alle Bemü­hun­gen, die sich mit dem Stich­wort „Gen­der“ ver­bin­den, wer­den ver­un­glimpft, Men­schen*, die sich in die­sem Bereich enga­gie­ren zum Teil mit ver­ba­ler Gewalt bis hin zu tät­li­chen Angrif­fen ver­folgt. Eine selbst­be­wuss­te femi­nis­ti­sche-theo­lo­gi­sche Grund­hal­tung kann hel­fen, sol­che Ten­den­zen zu erken­nen und ihnen kei­nen Raum in Kir­che, Gemein­de, Gesell­schaft zu lassen.“

In ihrer Amts­zeit wur­de zum einen die Anti-Gewalt-Arbeit des Ver­ban­des wei­ter­ent­wi­ckelt. Bera­tungs­stel­len für Opfer von Men­schen­han­del sowie für all­ge­mei­ne Pro­sti­tu­ier­ten- und Aus­stiegs­be­ra­tung kamen hin­zu und haben eine brei­te Unter­stüt­zung von Frau­en inner­halb und außer­halb der Frau­en­hil­fe erfah­ren. Das Enga­ge­ment des Ver­ban­des in der Alten­hil­fe wur­de eben­falls aus­ge­baut – sowohl durch die Anzahl der Pfle­ge­ein­rich­tun­gen und Pfle­ge­schu­len, als auch durch Ange­bo­te in der Erwach­se­nen­bil­dung und durch inhalt­li­che Pro­fi­lie­rung in den Berei­chen. Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit und Stra­te­gien gegen alle For­men der Gewalt sind wich­ti­ger Teil der Kon­zep­te und der all­täg­li­chen Arbeit gewor­den in den wei­ter aus­dif­fe­ren­zier­ten Ein­rich­tun­gen des Ver­ban­des für Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen und Behin­de­run­gen im Mär­ki­schen Kreis und im Enne­pe-Ruhr-Kreis. „Frau­en­hil­fe heißt eben : Frau­en hel­fen Frau­en. Und : Frau­en­hil­fe heißt eben : Frau­en hel­fen Men­schen*“, fasst Ange­li­ka Weigt-Blät­gen die Ent­wick­lun­gen zusammen.

Bild : Vize­prä­ses Ulf Schlü­ter ent­pflich­te­te Ange­li­ka Weigt-Blätgen.

Foto­credits : Frauenhilfe

Quel­le : Manue­la Schunk – Evan­ge­li­sche Frau­en­hil­fe in West­fa­len e.V.

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