Kieler Minenjagdboote lösen sich im NATO-Einsatzverband ab

Am Mittwoch, den 14. April 2021 um 10 Uhr wird das Minenjagdboot “Datteln” nach drei Monaten NATO-Einsatz wieder seinen Heimathafen Kiel anlaufen.

win­ter­berg-total­lo­kal : Kiel : Das Boot war mit sei­ner Besat­zung Teil eines der bei­den stän­di­gen Minen­ab­wehr­ver­bän­de der NATO, der “Stan­ding NATO Mine Coun­ter­me­a­su­res Group 1”, kurz SNMCMG 1. Die Besat­zung wird den Staf­fel­stab an das Schwes­ter­boot “Sulz­bach-Rosen­berg” über­ge­ben, das einen Tag spä­ter, am Don­ners­tag, den 15. April 2021 Kiel ver­las­sen und sich als neu­er deut­scher Bei­trag wie­der dem NATO-Ver­band anschlie­ßen wird.

Für die 42 Män­ner und Frau­en der Besat­zung der “Dat­teln”, dar­un­ter ein Sol­dat der US-Navy, war der zurück­lie­gen­de Ein­satz anstren­gend, aber sehr erfolg­reich. Unter der Füh­rung von Kor­vet­ten­ka­pi­tän Tan­ja Merkl (35) haben Boot und Besat­zung an aus­ge­dehn­ten Alt­las­ten­su­chen in nie­der­län­di­schen, däni­schen und let­ti­schen Gewäs­sern teil­ge­nom­men. Dane­ben stan­den diver­se Übun­gen mit däni­schen, schwe­di­schen, sowie Mari­ne­ein­hei­ten wei­te­rer Natio­nen auf dem Pro­gramm. “In jedem Manö­ver wur­den wir fün­dig. Diver­se Minen und Flie­ger­bom­ben wur­den durch uns an siche­re Orte ver­bracht. So wur­den Pipe­lines, Unter­was­ser­ka­bel und Natur­schutz­zo­nen geschützt. Aus mei­ner Sicht eine sehr erfolg­rei­che Force-Teil­nah­me”, so die Kom­man­dan­tin zu ihrer Erfolgs­bi­lanz. Mit Blick auf teils sehr schlech­tes Wet­ter und so gut wie kei­nen Land­gang in den Häfen ergänzt sie : “Die Besat­zung hat sehr viel geleis­tet und vie­le Ent­beh­run­gen auf sich genom­men”. Nach drei Mona­ten und über 6.200 See­mei­len (ca. 11.500 Km) kehrt die­se nun heim und freut sich auf vier Wochen Urlaub.

Die 43-köp­fi­ge Besat­zung der “Sulz­bach-Rosen­berg” wird sich auf Ost­kurs bege­ben, um zum Ver­band zu sto­ßen. Auf dem Pro­gramm steht zunächst die Teil­nah­me am Manö­ver “Open Spi­rit 2021” in est­ni­schen Gewäs­sern, anschlie­ßend eine Übung mit fin­ni­schen und danach däni­schen Mari­ne­ein­hei­ten, bevor ab Anfang Juni die Teil­nah­me am US-Manö­ver “Bal­tops” geplant ist. “Die Besat­zung weiß, was auf sie zukommt, nach­dem wir bereits im vori­gen Jahr im glei­chen NATO-Ver­band waren. Sie ist ent­spre­chend moti­viert und freut sich ins­be­son­de­re auf die Zusam­men­ar­beit im inter­na­tio­na­len Rah­men”, so der Kom­man­dant des Boo­tes, Kapi­tän­leut­nant Flo­ri­an Förs­ter (35). Im Rah­men der Ein­satz­vor­be­rei­tung wur­de die gesam­te Besat­zung gegen das Coro­na-Virus geimpft. Die Heim­kehr ist nach Abschluss des Manö­vers “Bal­tops” für Mit­te Juni geplant.

Für die bei­den Boo­te des 3. Minen­such­ge­schwa­ders ist der Wech­sel zu die­sem Zeit­punkt eher unge­wöhn­lich. Dahin­ter steckt die Ent­schei­dung der Deut­schen Mari­ne, die Zei­ten für sol­che NATO-Abstel­lun­gen, die im Nor­mal­fall bis zu einem hal­ben Jahr dau­ern, für die nur rela­tiv klei­nen Minen­jagd­boo­te vor­über­ge­hend auf maxi­mal drei Mona­te zu beschrän­ken. Durch die Ein­schrän­kun­gen der welt­wei­ten Coro­na-Pan­de­mie besteht für die Besat­zun­gen so gut wie kei­ne Mög­lich­keit des Landgangs.

Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen

Die NATO unter­hält vier stän­di­ge mari­ti­me Ein­satz­ver­bän­de, die von den Mit­glieds­staa­ten mit Schif­fen und Boo­ten besetzt wer­den und gemein­sam mit Luft- und Land­streit­kräf­ten sowie Spe­zi­al­ein­hei­ten die 2002 auf­ge­stell­ten NATO-Ein­greif­kräf­te NATO Respon­se Force (NRF) bilden.

Die Ein­hei­ten in die­sen Ver­bän­den haben ein mehr­mo­na­ti­ges Aus­bil­dungs­pro­gramm absol­viert und sind auf hohem Aus­rüs­tungs- und Aus­bil­dungs­stand. Sie kön­nen nach ent­spre­chen­den NATO- und natio­na­len Beschlüs­sen schnell ver­legt wer­den und ste­hen für Ope­ra­tio­nen im Rah­men des Kri­sen­ma­nage­ments genau­so zur Ver­fü­gung, wie für Maß­nah­men der kol­lek­ti­ven Ver­tei­di­gung. Sie unter­ste­hen dem Ober­be­fehl des NATO – Befehls­ha­bers in Euro­pa (Supre­me Allied Com­man­der Euro­pe, SACEUR). Die NATO Respon­se Force wur­de auf Beschluss der Mit­glieds­staa­ten 2014 um eine als “Speer­spit­ze” bekann­te Very High Rea­di­ness Joint Task Force erwei­tert, zu der auch die mari­ti­men Ein­satz­grup­pen zählen.

Die Zusam­men­zie­hung zu einer NRF dient außer­dem der gemein­sa­men Aus­bil­dung und Qua­li­fi­zie­rung, wes­halb die Ver­bän­de regel­mä­ßig an Manö­vern unter NATO-Füh­rung oder auf Ein­la­dung ein­zel­ner Mit­glieds­staa­ten teil­neh­men. Die SNMCMG 1 ope­riert ganz­jäh­rig über­wie­gend in Nord- und Ost­see und angren­zen­den See­ge­bie­ten. Der Ver­band hat den Auf­trag, ein­satz­be­reit in See zu ste­hen und dabei alle Aspek­te der Minen­kampf­füh­rung zu trai­nie­ren. Sie demons­trie­ren die Ent­schlos­sen­heit und den Zusam­men­halt der Alli­anz und ver­tie­fen durch Hafen­be­su­che und Aus­tausch­pro­gram­me die Koope­ra­ti­on mit Partnerstaaten.

Manö­ver und Aus­bil­dung sind aber nur eine Auf­ga­be der NATO-Boo­te. Sie sichern die See­we­ge durch Prä­senz und Minen­ab­wehr und wer­den auch zu His­to­ric Ord­nan­ce Dis­po­sal Ope­ra­ti­ons (HOD) oder Alt­las­ten­be­sei­ti­gung in Nord- und Ost­see ein­ge­setzt. Dabei iden­ti­fi­zie­ren oder besei­ti­gen sie See­mi­nen, Tor­pe­dos und Bom­ben aus den Welt­krie­gen oder dem Kal­ten Krieg, die bis heu­te eine Gefahr für die See­schiff­fahrt darstellen.

Bild : Minen­jagd­boot Dat­teln (M 1068) fährt im Rah­men der Mis­si­on EUNAV­FOR MED Ope­ra­ti­on Sophia, am 24.06.2016.

Foto­credits : Bundeswehr/​PAO EUNAV­FOR MED

Ori­gi­nal-Con­tent von : Pres­se- und Infor­ma­ti­ons­zen­trum Mari­ne, über­mit­telt durch news aktuell

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