Mit Eigenverantwortung, Ausdauer und Beharrlichkeit geht der Caritasverband Arnsberg-Sundern e.V. durch die Corona-Zeit – jetzt ist wieder die Politik gefordert
winterberg-totallokal : Der Caritasverband Arnsberg-Sundern ruft die Politik und die Landesregierung um weitere Unterstützung für die sensiblen Einrichtungen auf ! Die Erfahrungen belegen, dass zum Schutz vor einer Corona-Infektion und eines Ausbruchsgeschehens in sensiblen Einrichtungen sehr unterschiedliche Schutzmaßnahmen angewendet werden müssen und man sich nicht nur auf einzelne Maßnahmen verlassen sollte.
Der Caritasverband Arnsberg-Sundern hat in den zurückliegenden Pandemie-Monaten immer wieder auch wichtige Themen in unserer Gesellschaft politisch angeschoben. Mit Blick auf die zweite Welle und die erneuten Ausbrüche in sensiblen Einrichtungen in Deutschland weist der Caritasverband erneut auf eine wichtige Thematik hin und hofft auf eine entsprechende politische Unterstützung.
„Auch schon vor dem Corona-Virus und ohne eine Pandemie im Nacken, die die Welt in Atem hält, hat der Caritasverband Arnsberg-Sundern in seinen Einrichtungen auf Grundlage guter Hygienekonzepte gearbeitet, sie regelmäßig kontrolliert und ggfs. überarbeitet. Im Jahr 2020 hat der Verband trotzdem aufgrund der Corona-Pandemie in dieser Hinsicht bisher viele Herausforderungen bewältigen müssen“, so Christian Stockmann und Marek Konietzny, Vorstände des Caritasverbandes.
Im Februar/März 2020 mit Beginn der Pandemie wurden weitergehende Schutzkonzepte und Verhaltensregeln zur Bekämpfung eines Corona-Ausbruchs in den Einrichtungen und Diensten eingeführt. Ein für die zwischenmenschliche Tätigkeit ungewöhnliches Vorgehen ist bis heute die Vorgabe, soweit wie möglich in den Arbeitsfeldern auf soziale bzw. konkreter physische Distanz zu gehen.
Im März/April war in Deutschland die Schutzausrüstung kaum vorhanden und beziehbar. Der Caritasverband Arnsberg-Sundern hat mit großem Engagement darauf hin eigenständig Schutzausstattung mit deutschen Kooperationspartnern aus dem Ausland organisieren müssen. Eine andere Unterstützung gab es in den ersten Wochen nicht.
Im April/Mai hat der Verband die Politik und das verantwortliche Ministerium aufgefordert, COVID-19 Testungen in den sensiblen Einrichtungen zu ermöglichen, um ein Ausbruchsgeschehen und schlimme Verläufe zu verhindern. Dieser Vorschlag wurde politisch nicht unterstützt. Aus diesem Grund hat der Verband dann eigenverantwortlich präventive Testungen im Juni 2020 flächendeckend für die Mitarbeiter*innen in seinen Einrichtungen und Diensten organisiert und ermöglicht. „Wir haben als Verband über die ganzen Monate hinweg diese präventive Testung für die sensiblen Einrichtungen politisch eingefordert. Mehr als ein halbes Jahr später kam dann endlich auch die nötige politische Unterstützung. Nun können seit November 2020 bundesweit COVID-19 Schnelltests in sensiblen Einrichtungen durchgeführt werden“, resümiert Stockmann.
Seit Juni/Juli beschäftigt sich der Caritasverband Arnsberg-Sundern darüber hinaus auch mit dem wichtigen Thema der Innenraumlufthygiene. Als komplementäre Unterstützung und Verhinderung einer möglichen Verbreitung des Corona-Virus in sozialen Einrichtungen durch Aerosole in der Raumluft ist die Innenraumlufthygiene ein weiterer wichtiger Baustein. Dieses Thema war für die Herbst- und Winterzeit offensichtlich und vorhersehbar. Im Herbst 2020 wurde dieses Thema auch schon in der öffentlichen Wahrnehmung und auch in der Presse diskutiert. Es ist aber schnell aus den politischen Diskussionen verschwunden, obwohl es ein sehr bedeutender Aspekt bis heute ist.
Leider gab es in der jüngsten Vergangenheit zu wenig aussagekräftige Studien und wissenschaftliche Belege für eine Wirkung in Bezug auf das Corona-Virus. Auch bei diesem Thema ist der Caritasverband Arnsberg-Sundern deshalb eigeninitiativ tätig geworden. In Zusammenarbeit mit dem Experten, Dipl. Chemiker Martin Wesselmann (Berufenes Mitglied im DIN/VDI Normungsausschuss für Schadstoffmessungen im Innenraum (VDI 4300 –Blatt 1, Blatt 11+12) und Mitglied der Innenraumhygienekommission des Umweltbundesamtes) wurde eine Überprüfung einer raumlufttechnischen Anlage nicht nur im Laborbetrieb, sondern im Realbetrieb beispielhaft in einem der stationären Seniorenhäuser und in einem Kindergarten mit all den alltäglichen Herausforderungen in unterschiedlichen Testzyklen durchgeführt.
Die Ergebnisse sind sehr überzeugend. Entsprechend des Gutachters Wesselmann kann davon ausgegangen werden, dass mit der Unterstützung der raumlufttechnischen Anlagen eine mögliche Verbreitung des Corona-Virus über die Raumluft deutlich reduziert werden kann :
Die Messungen im Seniorenhaus haben ergeben, dass durch den Einsatz der Luftreinigungsgeräte eine klar belegbare Minderung einer Aerosolbelastung in den Räumen unter realen Nutzungsbedingungen vorhanden ist. Durch Lüften und den Einsatz von Luftreinigern erreicht man eine deutliche permanente Senkung der Belastung in der Raumluft, so dass kein erhöhtes Risiko der Ansteckung mehr vorhanden ist. Bereits nach 5 Minuten nach Einschalten des Innenraumlüfters ist eine Konzentrationsabnahme um ca. 50% in der Raumluft zu verzeichnen und die prozentualen Partikelabnahmen sind nach 30 Minuten im Bereich von 80%.
Bei der Bewertung ist ferner darauf zu verweisen, dass die Raumluftkonzentration ein sehr guter Indikator für die Luftqualität ist, auch für die Bewertung einer möglichen Infektion über die Raumluft. „Die Notwendigkeit von regelmäßigen Belüftungen hat in dem Falle des untersuchten Seniorenheimes gezeigt, dass auf Grund der zum Teil sehr „kälteempfindlichen“ Personenkreise vermehrte manuelle Belüftungen durch Querlüftungsvorgänge, insbesondere mit verbundenen Forderungen nach 20–30minütigen Lüftungsintervallen, schwer realisierbar sind. Daher ist insbesondere eine Aufstellung von Luftreinigern in Seniorenheimen und ähnlichen Einrichtungen eine zielführende Erweiterungsmaßnahme zur Reduzierung von Infektionsrisiken durch Viren belastete Aerosole“, so der Experte Dipl. Chemiker Wesselmann in seinem Gutachten.
Eine Forderung nach einer Verbesserung der Luftqualität, insbesondere durch automatisierte Lüftungsanlagen, ist laut Experten neben der Luftzufuhr durch Frischluft hilfreich ! Qualifizierte Luftreiniger sind dafür aus Expertensicht geeignet und als „add on“ neben den anderen wichtigen Maßnahmen wie Abstand, Schutzkleidung etc. sinnvoll und lassen sich schnell installieren.
Seit November sind alle Einrichtungen des Caritasverbandes Arnsberg-Sundern mit den RLT-Filteranlagen ausgestattet. „Insbesondere in den sensiblen Einrichtungen sind die RLT-Filteranlagen eine sinnvolle und zielgerichtete präventive Maßnahme und Ergänzung. Die aktuelle Coronaschutzverordnung des Landes NRW sieht genau diese präventiven und innovativen Techniken vor. Diese sollen durch die zuständigen Behörden gefördert und ermöglicht werden“, so Konietzny, kaufmännischer Vorstand.
Durch den Austausch in den letzten Wochen nimmt der Verband zur Kenntnis, dass die sensiblen Einrichtungen, vom Pflegeheim über die Wohnhäuser für Menschen mit Behinderung bis zur Werkstatt oder Kindergarten, die technische Ausstattung mit Luftfilteranlagen im Rahmen der regulären Finanzierungssystematik im üblichen Verfahren aufwändig klären sollen. Leider bleibt die Intervention und Forderung nach Unterstützung für die ergänzende technische Ausstattung mit Luftfilteranlagen immer noch ungeklärt. Entsprechende Interventionen des Verbandes beim Ministerium laufen bisher ins Leere. „Wir hoffen deshalb, dass diese Schutzmaßnahme bald wieder in den Fokus der politisch Verantwortlichen und der Öffentlichkeit rückt!“, darauf weisen Stockmann und Konietzny hin.
Sehr aufmerksam verfolgt der Verband die Entwicklung und Möglichkeiten für andere öffentliche Bereiche, wie Universitäten, Stadthallen, Museen und (Anfang Februar im Landtag NRW) auch für Justizgebäude. Für diese Gebäude wurden bzw. werden interessanterweise konkrete Förderprogramme für den Corona bedingten Mehraufwand aufgelegt. Genau das, was der Caritasverband Arnsberg-Sundern für die sensiblen Einrichtungen auch als sinnvoll erachten würde.
Mit den unterschiedlichen Schutz- und Vorsorgemaßnahmen (Hygienekonzepte, Schutzkleidung, COVID-19 Testung, etc.), den jetzt durchgeführten Impfungen gegen das Corona-Virus und die technische Unterstützung zur Minimierung der Aerosol-Belastung in der Innenraumluft in Gemeinschaftseinrichtungen, kann der Verband die sensiblen Pflege- und Betreuungseinrichtungen gut schützen, ohne dass sie ihren „offenen Charakter“ verlieren. Denn die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft muss auch für die sehr vulnerablen Personenkreise gesichert werden. „Das macht unsere solidarische Gemeinschaft doch am Ende auch aus!“, betont Stockmann, sozialfachlicher Vorstand, den gesellschaftlichen Anspruch.
Aktuelle Hintergrundinfo zur Situation bezüglich Luftfilteranlagen
- Weitere Hintergrundinfos zu den unterschiedlichen Schutzmaßnahmen und der Innenraumhygiene hierzu im Caritas-Video unter folgendem Link https://youtu.be/gj3eakklBG4
- Anfang Februar wurde z.B. im Landtag NRW im Haushals- und Finanzausschuss über die Ausstattung mit Luftfilteranlagen gesprochen :
„Der weitere Verlauf der Corona-Situation – insbesondere in den Wintermonaten – hat inzwischen ergeben, dass die Beschaffung von Raumluftreinigungsgeräten zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs bei Gerichten, Staatsanwaltschaften und Justizvollzugsanstalten notwendig ist, weil anderenfalls die Gewährung effektiven Rechtsschutzes und eines ordnungsgemäßen Strafvollzugs unter Corona-Bedingungen nicht sichergestellt werden kann. Eine Beschaffung von Raumluftreinigungsgeräten soll für solche Räume erfolgen, deren hinreichend sichere Nutzung aufgrund der Gegebenheiten vor Ort nicht allein durch aktives Lüften mit den erforderlichen Lüftungsfrequenzen möglich ist.“ (Vorlage 17/4573)
Die Justizgebäude sollen auf Grundlage eines ähnlichen Arguments entsprechend ausgestattet werden ! Bisher liegen Förderprogramme für öffentliche Gebäude wie Theater und Museen, für Uni-Hörsäle oder Schul-Aulen vor und jetzt folgt die Justiz. Diesem Thema nimmt man sich aus Sicht des Caritasverbandes Arnsberg-Sundern für die sensiblen Gemeinschafts-Einrichtungen bisher nicht mit so großem Engagement an !
Quelle : Caritasverband Arnsberg-Sundern e.V.