E‑Zigaretten als medizinische Inhalatoren

 

Team der Fachhochschule Südwestfalen und der neuseeländischen University of Canterbury forscht an thermischer Aerosolgewinnung 

 

bri­lon-total­lo­kal : Christchurch/​Meschede : E‑Zigaretten sind im Prin­zip nichts ande­res als Inha­la­to­ren. Durch die Ver­damp­fung von Flüs­sig­kei­ten die­nen sie der Gewin­nung atem­ba­rer Aero­so­le. Wie sich die­se Tech­nik auch für medi­zi­ni­sche Zwe­cke nut­zen lässt, erforscht ein inter­dis­zi­pli­nä­res Team der Fach­hoch­schu­le Süd­west­fa­len und der Uni­ver­si­ty of Can­ter­bu­ry aus Christ­church in Neuseeland.

 

„Inter­es­sant ist die Tech­no­lo­gie der ther­mi­schen Aero­sol­ge­win­nung vor allem, weil die Gerä­te durch Mas­sen­pro­duk­ti­on güns­tig sind und die Dosie­rung gut kon­trol­lier­bar ist“, erklärt Prof. Dr. Patrick Scheu­ne­mann. Der Maschi­nen­bau­pro­fes­sor aus Mesche­de unter­sucht die Aero­sol­bil­dung in den Gerä­ten. Im Labor beob­ach­tet Scheu­ne­mann Stoff­über­tra­gung, Wär­me­ver­tei­lung und Strö­mung in Inha­la­to­ren mit einer Hoch­ge­schwin­dig­keits­ka­me­ra und über­trägt die Erkennt­nis­se in strö­mungs­me­cha­ni­sche Simu­la­ti­ons­mo­del­le. Sei­ne Kolleg*innen in Neu­see­land erfor­schen den anschlie­ßen­den Ein­trag in die mensch­li­chen Atem­we­ge. Auf Basis von Magnet­re­so­nanz­to­mo­gra­phie-Auf­nah­men mensch­li­cher Lun­gen haben die Forscher*innen Simu­la­ti­ons­mo­del­le für ver­schie­de­ne Lun­gen-Geo­me­trien auf­ge­stellt. So kön­nen sie die Aero­sol­ver­tei­lung bei­spiels­wei­se in männ­li­chen oder weib­li­chen Lun­gen oder in ver­schie­de­nen Alters­grup­pen analysieren.

 

„Je klei­ner die im Inha­la­tor gebil­de­ten Tröpf­chen, des­to tie­fer kön­nen sie grund­sätz­lich in die Lun­ge ein­drin­gen“, ver­deut­licht Scheu­ne­mann. So lässt sich über die Tröpf­chen­grö­ße regu­lie­ren, ob Wirk­stof­fe im Mund, Rachen oder in den Bron­chi­en abge­setzt wer­den. Hier hät­ten ther­mi­sche Inha­la­to­ren Vor­tei­le gegen­über mecha­ni­schen Sprays, wenn die Wirk­stof­fe robust gegen Ver­damp­fung sei­en. „Unse­re For­schun­gen dre­hen sich inso­fern um die Fra­ge, wie man bestimm­te Tröpf­chen­grö­ßen erreicht, die in den Atem­we­gen zu sinn­vol­len Stel­len trans­por­tiert wer­den“, so Scheu­ne­mann. Über Mikro­con­trol­ler sei bei elek­tri­schen Inha­la­to­ren zudem die Dosie­rung kon­trol­lier- und steu­er­bar. So lie­ßen sich Fehl­do­sie­run­gen oder Unfäl­le bei­spiel­wei­se mit Kin­dern ver­mei­den. Ein schö­ner Neben­ef­fekt der For­schung : Das Team konn­te Ansatz­punk­te für die Ver­rin­ge­rung der Schäd­lich­keit von E‑Zigaretten herausfinden.

Schnittbild durch die Aerosolbildungszonen
Schnitt­bild durch die Aero­sol­bil­dungs­zo­nen eines quer ange­ström­ten Dampf­ge­misch­strahls (Far­ben zei­gen ver­schie­de­ne Ent­fer­nun­gen vom Düsen­aus­tritt) Fach­hoch­schu­le Südwestfalen

Ver­öf­fent­li­chung der Ergebnisse

Das For­schungs­team hat die Erkennt­nis­se der Grund­la­gen­for­schung zu Kon­den­sa­ti­on, Tröpf­chen­wachs­tum und umge­ben­der Luft­strö­mung in ther­mi­schen Inha­la­to­ren auf einer Tagung der aus­tra­li­schen Uni­ver­si­ty of Queens­land vor­ge­stellt. Die Ergeb­nis­se sind zudem ver­öf­fent­licht unter dem Titel „Aero­sol Gene­ra­ti­on by Con­den­sa­ti­on in Lami­nar Boun­da­ry Lay­ers for Inha­lers“. Autoren sind Patrick Scheu­ne­mann, David Scha­dow, Paul Ste­phen­son und Mark Jer­my. Der Bei­trag ist online ver­füg­bar : https://​espace​.libra​ry​.uq​.edu​.au/​v​i​e​w​/​U​Q​:​d​a​6​1​a47

Bild oben : Aero­sol­bil­dung bei der Mischung von kal­ter Luft mit ver­dampf­ten Trägergemischen

Foto­credits : Fach­hoch­schu­le Südwestfalen

Quel­le : Fach­hoch­schu­le Südwestfalen

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