Die Orangen-Aktion geht weiter

Nach dem überwältigenden Erfolg werden Anfang Februar noch einmal Früchte geliefert

win­ter­berg-total­lo­kal : Am Anfang war es nicht viel mehr als die berühm­te Schnaps­idee : „Wir kau­fen Oran­gen in Süd­ita­li­en und unter­stüt­zen damit ein Pro­jekt für eine fai­re Behand­lung der Sai­son­ar­bei­ter und für den Anbau von Bio-Oran­gen.“ Als das Amt für Mis­si­on, Öku­me­ne und kirch­li­che Welt­ver­ant­wor­tung – kurz : MÖWE – der Evan­ge­li­schen Kir­che von West­fa­len Anfang Okto­ber über die­se Idee die Kir­chen­krei­se infor­mier­te, konn­te nie­mand ahnen, welch gigan­ti­scher Erfolg das wer­den würde.

„Wir hat­ten ja über­haupt kei­ne Vor­stel­lung, wie viel Bestel­lun­gen bei uns ein­ge­hen wür­den. Das war ja auch für uns völ­li­ges Neu­land“, räumt Kat­ja Brey­er, die das Pro­jekt bei der MÖWE ver­ant­wor­tet hat, ehr­lich ein. 5000 Kilo hat­te man anfangs schon als Erfolg ange­se­hen. Am Ende wur­den dar­aus fast 20.000 Kilo der zucker­sü­ßen Süd­früch­te, die von Ita­li­en aus nach Bie­le­feld und Bochum, Soest oder Hamm spe­di­tiert wurden.

Auch der Kir­chen­kreis Soest-Arns­berg war von Anfang an dabei. „Da machen wir in jedem Fall mit“, hat­te Super­in­ten­dent Dr. Manu­el Schil­ling ver­spro­chen und den Finanz­aus­schuss über­zeu­gen kön­nen, eine statt­li­che Sum­me für den Ankauf zur Ver­fü­gung zu stel­len. Die Idee : Die Kir­chen­ge­mein­den soll­ten die Früch­te gemein­sam mit der fro­hen Bot­schaft und einem lie­ben Gruß vom Kir­chen­kreis („Bit­te blei­ben Sie gesund!“) nach den Weih­nachts-Got­tes­diens­ten an die Besu­cher verschenken.

Lei­der tor­pe­dier­te Coro­na auch die­se schö­ne Idee. Die krea­ti­ven Kir­chen­ge­mein­de zwi­schen Sau­er­land und Lip­pe fan­den ande­re Mög­lich­kei­ten. Bri­lon zum Bei­spiel hat sei­ne über 2000 Oran­gen direkt von Haus­tür zu Haus­tür an sei­ne Gemein­de­glie­der ver­teilt. Ande­re nutz­ten die zu den Weih­nachts­ta­gen geöff­ne­ten Kir­chen und ver­süß­ten den Besu­chern so den Besuch mit einem son­ni­gen Gruß aus  Italien.

Am Ende waren es fast 2000 Kilo, die der Kir­chen­kreis so an Mann, Frau und Kind gebracht hat. „Ein über­wäl­ti­gen­der Erfolg“, freu­te sich Kat­ja Breyer.

Geju­belt über die evan­ge­li­sche Lust auf Oran­gen hat man auch in Süd­ita­li­en. Das Pro­jekt SOS Rosar­no in Kala­bri­en sorgt dafür, dass die Ern­te­hel­fer, meist Migran­ten aus Afri­ka, mit Min­dest­löh­nen ent­lohnt und ver­nünf­tig unter­ge­bracht wer­den – sonst eher die Aus­nah­me bei den Oran­gen-Pro­du­zen­ten in Kala­bri­en. 2500 Wan­der­ar­bei­ter kom­men jedes Jahr und wer­den in der Regel für die Arbeit auf den Plan­ta­gen mit maxi­mal 25 Euro am Tag abge­speist. Nicht sel­ten wird davon auch noch ein Anteil für Kost und Logis ein­be­hal­ten. Menschenunwürdig.

De Ursa­che für die­se Aus­beu­tung und Skla­ve­rei liegt in ers­ter Linie in der Ein­kaufs­po­li­tik der gro­ßen Han­dels­ket­ten. Die zah­len 12 Cent für das Kilo Oran­gen, die Pro­duk­ti­ons­kos­ten lie­gen bei 20 Cent. Des­halb haben die Bau­ern oft nur zwei Mög­lich­kei­ten : ent­we­der die Früch­te auf den Plan­ta­gen ver­fau­len zu las­sen oder die Tage­löh­ner auszubeuten.

Mit dem Pro­jekt in Rosar­no ist nun eine erfolg­rei­che Keim­zel­le des Wider­stands ent­stan­den. Der Ver­ein zahlt Tarif­löh­ne sowie Sozi­al­bei­trä­ge, ver­treibt aus­schließ­lich nur Oran­gen von Öko-Betrie­ben und orga­ni­siert den Ver­kauf an Bio­lä­den und Dritte-Welt-Läden.

Auf­grund des gro­ßen Erfol­ges und der star­ken Nach­fra­gen nach den para­die­si­schen Früch­ten hat sich die MÖWE nun spon­tan ent­schlos­sen, das Pro­jekt kurz­fris­tig fort­zu­set­zen. Ab sofort kön­nen unter margot@​bell-​lippstadt.​de noch ein­mal  Oran­gen geor­dert wer­den. Die wer­den in 10 Kilo-Kis­ten zum Preis von 27 Euro ver­kauft. Ver­kaufs­stel­len für weni­ger Kilos sind wie­der der Drit­te-Welt-Laden Lipp­stadt sowie der Unver­packt-Laden. Bestel­lun­gen müs­sen bis zum 14. Janu­ar erfol­gen. Abge­holt wer­den kön­nen die Oran­gen dann in den ers­ten Februartagen.

Bild : Super­in­ten­dent Manu­el Schil­ling (kniend) und Öffent­lich­keits­re­fe­rent Hans-Albert Lim­b­rock haben einen Groß­teil der Oran­gen bei den Kir­chen­ge­mein­den – hier in Gese­ke –  abgeliefert.

Foto­credits : Ste­fa­nie Lappe

Quel­le : Evan­ge­li­schen Kir­chen­kreis Soest-Arnsberg

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